Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
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Es besuchte mich damals auch der norwegische Physiker Gunnar<br />
Randers, der wohl eine Zeit in Amerika gewesen ist und sich dann<br />
in Norwegen mit Astrophysik und Kernphysik beschäftigt hat. Er<br />
hatte den Auftrag, mit mir zu reden, wahrscheinlich wegen der V2-<br />
Gerüchte. Das genaue Datum könnte man leicht herausfinden,<br />
denn es war gerade am Tag einer Sonnenfinsternis, und er hatte ein<br />
geschwärztes Glas mitgebracht, um <strong>die</strong> Sonne zu beobachten. Ich<br />
habe ihm <strong>die</strong> richtige Sachlage bezüglich meiner Tätigkeit in<br />
Deutschland erklären können, und wir haben uns, wenigstens nach<br />
meiner Meinung, damals recht gut verstanden.<br />
Später wurde nämlich eine Kommission gebildet, <strong>die</strong> eine<br />
»Fachliche Beurteilung« über meine Tätigkeit und zur Klärung<br />
meiner Lage erstellt hat. Ich selbst habe nicht viel von <strong>die</strong>sen<br />
Untersuchungen gemerkt, aber ich bin in <strong>die</strong>ser Richtung recht<br />
unempfindlich. Es ist auch denkbar, daß Leute Bösartiges über<br />
mich ausgesagt haben, das ich entweder nicht verstanden habe,<br />
oder um das ich mich nicht gekümmert habe. Jedenfalls schien man<br />
damals ernsthafte Zweifel über mein Benehmen während des<br />
Krieges zu haben. Ich nehme an, daß <strong>die</strong> Polizeibehörden einfach<br />
Experten haben wollten, um einige Fragen zu beantworten, <strong>die</strong> sie<br />
selbst nicht beurteilen konnten. Ich finde das ganz natürlich. Aber<br />
<strong>die</strong> Stimmung in Norwegen war damals überhitzt, und nicht immer<br />
wurde alles ruhig und gerecht überlegt und beurteilt. Ich grolle nicht<br />
und trage keinem etwas nach. Aber damals fand ich es doch recht<br />
gut und günstig, daß ich bald danach in der Schweiz meine Arbeit<br />
wieder aufnehmen konnte.<br />
Die Verdächtigungen nach dem Kriege haben trotz allem in<br />
gewissen Kreisen etwas Nachgeschmack hinterlassen, und ich bin<br />
froh, daß es nun vollständig aufgeklärt zu sein scheint. Jedenfalls<br />
haben mich <strong>die</strong> großen Blumensträuße der Königlichen Norwegischen<br />
Gesandten, <strong>die</strong> ich im Jahr 1992 bei verschiedenen Ehrungen<br />
erhalten habe, voll überzeugt, daß nun in Norwegen niemand mehr<br />
etwas gegen mich hat. Ich war ja immer sehr stolz darauf, Norweger<br />
zu sein! Ich wurde mehrmals irrtümlich als Deutscher bezeichnet,<br />
zuerst wohl von Professor Gustav Ising, in einem Artikel in<br />
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