Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
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Die prekären Platzverhältnisse führten bald dazu, daß wir große<br />
Röntgenstrahlen-Dosen bekamen. Es gab nicht genügend Platz für<br />
Abschirmungen. Wir fuhren deswegen jede Woche in das Kantonsspital<br />
in Zürich, um <strong>die</strong> Zahl der weißen Blutkörperchen zu<br />
kontrollieren. Lag sie unter 3000 pro Kubikmillimeter, mußten wir<br />
Urlaub nehmen. <strong>Als</strong> wir <strong>die</strong> Leistungen der Maschine weiter<br />
steigerten, wurde <strong>die</strong> Strahlung sogar für <strong>die</strong> Arbeiter in der Halle<br />
darüber zu hoch. Letzteres war nun für eine wichtige Verbesserung<br />
entscheidend: Wir bekamen endlich ein geeignetes Strahlenlabor,<br />
in dem wir uns vor der Strahlung schützen konnten.<br />
Bei BBC hatte ich freie Hand und konnte – freilich bis auf den<br />
Arbeitsort – praktisch alles selbst bestimmen. Das kam daher, daß<br />
sonst niemand etwas von Betatrons verstand. Ich hatte einfach den<br />
Auftrag, ein Betatron zu bauen. Und das habe ich im wesentlichen<br />
Professor Scherrer zu verdanken, der sich für den Bau des Betatrons<br />
sehr stark eingesetzt hatte. Sein Interesse war wohl entscheidend.<br />
Und BBC wollte irgendwie in der Atom- und Kernphysik<br />
»dabei sein«; das Betatron lag in <strong>die</strong>ser Richtung, obwohl es von<br />
Anfang an nur für medizinische Zwecke gedacht war. Die 31<br />
Millionen Volt hatten eben eine hypnotisierende Wirkung. Und <strong>die</strong><br />
Atombomben, <strong>die</strong> in Japan explo<strong>die</strong>rten, hatten <strong>die</strong> Industrie auch<br />
für das Thema Atomphysik sensibilisiert.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle muß ich auch <strong>die</strong> Unterstützung von Walter<br />
Boveri nochmals erwähnen. Er war ein guter Freund von Professor<br />
Scherrer. Später, aber nicht viel später, kam auch Professor Dr.<br />
Hans Rudolf Schinz von der Universität Zürich mit ins Bild, der den<br />
Bau von Betatrons auch stark befürwortete. Er leitete <strong>die</strong> Strahlentherapie<br />
im Kantonsspital Zürich. Außer den medizinischen Anwendungen<br />
wurden <strong>die</strong> Betatrons aber auch für <strong>die</strong> zerstörungsfreie<br />
Materialprüfung sehr wichtig. Selbst das Hamburger 15-<br />
MeV-Betatron wurde ja schon in England dafür eingesetzt.<br />
<strong>Als</strong> wir uns dann in dem Strahlenlabor eingerichtet hatten, ging<br />
alles recht schnell voran, und im Herbst 1949 brachten wir <strong>die</strong><br />
Maschine ins Kantonsspital nach Zürich, wo ein speziell eingerichteter<br />
Raum auf sie wartete. Es gab noch viel zu tun, besonders mit<br />
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