für seine, des Redners, Anträge in der Bodenzinsfrage vom ganzen Zentrum nur ein Einzigergestimmt. Da im Finanzausschuss meist Prälaten und Oberlandesgerichtsratsräte säßen, seiauch dort schwer etwas durchzubringen. Die Bodenzinsfrage habe man rasch abgetan <strong>mit</strong> demHinweis auf die ungünstige Finanzlage. Trotzdem habe man 1 1/2 Millionen gehabt fürAufbesserung der Geistlichengehälter unter 4 Millionen für Aufbesserung derBeamtengehälter. Das Merkwürdigste sei, dass auch die bäuerlichen Abgeordneten für dieBeamtenaufbesserungen zu haben seien, beziehungsweise dafür stimmten. Solange man <strong>mit</strong>Vorliebe Juristen und Beamte in die Kammer wähle, deren einseitige Bildung die Kenntnisder Volksbedürfnisse vermissen lasse, sei eine Wendung zum Besseren nicht zu erwarten.Besonders die jüngeren Beamten hätten die Fühlung <strong>mit</strong> dem Volk fast ganz verloren. DieWähler sollten daher Leuten ihre Stimme geben, welche von der Landwirtschaft und Industrieauch etwas verstünden. Dagegen bestehe die Landtagsmehrheit vorwiegend aus Geistlichen,Beamten und Geldsäcken, welche vor der Wahl stets von Einschränkungen und vom Sparensprechen, aber wenn Sie gewählt seien, alles bewilligen. Bei ihnen sei das Wort Oppositionein leerer Schall. So habe der Pensionsetat vor 8 - 10 Jahren circa 10 Millionen betragen.Derselbe sei stetig im Wachsen und nach zirka acht Jahren dürften die Pensionen für Beamte,Geistliche und Arbeiter auf circa 30 Millionen angewachsen sein. Um die Zukunft derproduzierenden Stände kümmere sich niemand, obwohl die Anforderungen an die Leistungendes einzelnen immer höher würden. Klagen und Wünsche des Volkes würden nichtberücksichtigt. Ein Rentamtmann habe einmal den Rentamtmannsboten gefragt, ob die Leuteüber die Steuern recht schimpfen und als derselbe diese und die weitere Frage, ob sie dennzahlten, bejahte, erwidert: nun, wenn sie zahlen, dann lasse nur schimpfen. Es sei daherhöchste Zeit, dass die Wähler Männer <strong>mit</strong> steifem Rückgrat als ihre Vertreter wählen, dieauch halten, was sie versprechen, die völlig unabhängig seien, deren Abstimmung nicht durcheine Beförderung, einen Titel oder Orten eingelöst werden könne. Man habe daher in derKammer die "freie Vereinigung", welcher Abgeordnete aller Parteien angehören könnten. Aufdem neutralen Boden des allgemeinen Volkswohles und der wirtschaftlichen Grundlagekönnten die Vertreter der verschiedensten Parteien friedlich zusammenarbeiten. Dieselbenmüssten auf Beseitigung beziehungsweise Ablösung der Bodenzinse und die Verminderungder Grundsteuer hinwirken. Man habe ja eine Vorlage zur Ermäßigung der Grundsteuergemacht, die jedoch ganz unzulänglich sei. Danach könne einem beim Nachweis vielerSchulden und vieler Kinder ein Nachlass bis zu 10% gewährt werden. Es sei dies ein wahresBettelgesetz (der überwachende Vertreter der königlichen Staatsregierung beanstandet dieBezeichnung einer Vorlage der königlichen Staatsregierung als "Bettelgesetz". Der Rednerrepliziert, dass er die Vorlage auch in der Kammer so bezeichnet habe, korrigiert sich jedochauf den Einwand des Herrn Bezirksamts-Assessors Seiffert, dass der Redner das, was er imAbgeordnetenhaus als Abgeordneter sagen dürfe, nicht auch in einer Volksversammlungsagen könne und bezeichnet die Vorlage als ein "Nachlassgesetz"). Der Redner will <strong>mit</strong>Rücksicht auf seine kurz bemessene Zeit nur noch einige wichtige Fragen flüchtig beleuchten.Der von der Regierung in Vorlage gebrachte Schulgesetzentwurf bürde den Gemeindenwieder größere Lasten auf. Wenn der Staat den Schulzwang in der Volksschule verlange, somöge er auch die Kosten tragen. Derselbe zahle die Gymnasien, die Universitäten, die Lyzeen,also alle Unterrichtsanstalten, welche den besseren Ständen zugute kommen, es sei darumnicht verständlich, warum man die Kosten der Volksschule den Gemeinden aufbürde. Manhabe in den letzten 10 Jahren sehr viel aus Preußen, aber leider nicht immer das Gute herübergenommen. So habe die Gesetzgebung der letzten 10 Jahre den Gemeinden vielesabgenommen und ihnen immer mehr Lasten aufgebürdet. Er erinnere nur an dasVerehelungsgesetz, <strong>mit</strong> dem man ganz einverstanden sein könne, wenn der Staat die Kostenfür die Armenunterstützung übernehme. Wenn der Staat 123 Millionen habe zur Erhöhung derBeamtengehälter, so müsse er auch Mittel zur Entlastung der überlasteten Gemeindenbereitstellen. Auch die ärztliche Standesordnung durch eine Ärztekammer, welche unterEberl Hubert, Kreuzbergstr. 6, 85232 <strong>Bergkirchen</strong> Seite 20 15.01.2013
anderem die Erhöhung der ärztlichen Gebühren verlange, würde die bäuerlichen Gemeindenwieder am härtesten treffen, da diese in der Regel weiter entfernt von einem Arzt wohnen.Das gleiche gelte aus demselben Grund von dem Notar und dem Advokaten. Auch dieBesitzveränderungssteuer belaste wiederum den Bauern in ganz ungewöhnlicher Weise. Werzu einer Bank gehe und sich 10000 Mark Papiere kaufe, könne das <strong>mit</strong> circa 10 MarkUnkosten bewerkstelligen, während die Unkosten bei Verkauf oder Kauf von ländlichemGrundbesitz in gleichem Wert circa zweihundert Mark betrügen. Es sei Zeit, dass solcheMissstände und Ungleichheiten vor dem Gesetz beseitigt würden. Leider befänden sich auchunter den Bauern viele Führer, welche ihre Aufgabe nicht gewachsen und daher nichtgeeignet seien. Der Redner schließt <strong>mit</strong> der Devise: Weg <strong>mit</strong> den Parteischwindel! Sammlungaller volksfreundlichen Elemente, gleichviel, welcher Partei sie angehören, auf dem Bodender wirtschaftlichen Fragen und es allgemeinen Volkswohles!(Schluss folgt!)Bauernbundversammlung in <strong>Dachau</strong><strong>Dachau</strong> 11.12.1901Amperbote vom 14.12.1901Fortsetzung des Artikels vom 07.12.1901.Nach einer kurzen Pause erteilt der Vorsitzende das Wort Herren Landtagsabgeordneten Dirr,welcher die Aufhebung der Bodenzinse als eine der Hauptaufgaben der Abgeordnetenbezeichnete. Leider hätte die Majorität gegen die diesbezüglichen praktischen und sehrergiebigen Anträge gestimmt und auch die beantragte namentliche Abstimmung abgelehnt. Esseien lediglich drei Millionen Mark bewilligt für freiwillige Ablösung und eine Million Markals Zuschuss zu dem Tilgungsfond. Schon im Jahr 1818 hätte man unter König MaximilianJoseph I. die Ablösung aller Frondienste, Gilten, Zehenten und bäuerlichen Grundlastengeplant; gegen den Widerstand des Adels und der Geistlichkeit jedoch nicht vollständigdurchführen können. Erst im Jahr 1848 sei die Bodenzinsablösung in die Wege geleitet abernicht durchgeführt worden. Nach dem man im Jahr 1872 ein neues Bodenzinsgesetzgeschaffen, die Intentionen des Gesetzes aber nicht verstanden habe, sei man endlich zu derAnsicht gekommen, dass das Bodenzinsgesetz nicht zurecht bestände und habe eingesehen,dass es auf diesem Weg nicht weitergehe. Endlich sei man im Jahr 1898 so weit gekommen,dass die Bodenzinse gesetzlich anerkannt worden seien und dieselben durch Amortisation undZwangsablösung im Jahr 1942, beziehungsweise in 60 Jahren bei staatlichen Bodenzinsenabgelöst sind. Es frage sich nur, ob es ratsam sein um diesen Betrag abzulösen. Diese Fragesei über all dort zu bejahen, wo der jährliche Bodenzinse wesentlich mehr ausmache, alsZinsen für den 11- oder 12- fachen Betrag. Wer 60 Mark Bodenzinse zahle und zum 12 -fachen Betrag ablöse, sei jedenfalls im Vorteil, war er für die Ablösungssumme bei 4%Verzinsung nur 28,80 Mark Zinsen jährlich bezahle. Übrigens würden auch in einer Anzahlvon Fällen Nachlässe gewährt. Diese träten besonders da ein, wo die Bodenzinse dasDoppelte der Grundsteuer betrügen, bei kleinen Verhältnissen, größerem oder geringeremWohlstand der betreffenden Gemeinden. Zu beachten sei, ob staatliche oder andereBodenzinse in Betracht kämen. Der Vorsitzende spricht im Namen der Versammlung demRedner für seinen lehrreichen Vortrag deren Dank aus. Er erteilt sodann das Wort HerrnEisenberger aus Ruhpolding. Der Redner vergleicht Landwirtschaft und Industrie <strong>mit</strong> denzwei Söhnen eines Bauern, von denen der eine der Landwirtschaft und der andere demStudium sich widme. Der Studiosus sei das Schoßkind an den seitens der Eltern alles hinEberl Hubert, Kreuzbergstr. 6, 85232 <strong>Bergkirchen</strong> Seite 21 15.01.2013
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