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Publikation „Wir sind daran nicht ganz unbeteiligt“ - voestalpine

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Die Experten<br />

Arbeitnehmerinteressen, Schutz vor Übernahmen durch langfristige Sicherung von Kapitalanteilen<br />

– zu sichern, sollten die Anteile in Form einer Stiftung eingebracht werden, wobei<br />

die Arbeitnehmer die Begünstigten der Stiftung <strong>sind</strong>.“<br />

Die Idee, die Belegschaft „rechtzeitig“ vor einer sich abzeichnenden Privatisierung zu mehr<br />

als 10 % am Unternehmen zu beteiligen, kann nachträglich als sehr umsichtig bezeichnet<br />

werden. Die GPA-djp hat in ihrer Kollektivvertragspolitik (gemeinsam mit der PRO-GE,<br />

damals GMTN) dieses Ansinnen unterstützt und dazu beigetragen, dass schon 2003 die<br />

10%ige Beteiligung erreicht werden konnte. Das ist äußerst bemerkenswert und ist auf das<br />

große Engagement aller beteiligten Akteure zurückzuführen.<br />

Richtungsweisende Mitarbeiterbeteiligungsmodelle in der <strong>voestalpine</strong> AG, der Austria<br />

Metall GmbH (AMAG) und der Flughafen Wien AG<br />

Heute zählt die Mitarbeiterbeteiligung der <strong>voestalpine</strong> gemeinsam mit jenen der AMAG und<br />

des Flughafens Wien zu den drei wichtigsten Modellen in Österreich. Neben der wichtigen<br />

„Squeeze-out-Grenze“ ist ein darüber hinausgehender wesentlicher Einfluss auf ein Unternehmen<br />

erst mit Erreichen der Sperrminorität von 25 % plus einer Aktie gewährleistet. Erlangt<br />

ein Beteiligungsmodell diesen Stimmanteil, so ist es möglich, entscheidende Beschlüsse der<br />

Hauptversammlung wie die Gewinnverwendung, Kapitalerhöhungen oder Satzungsänderungen<br />

zu blockieren, da für diese eine 75%ige Mehrheit der Stimmanteile notwendig ist. Ab<br />

einem Anteil von 25 % plus einer Aktie können wichtige strategische Entscheidungen wie<br />

Umstrukturierungen oder Betriebsschließungen wesentlich beeinflusst werden.<br />

Strategische Kernaktionäre durch Kapitalbeteiligung<br />

Wenn es durch eine Bündelung der Anteile von am Unternehmen beteiligten ArbeitnehmerInnen<br />

gelingt, die Belegschaft als strategischen Kernaktionär zu etablieren, hat das<br />

auch positive volkswirtschaftliche Auswirkungen. Es reduziert die Möglichkeit „feindlicher<br />

Übernahmen“, sichert bestehende Arbeitsplätze ab und verhindert möglicherweise einen<br />

Arbeitsplatzabbau, der im Zuge der Realisierung von Synergieeffekten nach Übernahmen<br />

stattfinden würde. Unternehmen, die strategische Kernaktionäre haben, können eine langfristig<br />

ausgerichtete Unternehmenspolitik verfolgen und müssen <strong>nicht</strong> das Hauptaugenmerk<br />

auf eine kurzfristige Börsenkurspflege zu Lasten der langfristigen Entwicklungspotentiale<br />

betreiben. Es kann mitbeeinflusst werden, dass das Headquarter und damit <strong>nicht</strong> nur die<br />

Entscheidungsfindung, sondern auch zahlreiche hochqualifizierte Arbeitsplätze, in Österreich<br />

bleiben.<br />

Die verstärkte Einbeziehung der Beschäftigten in Unternehmensentscheidungen kann plausiblerweise<br />

eine positive Auswirkung auf das Investitionsniveau haben. ArbeitnehmerInnen,<br />

die an einem konkreten Betrieb beteiligt <strong>sind</strong>, haben weniger Interesse an möglichst hohen<br />

Gewinnausschüttungen als an Investitionen in die Zukunftschancen des Unternehmens.<br />

Die „Haltedauer“ von Aktien ist weitaus kürzer als die durchschnittliche Dauer von Beschäftigungsverhältnissen.<br />

Die Beschäftigten <strong>sind</strong> mit dem Unternehmen weitaus stärker<br />

verbunden als Investoren an den sehr liquiden Finanzmärkten.<br />

Die GPA-djp fordert, dass die öffentliche Hand Anteile an volkswirtschaftlich und gesellschaftlich<br />

wichtigen Betrieben zumindest im Ausmaß der Sperrminorität erwirbt bzw. erhält,<br />

damit der langfristige Bestand der Unternehmen gewährleistet wird. Der Staat soll den<br />

Bestand volkswirtschaftlich wichtiger Unternehmen strategisch sichern.<br />

Bedauernswerterweise zog sich die Republik aus zahlreichen Unternehmen zurück, 2003<br />

wurde von der österreichischen Bundesregierung entschieden, auch vollständig aus der<br />

<strong>voestalpine</strong> auszusteigen. Die Belegschaften konnten sich auf die Republik als langfristigen<br />

Eigentümer <strong>nicht</strong> verlassen. Auch so manche inländische, private Eigentümer vormals<br />

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