Publikation „Wir sind daran nicht ganz unbeteiligt“ - voestalpine
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Die Gewerkschaft<br />
öffentlich gehaltener Unternehmen erwiesen sich <strong>nicht</strong> als langfristige Investoren, sondern<br />
waren eher kurzfristig an Unternehmen beteiligt (z. B. Mirko Kovats bei der VA Tech oder<br />
die so genannte Fries-Gruppe bei BÖHLER-UDDEHOLM).<br />
Mehr Stabilität durch die Belegschaft als Kernaktionär<br />
Strategische Beteiligungen zu halten ist aus gewerkschaftlicher Sicht eine industriepolitische<br />
Aufgabe des Staates. Aber wie man sieht, wird dies von unterschiedlichen Regierungen<br />
unterschiedlich beurteilt. Die Belegschaft hat an „ihrem“ Betrieb ein weitaus größeres<br />
Interesse als der Staat, der sich von vielen Beteiligungen getrennt hat. Insofern ist die Belegschaft<br />
der stabilste Kernaktionär, den man sich vorstellen kann. Es kann auch für das<br />
Management eines börsenotierten Unternehmens interessant sein, wenn ein Unternehmen<br />
mehr Stabilität durch die Belegschaft als kollektiven Kernaktionär erlangt. Ein Unternehmen,<br />
an dem sich die Belegschaft beteiligt, ist auch für andere Investoren attraktiv. Denn<br />
MitarbeiterInnen haben ein größeres Wissen um das Unternehmen als externe Shareholder.<br />
Wenn sich MitarbeiterInnen an ihrem Unternehmen beteiligen, dann schafft das Vertrauen<br />
bei potentiellen Investoren.<br />
Was macht das <strong>voestalpine</strong>-Modell aus Sicht der GPA-djp attraktiv?<br />
n Die starke Rolle der betrieblichen Interessenvertretung, die Bündelung der Stimmen.<br />
n Die Tatsache, dass die Belegschaft durch die gemeinsame Verwaltung der Aktien ein<br />
kollektiver Kernaktionär ist, führt dazu, dass das Modell unabhängig von der jeweiligen<br />
Entwicklung des Börsenkurses attraktiv ist. Im Fokus steht keine Maximierung des finanziellen<br />
Werts der Anteile, sondern der Erhalt und Ausbau einer zumindest 10%igen<br />
Beteiligung.<br />
n Die Tatsache, dass in Kooperation sowohl die Unternehmensführung, die BetriebsrätInnen<br />
als auch die Belegschaft „hinter“ dem Modell stehen. Außerdem ist die Kooperation mit<br />
anderen regionalpolitischen Akteuren ein wichtiges „Asset“ und eine Verankerung des<br />
Modells.<br />
n Die strategische Beteiligung und Kooperation mit anderen regionalen strategischen Investoren<br />
macht die <strong>voestalpine</strong> für Übernahmeversuche (etwa durch Finanzinvestoren)<br />
unattraktiv.<br />
n Bei der Mitarbeiterbeteiligung der <strong>voestalpine</strong> wurde eine historische Chance effektiv<br />
genutzt.<br />
n Trotz mehrmaliger Kapitalerhöhungen in den letzten Jahren konnten durch ein kooperatives<br />
Klima die 10 % Eigentumsanteil für die Belegschaft erhalten werden. Die 10%-Grenze<br />
verhindert, dass der Hauptaktionär die Minderheitsgesellschafter aus dem Unternehmen<br />
hinausdrängen kann.<br />
Welche Risiken bestehen bei der Beteiligung?<br />
n Man muss aber auch sehen, dass die Mitarbeiterbeteiligung keine Garantie darstellt,<br />
ein Unternehmen „auf alle Ewigkeit“ in seiner Unabhängigkeit zu erhalten und vor<br />
Übernahmen abschirmen zu können. Durch Kapitalerhöhungen könnte der Anteil der<br />
MitarbeiterInnen reduziert werden. Wenn der Aktienkurs sehr hoch ist, könnte das die<br />
„Belegschaften“ finanziell überfordern.<br />
n Was passiert, wenn der Personalstand sinkt? Möglicherweise können die Anteile der ausscheidenden<br />
MitarbeiterInnen <strong>nicht</strong> durch die neuen MitarbeiterInnen ersetzt werden.<br />
n Es besteht ein Risiko, wenn man auf Kredit zu hohem Kurs Aktien ankauft, bei denen<br />
dann der Kurs sinkt.<br />
n Die ausscheidenden MitarbeiterInnen können beim Austritt entscheiden, wann sie ihre<br />
Anteile verkaufen. Sie haben ein Kursrisiko. Die MitarbeiterInnen haben um bis zu 3,25 %<br />
ihres Entgelts Aktien zugeteilt bekommen, wissen aber <strong>nicht</strong>, wie viel diese bei Ende des<br />
Dienstverhältnisses wert <strong>sind</strong>. Man hat also neben der Verschiebung der Verfügbarkeit<br />
des Entgelts ein Risiko bezüglich des Werts der Anteile.<br />
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