Publikation „Wir sind daran nicht ganz unbeteiligt“ - voestalpine
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Die Wirtschaftskammer<br />
Österreich kam die Privatisierung der ehemals verstaatlichten Industrie hinzu, die mit Hilfe<br />
von Mitarbeiterbeteiligungen größere Akzeptanz bei ArbeitnehmerInnen und der Öffentlichkeit<br />
fand.<br />
Österreich und Deutschland im europäischen Mittelfeld<br />
Als weiterer Schritt zur Akzeptanz von Mitarbeiterbeteiligungen im kontinentaleuropäischen<br />
Wirtschaftsmodell sei die Mitarbeiterbeteiligung als Krisenbewältigungsinstrument genannt.<br />
Dieser Aspekt hatte vor allem bei deutschen Gewerkschaften zu einem Umdenken geführt.<br />
Denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hatten sich viele Unternehmen an die Gewerkschaft<br />
gewandt, mit der Bitte, ihnen über Liquiditätsengpässe zu helfen. Zur Überbrückung des Finanzierungsengpasses<br />
boten die Firmeninhaber im Gegenzug eine Mitarbeiterbeteiligung an.<br />
Da Frankreich bereits in den 1960er Jahren begann, Mitarbeiterbeteiligungen verpflichtend<br />
für Betriebe mit mehr als 50 ArbeitnehmerInnen einzuführen, waren bis Ende 2003 insgesamt<br />
8 Mio. französische ArbeitnehmerInnen zu einer materiellen Mitarbeiterbeteiligung<br />
berechtigt. Das entspricht immerhin 53 % der unselbständig Beschäftigten in Frankreich. In<br />
Österreich, das erst 1993 begann, Mitarbeiterbeteiligungen zu fördern, <strong>sind</strong> erst rund 100.000<br />
ArbeitnehmerInnen in Großunternehmen und weitere 60.000 in Klein- und Mittelbetrieben am<br />
Kapital ihrer Unternehmen beteiligt. Das entspricht etwa 6 % der Beschäftigten. Österreich<br />
liegt damit in Europa im Mittelfeld, so wie Deutschland, das 9 % seiner ArbeitnehmerInnen<br />
am Kapital materiell beteiligt.<br />
Mitarbeiterkapitalbeteiligungen aus Sicht der Wirtschaftskammer<br />
Die Integration von Mitarbeiterbeteiligungen in das kontinentaleuropäische Wirtschaftssystem,<br />
ihre gestiegene Standort- und verteilungspolitische Bedeutung und das gesteigerte<br />
Interesse der Unternehmer haben dazu geführt, dass sich die Wirtschaftskammer seit dem<br />
Jahr 2001 intensiver mit Mitarbeiterbeteiligungen beschäftigt.<br />
Eine Mitarbeiterbeteiligung kann aus Sicht der Wirtschaftskammer in folgenden Bereichen<br />
eine wichtige Rolle einnehmen:<br />
n Eine Mitarbeiterbeteiligung soll von den Unternehmen als Chance begriffen werden, die<br />
Produktivität des Unternehmens durch ein personalwirtschaftliches Instrument zu verbessern.<br />
Die Wirtschaftskammer nimmt hier die Rolle des Wissensvermittlers ein.<br />
n Mitarbeiterbeteiligung wird als Chance für die Weiterentwicklung von Instrumenten der<br />
Sozialpartnerschaft gesehen.<br />
n Die wirtschaftspolitische Bedeutung von Mitarbeiterbeteiligungen soll auf Ebene der Europäischen<br />
Union gewürdigt und Hemmnisse zwischen den Mitgliedsländern sollen beseitigt<br />
werden.<br />
Mitarbeiterbeteiligungen aus betriebswirtschaftlicher Perspektive<br />
Internationale wissenschaftliche Studien weisen vermehrt nach, dass die Einführung einer<br />
Mitarbeiterbeteiligung positive Effekte auf die Produktivität mit sich bringt. Einerseits werden<br />
diese auf verbesserte Kommunikationsstrukturen und damit auf eine offenere Unternehmenskultur<br />
zurückgeführt. Andererseits auf eine gesteigerte Identifikation der MitarbeiterInnen<br />
mit dem Unternehmen. Mit einer Mitarbeiterbeteiligung können so ungenutzte Produktivitätspotentiale<br />
bei MitarbeiterInnen genutzt werden. Zudem können die durch Misstrauen<br />
verursachten hohen Kontrollkosten (Principal-Agent-Theorie) gesenkt werden.<br />
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