Publikation „Wir sind daran nicht ganz unbeteiligt“ - voestalpine
Publikation „Wir sind daran nicht ganz unbeteiligt“ - voestalpine
Publikation „Wir sind daran nicht ganz unbeteiligt“ - voestalpine
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Experten<br />
Ist eine Kapitalbeteiligung eine Aufgabe der Kollektivvertragspolitik?<br />
Der Aufbau der strategischen Beteiligung der MitarbeiterInnen an „ihrem“ Unternehmen<br />
wurde durch die Kollektivvertragspolitik massiv unterstützt bzw. ermöglicht. Zusatzkollektivverträge<br />
ermöglichten es bisher sechsmal, einen Teil der Ist-Erhöhung per Betriebsvereinbarung<br />
zum Ankauf von Aktien zu verwenden. Doch dass die KV-Partner Teile der<br />
Lohnerhöhungen für den Aufbau einer Beteiligung am Unternehmen widmen, ist und<br />
bleibt sicherlich eine Ausnahmeerscheinung. Dafür muss die Beteiligung schon auf einem<br />
sehr überzeugenden Modell beruhen. Die Tatsache, dass der Kollektivvertrag (KV) in der<br />
Metallindustrie einer der besten ist, macht die Verwendung eines Teils der über den Mindestlöhnen<br />
und -gehältern liegenden Ist-Erhöhung für eine strategische Beteiligung erst<br />
möglich. Trotz Aufstockung der Beteiligung verblieb den KollegInnen aber eine Erhöhung<br />
der Ist-Löhne bzw. -Gehälter.<br />
So sinnvoll das nun in diesem konkreten Fall ist, so ist zu bedenken, dass dies gewerkschaftspolitisch<br />
alles andere als eine einfache Frage ist. Soll man KV-Erhöhungen zum Ankauf<br />
einer Beteiligung am Unternehmen vorsehen? Hier gibt es natürlich Bedenken. Zum einen<br />
haben Beteiligungen immer auch ein wirtschaftliches Risiko, zum anderen entscheiden die<br />
Betriebsvereinbarungsparteien (BV-Parteien) und <strong>nicht</strong> die MitarbeiterInnen, was mit einem<br />
Teil der ihnen zustehenden Erhöhung passieren soll. Die Entgeltverfügbarkeit wird hier<br />
teilweise den BV-Parteien übergeben. Die Risiken <strong>sind</strong> bei der <strong>voestalpine</strong>-Mitarbeiterbeteiligung<br />
nach Einschätzung der Akteure <strong>nicht</strong> zu hoch und <strong>sind</strong> angesichts der Chancen<br />
der Sicherung und Aufrechterhaltung eines der wichtigsten österreichischen Unternehmen<br />
allemal zu rechtfertigen. Letztlich hat die Belegschaft der <strong>voestalpine</strong> mit diesem Schritt den<br />
Versuch unternommen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und die weitere Perspektive<br />
ihres Unternehmens <strong>nicht</strong> dem „Markt für Unternehmenskontrolle“ auszuliefern.<br />
128<br />
David Mum<br />
ist Leiter der Grundlagenabteilung der GPA-djp. Der Ökonom<br />
ist seit 1999 bei der Gewerkschaft der Privatangestellten<br />
tätig, seine Arbeitsschwerpunkte <strong>sind</strong> u. a. soziale Sicherungssysteme<br />
sowie Verteilungs- und Wirtschaftspolitik.<br />
Mum hat zum Thema Mitarbeiterbeteiligung in diversen<br />
Sammelbänden publiziert.