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Aktuelle Probleme des Kapitalgesellschaftsrechts - Lehrstuhl Prof ...

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Kaspar Krolop – LS <strong>Prof</strong>. Windbichler – <strong>Aktuelle</strong> <strong>Probleme</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitalgesellschaftsrechts</strong> – SoS 2005<br />

Aktionärsschutzes dienen. Auch böte der Wortlaut keinen Anhaltspunkt für eine<br />

Ermessenreduzierung 29 .<br />

bb. Ansatz der h.M. im Schrifttum – Gesamtanalogie zu geschriebenen<br />

Strukturänderungen im UmwG / AktG<br />

Als Anknüpfungspunkt für eine ungeschriebene Zuständigkeit seien die Normen zu den<br />

Grundlagenentscheidungen heranzuziehen, in denen aufgrund der Tragweite der jeweiligen<br />

Maßnahme eine Zuständigkeit der Hauptversammlung angeordnet ist 30 . Bei der Begründung einer<br />

Hauptversammlungszuständigkeit wegen einer „faktischen Strukturänderung“ 31 beruft man sich also<br />

auf die Vergleichbarkeit mit einer bestimmten Grundlagenentscheidung 32 bzw. auf eine<br />

Gesamtanalogie 33 zu den genannten Vorschriften. Damit bleibt es bei der Allzuständigkeit <strong>des</strong><br />

Vorstands für Geschäftsführungsmaßnahmen. Die Hauptversammlungskomp etenz wird nur um<br />

Maßnahmen erweitert, die faktisch so schwerwiegend sind, dass sie nicht mehr als<br />

Geschäftsführungsmaßnahmen, sondern als Grundlagenentscheidung angesehen werden müssen.<br />

c. BGH in Gelatine<br />

BGH nähert sich der Literatur an:<br />

- Orientierung den gesetzlichen Mitwirkungsbefugnissen auf der Tatbestandsseite<br />

- Aufgabe der Begründung über § 119 II AktG<br />

- Erfordernis einer qualifizierten Mehrheit<br />

� BGH hat mit Urteil vom 26.4.2004 34 in Sachen „Gelatine“ klargestellt, dass eine<br />

ungeschriebene Hauptversammlungskompetenz nur in „engen Grenzen“ in Betracht<br />

kommt, und zwar allenfalls dann wenn die fragliche Maßnahme einen<br />

„tiefgreifenden Eingriff in die mitgliedschaftlichen Befugnisse“ bzw „tiefgreifende<br />

Auswirkungen auf die Rechtsstellung der Aktionäre“ zur Folge habe. 35<br />

Zur Annäherung an die Literaturmeinung<br />

Damit hat er sich zumin<strong>des</strong>t hinsichtlich der Tatbestandsvoraussetzungen für eine ungeschriebenen<br />

Hauptversammlungskompetenz stark der Literaturmeinung angenähert, wonach die ungeschriebene<br />

Hauptversammlungskompetenz aus der Vergleichbarkeit mit einer bestimmten Grundlagenentscheidung 36<br />

bzw aus einer Gesamtanalogie 37 zu den Vorschriften, die eine Hauptersammlungskompetenz vorsehen,<br />

abzuleiten ist. Er wendet sich damit sowohl gegen die Lehre, die „Holzmüller“ als Grundstein für eine<br />

spezifische Konzernbinnenordnung aufgefasst hat 38 , als auch gegen Teile <strong>des</strong> Schrifttums, die zum<br />

Zwecke eines größtmöglichen Aktionärsschutzes die quantitative Bestimmung der Eingriffsstelle nicht<br />

29<br />

Ebenroth AG 1988, S. 1, 3; Hübner FS Stimpel, S. 791, 794; Liebscher Konzernbildungskontrolle, S. 78.<br />

30<br />

Vgl. u.a. §§ 119 Nr. 5 i.V.m. 179ff. (Satzungsänderung allgemein); § 119 Nr. 6 i.V.m. §§ 182ff.<br />

(Kapitalmaßnahmen); 119 Nr. 8 i.V.m. 262 I Nr. 2 (Auflösung); §§ 293ff. (Vertragskonzernierung);<br />

Umwandlungen nach UmwG (z.B. § 13 UmwG).<br />

31<br />

Vgl. auch BGHZ 83, 122, 132 (Holzmüller): „...änderte die Unternehmensstruktur von Grund auf“.<br />

32<br />

Zu einer Einzelanalogie tendieren u.a. Hirte Bezugsrechtsausschluss, 179ff.; Hübner FS Stimpel S. 791, 794;<br />

Mecke Konzernstruktur S. 153; i.E. auch Mülbert GroßkommAktG § 119 Rn. 29ff.<br />

33<br />

Altmeppen DB 1998, S. 49, 50; Habersack in Emmerich/Habersack, vor § 311 Rn. 16, 24; Hommelhoff<br />

Konzernleitungspflicht, S. 87ff.; Liebscher Konzernbildungskontrolle, S. 78, 84ff.; Lutter/Leinekugel ZIP 1998,<br />

S. 225, 230f.; dies. ZIP 1998, S. 805, 806; Priester ZHR 163 (1999), S. 187, 195; Timm ZHR 153 (1989), S. 60,<br />

68ff.; Wahlers Konzernbildungskontrolle, 177ff; Wiedemann in GroßkommAktG 179 Rn. 6; ders. bereits in<br />

Unternehmensgruppe, S. 53ff.<br />

34<br />

Urteile vom 26.04.2004, II ZR 155/02 = AG 2004, 384 ff. .<br />

35<br />

BGH aaO 387, 389.<br />

36<br />

Zu einer Einzelanalogie tendieren u.a. Hirte Bezugsrechtsausschluss, 179 ff; Hübner FS Stimpel 791, 794;<br />

Mecke Konzernstruktur 153; i.E. auch Mülbert GroßkommAktG § 119 Rn 29 ff.<br />

37<br />

Altmeppen DB 1998, 49, 50; Habersack in Emmerich/Habersack, vor § 311 Rn 16, 24; Liebscher<br />

Konzernbildungskontrolle, 78, 84 ff; Lutter/Leinekugel ZIP 1998, 225, 230 f; dieZIP 1998, 805, 806; Priester<br />

ZHR 163 (1999), 187, 195; Timm ZHR 153 (1989), 60, 68 ff; Wahlers Konzernbildungskontrolle, 177ff;<br />

Wiedemann in GroßkommAktG 179 Rn 6; derbereits in Unternehmensgruppe, 53 ff.<br />

38<br />

BGH aaO Vgl Ansätze bei Lutter FS für Stimpel, 1985, 825, 833 ff; ähnl. Timm Aktiengesellschaft, 135 ff. ,<br />

164 ff.; vgl auch Hommelhoff Konzernleitungspflicht, 87 ff.<br />

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