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Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2022

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falscher Tatsachen alles an sich. Und all das bejubeln<br />

sie als den Aufbau eines Imperiums. Und wenn als Folge<br />

daraus am Ende nichts als eine Wüste zurückbleibt,<br />

nennen sie das Frieden.« Der Krieg ist ein machtvolles<br />

Mittel, sich zu bereichern, nicht nur territorial, son<strong>der</strong>n<br />

auch in monetärer Form: Erst floriert die Waffenindustrie<br />

des angreifenden Landes, und wenn das Land<br />

zerstört und die Schlacht gewonnen ist, kommen die<br />

feindlichen Bauunternehmen des vermeintlich befriedenden<br />

Aggressors, die dann alles neu aufbauen.<br />

Auch deshalb wird so erbittert um den Sieg gekämpft.<br />

Wir haben das ja vor nicht langer Zeit im Irak gesehen.<br />

Haben sich angesichts <strong>der</strong> umwälzenden, grausamen Ereignisse<br />

Zweifel eingestellt am eigenen Tun, an <strong>der</strong> künstlerischen<br />

Arbeit? O<strong>der</strong> siehst du die Hinwendung an die<br />

Kunst in diesen Zeiten als rettende Kraft?<br />

Die Ohnmacht trifft uns alle gleichermaßen. Fragen,<br />

was man mit seiner Lebenszeit macht, wofür man<br />

sich engagiert, werden natürlich vordringlicher. Aber<br />

konkret zu EUPHORIA: Wir werden dieses Projekt mit<br />

allergrößter Entschlossenheit zu Ende führen, auch<br />

wenn das jetzt an<strong>der</strong>norts geschehen muss. Jedes<br />

<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, die wir bis jetzt gedreht haben, ist beseelt<br />

von <strong>der</strong> Leidenschaft und Hingabe unseres Teams aus<br />

Kiew und <strong>der</strong> ukrainischen Darsteller:innen. Allein zu<br />

wissen, dass alle Leute, die dort zu sehen sind, sich<br />

jetzt in den schmerzhaftesten Lebenssituationen befinden,<br />

ist Motivation genug, weiterzumachen.<br />

JULIAN ROSEFELDT, geboren 1965 in München, Filmkünstler. Seine perfekt choreografierten<br />

Filminstallationen werden weltweit gezeigt. Die Bil<strong>der</strong> scheinen aus <strong>der</strong> Welt des Kinos<br />

entsprungen, dabei greift Rosefeldt gesellschaftliche Themen, kulturelle Identitäten und<br />

Mythen in vielschichtigen Erzählformen auf und vereint Einflüsse aus bilden<strong>der</strong> Kunst,<br />

Architektur, Popkultur und Film. An <strong>der</strong> <strong>Ruhrtriennale</strong> 2016 begeisterte seine Arbeit<br />

Manifesto das Publikum. Sein neues Werk EUPHORIA entstand über einen Zeitraum von<br />

fast einer Dekade. Zum Zeitpunkt des Gesprächs ist <strong>der</strong> Prozess noch nicht abgeschlossen,<br />

nicht zuletzt, weil Pandemie und Krieg die Fertigstellung vor immer wie<strong>der</strong> neue<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen.<br />

Fotos: Veronika Bures (Julian Rosefeldt)<br />

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