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Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2022

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Das englische Wort »plot« bezeichnet nicht nur die Handlung einer Geschichte, son<strong>der</strong>n<br />

je nach Kontext auch ein Stück Land. Zugleich steckt in diesem Begriff etwas Illegales,<br />

etwas die bestehende Ordnung Gefährdendes, was Ligia Lewis hinführt zur Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Skandal als kulturelle Erscheinungsform. Skandale sind immer auch<br />

Störungsakte, die den Raum für Fantasie und Vergnügen öffnen können. Die Choreografin<br />

und Tänzerin Ligia Lewis fragt in ihrer jüngsten Arbeit, zu wessen Gunsten und auf wessen<br />

Kosten diese Art von Vergnügen stattfindet und wo die Verbindungslinien zwischen<br />

Skandal und Plot historisch verlaufen. Dabei interessiert sich die Künstlerin genauso für<br />

John Locke wie für José Aponte o<strong>der</strong> Maria Olofa (Wolofa) im Sklav:innenaufstand von<br />

Santo Domingo von 1521, von dem noch immer Ruinen zeugen. In <strong>der</strong> Nähe dieser Ruinen<br />

lebte Ligia Lewis’ ihre Großmutter. Eine Schwarze Frau und Wi<strong>der</strong>standskämpferin, die<br />

eigenes Land besaß und als Heilerin noch heute großen Respekt genießt. Sie praktizierte<br />

dominikanischen Voodoo, was damals verboten war und zumindest aus <strong>der</strong> Perspektive<br />

<strong>der</strong> weißen Regierung und Plantagenbesitzer skandalös. Auf den Spuren ihrer eigenen<br />

Geschichte versucht Ligia Lewis aus den Fragmenten oraler familiärer Überlieferung, aus<br />

den erzählten Geschichten über ihre Großmutter, die sie nie kennenlernte, ein imaginäres<br />

Archiv zu rekonstruieren. Indem sie historische, anekdotische, politische, persönliche<br />

und mythische Narrative ineinan<strong>der</strong> verwebt, sucht sie eine Poetik <strong>der</strong> Verweigerung im<br />

Grenzbereich des Darstellbaren zu entwickeln. Ein Tanz zwischen Affekt und Darstellung,<br />

zwischen Sehen und Gesehenwerden.<br />

A plot exposed, a foul deed enacted invite scandal. In the spirit of revolution or romantic<br />

musings, scandals provoke an imagining of the impossible. Utopian or mundane, how<br />

might scandal reveal what lies unwittingly close to our fantasies? And how does it expose<br />

where society places its limits? If life is a scandal waiting to be plotted, how do we position<br />

ourselves within its matrix? Immoral and lacking propriety, scandals are incidents<br />

where fantasy and pleasure take center stage. Guided by the questions for whom this<br />

pleasure is and at what expense, Lewis’s new plot explores the stage where scandals<br />

abound. Weaving together historical, anecdotal, political and mythical narratives, Lewis<br />

constructs the poetics of refusal at the edges of representation. A dance between affect<br />

and embodiment, seeing and being seen, A Plot/A Scandal is a scene in the making,<br />

where the excitement for that which does not fit might find its place.<br />

Konzept, Choreografie,<br />

Künstlerische Leitung<br />

Ligia Lewis<br />

Choreografische Assistenz<br />

Corey Scott-Gilbert<br />

Justin Kennedy<br />

Recherche, Dramaturgie<br />

Sarah Lewis-Cappellari<br />

Outside Eye, Assistenz<br />

Da Ria Geske<br />

Recherche<br />

Michael Tsouloukidse<br />

Licht Design, Technische Leitung<br />

Joseph Wegmann<br />

Musik Komposition<br />

George Lewis Jr AKA Twin<br />

Shadow, Wynne Bennett<br />

Sound Design<br />

George Lewis Jr AKA Twin<br />

Shadow, Wynne Bennett<br />

Soundtechniker<br />

Manuel Pessoa de Lima<br />

Bühnenbild<br />

Ligia Lewis<br />

Kostüme<br />

SADAK<br />

Bühnentechnik<br />

Şenol Şentürk<br />

Produktion, Administration<br />

Sina Kießling<br />

Produktion, Distribution<br />

Nicole Schuchardt<br />

Produktionsassistenz<br />

Julia Leonhardt<br />

Mit<br />

Ligia Lewis<br />

Corey Scott-Gilbert<br />

Justin Kennedy<br />

Turbinenhalle an <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>thalle Bochum<br />

Pre-Premiere<br />

Fr 12. August __________________20.00 Uhr<br />

Sa 13. August __________________20.00 Uhr<br />

So 14. August ___________________18.00 Uhr<br />

Tickets: 27 / 17 €,<br />

ermäßigt ab 8,50 €<br />

In englischer Sprache mit<br />

deutschen Übertiteln<br />

Eine Produktion von Ligia Lewis.<br />

Koproduziert mit HAU Hebbel am<br />

Ufer, <strong>Ruhrtriennale</strong>, Arsenic –<br />

Centre d’art scénique contemporain,<br />

Tanzquartier Wien,<br />

Kunstencentrum Vooruit,<br />

Kaserne Basel, The Museum of<br />

Contemporary, Los Angeles<br />

Mit Unterstützung (Residenz)<br />

von Callie’s, O Espaço do Tempo<br />

Unterstützt durch das<br />

NATIONALE PERFORMANCE<br />

NETZ Koproduktionsför<strong>der</strong>ung<br />

Tanz, geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong><br />

Beauftragten <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien.<br />

Geför<strong>der</strong>t durch Berliner<br />

Senatsverwaltung für Kultur<br />

und Europa.<br />

www.ruhr3.com/scandal<br />

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