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gesundheit ssysteme stellen sich der armut - World Health ...

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Eine Pilotpartnerschaft in Orel, Russische Fö<strong>der</strong>ation<br />

Arbeits- und Erziehungslager des Oblast werden zur Behandlung in das<br />

Krankenhauses für Tuberkuloseerkrankungen Orels geschickt. Im Moment<br />

werden in diesem Krankenhaus mit offiziell 50 Betten 200 <strong>der</strong> insgesamt ca.<br />

6000 im Oblast Orel Inhaftierten behandelt. Auch hier gilt die Ernährung als<br />

wichtiger Faktor <strong>der</strong> Gesamtbehandlung – die Tuberkulosekranken bekommen<br />

zum Aufbau ihres Immunsystems qualitativ besseres Essen. Die Hilfe ist jedoch<br />

bescheiden. „Unsere Patienten nehmen ihre Tabletten jeden Tag mit einem<br />

Glas Wasser ein“, erklärt Herr Gerasischew. „Es wäre schön, wenn wir ihnen<br />

stattdessen Saft geben könnten, sodass sie ein bisschen mehr Vitamin C zu <strong>sich</strong><br />

nähmen, aber das können wir uns einfach nicht leisten.“<br />

Neunzehn Insassinnen sind in <strong>der</strong> Frauenabteilung eingesperrt. Das Budget<br />

reicht nicht für Gefängniskleidung, sodass die Frauen bunte Jogginghosen,<br />

Pullover, Röcke und an<strong>der</strong>e zerlumpte Kleidungsstücke tragen, die sie von zu<br />

Hause mitgebracht haben. Der Raum, den sie <strong>sich</strong> teilen, ist sehr klein; sie<br />

haben kaum Platz, <strong>sich</strong> frei zu bewegen. Zehn Etagenbetten, <strong>der</strong> notdürftig<br />

abgetrennte Toilettenbereich und ein schmutziger Couchtisch nehmen den<br />

größten Teil des Raumes ein. Schränke sind keine zu sehen. Die Frauen hängen<br />

ihre übrigen Kleidungsstücke an den oberen Betten auf und nehmen damit den<br />

Frauen auf den unteren Betten einen Großteil des Lichts weg.<br />

Tuberkulose ist höchst ansteckend, da <strong>sich</strong> die Bakterien über die Luft ausbreiten,<br />

wenn ein Tuberkulosepatient hustet, niest o<strong>der</strong> ausspuckt. Heißt das,<br />

dass <strong>sich</strong> die Gefängnisinsassen die Krankheit infolge <strong>der</strong> engen Verhältnisse in<br />

den Gefängniszellen zuziehen? Nach den Worten von Herr Gerasischew ist das<br />

nicht immer <strong>der</strong> Fall: „Rund 30% <strong>der</strong>jenigen, die in unserem Oblast ins<br />

Gefängnis kommen, sind bereits an Tuberkulose erkrankt. Wir kennen diese<br />

Zahlen, da je<strong>der</strong> neue Gefängnisinsasse bei seiner Aufnahme gründlich untersucht<br />

wird. Wir heilen die Betroffenen, aber häufig bricht die Krankheit auf<br />

Grund <strong>der</strong> mit dem Gefängnisaufenthalt einhergehenden Langeweile o<strong>der</strong><br />

Belastung wie<strong>der</strong> aus, und die engen Zellen bewirken u. U., dass <strong>sich</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Insassen ebenfalls anstecken.“<br />

Aber warum ist <strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong> Tuberkulosekranken unter denjenigen, die<br />

ins Gefängnis kommen, so hoch? Auch hier spielt Armut wie<strong>der</strong> eine Rolle.<br />

„Diejenigen, die im Gefängnis landen, gehören im Allgemeinen nicht gerade zu<br />

den Wohlhabendsten. Das ist offen<strong>sich</strong>tlich. Es sind häufig Menschen ohne<br />

Familienangehörige. Sie können nicht ausreichend für <strong>sich</strong> sorgen, begehen deshalb<br />

Straftaten und landen dann hier. Sie leben in Armut und ernähren <strong>sich</strong><br />

von min<strong>der</strong>wertigen Lebensmitteln. Deswegen ist ihre Tuberkuloseanfälligkeit<br />

höher“, legt Herr Gerasischew dar.<br />

Das WHO-Programm im Oblast Orel hat Herrn Gerasischew und seinen<br />

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