gesundheit ssysteme stellen sich der armut - World Health ...
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Gesundheit<strong>ssysteme</strong> <strong>stellen</strong> <strong>sich</strong> <strong>der</strong> Armut<br />
„Wenn die Patienten auf <strong>der</strong> Suche nach Alkohol ausrücken, dann denke ich,<br />
dass meine Arbeit vollkommen nutzlos ist. Ich bin wirklich deprimiert.“<br />
In diesem Augenblick betritt ein an<strong>der</strong>er Patient das Büro, um mit <strong>der</strong> Ärztin<br />
über Ausgang bis zum Abend zu „verhandeln“. Ein alter Freund habe ihn<br />
besucht und gebeten, dass er ihm bei seiner Arbeit in Budapest helfe. Dr. Kádár<br />
sagt nein, aber <strong>der</strong> Patient lässt nicht locker und fleht sie an, ihn doch in die<br />
Stadt gehen zu lassen. Er verspricht auch, keinen Tropfen Alkohol zu trinken.<br />
„Beim letzten Mal habe ich meine Erfahrung gemacht“, sagt er. „Das hat vollkommen<br />
gereicht. Ich habe zwei Gläser Bier getrunken und wäre fast gestorben.<br />
Ich habe kein Verlangen mehr nach Alkohol. Ich nehme die Anti-Alkohol-Pille.<br />
Ich weiß, was Trinken dann bedeutet. Ich werde nicht trinken. Ich verspreche<br />
es.“<br />
Nachdem Doktor Kádár fünf Minuten lang sein Flehen und seine Versprechungen,<br />
nicht zu trinken, angehört hat, erlaubt sie ihm schließlich doch<br />
zu gehen. Sie erklärt ihre Entscheidung folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
Ich musste ihn gehen lassen. Er lebt seit sechs Monaten hier. Während seiner kurzen<br />
Wochenendabwesenheiten hat er wirklich ein paar Gläser Bier getrunken, nach<br />
denen es ihm sehr schlecht ging. Deshalb muss ich ihm jetzt vertrauen. Wissen Sie,<br />
wir müssen im Grunde genommen auch gute Psychologen sein. Ich muss ihm eine<br />
Chance geben, damit er seine Zuverlässigkeit und Lernfähigkeit beweisen kann.<br />
Sonst könnte <strong>sich</strong> seine Einstellung im Laufe <strong>der</strong> Behandlung ins Gegenteil kehren,<br />
wodurch nicht nur seine Chancen auf eine vollkommene Genesung beeinflusst<br />
werden könnten, son<strong>der</strong>n auch die Atmosphäre in seinem Vier-Bett-Zimmer. Ich<br />
kann nichts an<strong>der</strong>es machen als für ihn zu beten und darauf zu vertrauen, dass er<br />
nüchtern und mit gestärktem Selbstwertgefühl zurückkommt.<br />
Es scheint eine Atmosphäre zu herrschen, in <strong>der</strong> die einzelnen Patienten ständig<br />
bewertet und beurteilt werden um zu entscheiden, wie viel o<strong>der</strong> wie wenig<br />
Vertrauen ihnen entgegengebracht werden kann. Alle Patienten sind unterschiedlich<br />
suchtkrank, doch alle werden behandelt. Es gibt hier eine merkwürdige<br />
Mischung aus Hoffnung und Enttäuschung und zwischendurch auch<br />
einige Erfolge.<br />
Tuberkulose-Reihenuntersuchungen<br />
Beim Versuch, den Erfolg des Krankenhauses zu beurteilen, kann man nicht<br />
auf statistisches Zahlenmaterial hin<strong>sich</strong>tlich <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Tuberkulosepatienten<br />
unter den obdachlosen Patienten im Allgemeinen zurückgreifen. Dr. Kádár<br />
ver<strong>sich</strong>ert jedoch, dass unter den Obdachlosen die Zahl <strong>der</strong> Tuberkuloseerkrankungen<br />
steigt. Als Antwort darauf wurde diese spezielle Abteilung<br />
gegründet.<br />
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