gesundheit ssysteme stellen sich der armut - World Health ...
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Gesundheit<strong>ssysteme</strong> <strong>stellen</strong> <strong>sich</strong> <strong>der</strong> Armut<br />
Dr. Kádár und Dr. Salamon nehmen an einer Sitzung mit Dr. Alíz Erdélyi, <strong>der</strong><br />
Psychiaterin <strong>der</strong> Abteilung, teil. Sie lassen die Patienten sprechen, beobachten<br />
sie und ihre Reaktionen aufeinan<strong>der</strong>. Nach <strong>der</strong> Sitzung sagt Zánkay:<br />
Ich möchte diesen obdachlosen Patienten beibringen, <strong>sich</strong> wie<strong>der</strong> für ihr Leben<br />
einzusetzen. Ich möchte, dass sie daran glauben, wie<strong>der</strong> ein normales Leben führen<br />
und noch einmal heiraten zu können. Dies sind sehr verletzbare und un<strong>sich</strong>ere<br />
Menschen. Sie trinken Alkohol, um ihre Hemmungen und ihren Stress abzubauen.<br />
Dies ist eine Therapiesitzung. Ich muss in <strong>der</strong> Gruppe ein Thema finden, das<br />
Spannung erzeugt. Ich muss sie provozieren und ihnen die Erfahrung verschaffen,<br />
dass sie in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Konflikte selbst zu lösen, indem sie sie analysieren, sie<br />
aussprechen und an<strong>der</strong>en mitteilen.<br />
Für das Korányi-Krankenhaus wäre es leichter, nur die Krankheit zu behandeln<br />
und die Patienten dann zu entlassen, doch diese Therapiesitzungen sind Teil<br />
eines umfassen<strong>der</strong>en Ansatzes, <strong>der</strong> die Interdependenz <strong>der</strong> Probleme berück<strong>sich</strong>tigt.<br />
Einige <strong>der</strong> Patienten erhalten bei Dr. Erdélyi eine persönliche Therapie. Nach<br />
<strong>der</strong> dreißigminütigen Beratung hat Dr. Erdélyi Zeit, um über ihre Erfahrungen<br />
mit den obdachlosen Tuberkulosepatienten zu sprechen. Sie erläutert:<br />
In <strong>der</strong> Regel sind sie nicht in <strong>der</strong> Lage, ihre Probleme selbst zu lösen. Vor Problemen,<br />
mit denen sie <strong>sich</strong> nicht auseinan<strong>der</strong> setzen wollen, laufen sie davon. Meine wichtigste<br />
Aufgabe besteht darin, sie zu motivieren. Die meisten von ihnen wollen nicht<br />
wie<strong>der</strong> nach Hause bzw. auf die Straße zurück. Sie wollen nicht arbeiten o<strong>der</strong> für<br />
ihre Zukunft Verantwortung übernehmen.<br />
Ich bin seit sieben Jahren hier. Die größten Sorgen mache ich mir darüber, was aus<br />
ihnen wird, wenn sie von <strong>der</strong> Tuberkulose genesen sind und aus dem Korányi-<br />
Krankenhaus entlassen werden. Wohin werden sie gehen? Die Patienten werden in<br />
<strong>der</strong> Regel ohne vorherige Anzeichen rückfällig. Fünf Minuten vorher wissen sie<br />
noch nicht, dass sie wie<strong>der</strong> trinken werden. Und nach fünf Minuten stehen sie dann<br />
in einer Gastwirtschaft.<br />
Das Korányi-Krankenhaus für Pneumonologie und Tuberkulose nimmt<br />
Tuberkulose-Patienten aus allen Teilen Ungarns auf. Sie leben monatelang in<br />
Drei- o<strong>der</strong> Vier-Bett-Zimmern. Während des Aufenthalts nehmen sie Esparal<br />
ein, wodurch neue Probleme verursacht werden können. András, 28, trank<br />
während <strong>der</strong> Einnahme <strong>der</strong> Anti-Alkohol-Tablette hochprozentigen Alkohol<br />
und braucht jetzt eine zusätzliche Behandlung. Seine Lebensgeschichte ist die<br />
Geschichte eines kontinuierlichen Abstiegs.<br />
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