gesundheit ssysteme stellen sich der armut - World Health ...
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Die Überwindung kultureller Barrieren in Kroatien<br />
Nachdem die Epidemie von 1983 abgeklungen war, wurde nachgewiesen, dass die<br />
Kin<strong>der</strong> nicht infolge <strong>der</strong> Impfung an Poliomyelitis erkrankt waren. Die Roma<br />
glaubten dies jedoch nicht, son<strong>der</strong>n hielten die Impfung weiterhin für die Ursache<br />
<strong>der</strong> Krankheit. Deshalb war es sehr schwer, sie davon zu überzeugen, ihre Kin<strong>der</strong><br />
noch einmal impfen zu lassen. Wir standen vor einer schwierigen Aufgabe.<br />
Der Wi<strong>der</strong>stand war groß, insbeson<strong>der</strong>e in dem Dorf, in dem die Kin<strong>der</strong> vor<br />
14 Jahren erkrankt waren. Wir hatten Angst, dass <strong>sich</strong> infolge einer Reaktion auf die<br />
Impfung noch einmal ein Zwischenfall ereignen könnte. Obwohl wir Vor<strong>sich</strong>tsmaßnahmen<br />
gegen mögliche negative Auswirkungen getroffen hatten, waren wir<br />
uns immer auch <strong>der</strong> Bedingungen bewusst, unter denen wir arbeiten mussten:<br />
Manchmal legten wir in einer Hütte einfach eine Tischdecke über einen improvisierten<br />
Arbeitsplatz ... das war auf keinen Fall mit den Bedingungen in <strong>der</strong> Klinik<br />
vergleichbar. Ich erinnere mich, dass ein Roma-Kind einmal eine Gegenreaktion<br />
zeigte – Ausschlag am ganzen Körper – und <strong>der</strong> Vater mich ganz einfach umbringen<br />
wollte. Ich konnte keine Erklärung abgeben, son<strong>der</strong>n brachte das Kind in <strong>der</strong> Hoffnung,<br />
dass es am Leben bleiben würde, einfach zum Krankenwagen und fuhr es in<br />
die Klinik. Gott sei Dank ist am Ende alles gut ausgegangen. Wenn gravierende<br />
Folgen aufgetreten wären, hätten wir erneut unsere Glaubwürdigkeit verlieren können.<br />
Sprache als Brücke<br />
Wenn das Vertrauen erschüttert ist, muss man <strong>sich</strong> Gedanken über die Ursache<br />
machen. Wenn die Ursache jedoch wie in diesem Fall nicht rational begründet<br />
ist, dann muss man über Brücken nachdenken, über die man das Vertrauen<br />
wie<strong>der</strong> gewinnen kann. In diesem Fall war die Brücke die Roma-Sprache und<br />
das Ergebnis war erneutes Vertrauen.<br />
Das Team des Instituts für Public <strong>Health</strong>, das die Roma aufsucht, besteht aus<br />
vier bis fünf Ärzten, vier Krankenschwestern, Technikern und im Gesundheitsbereich<br />
tätigen Hilfskräften. Um in <strong>der</strong> Lage zu sein, ein Vertrauensverhältnis<br />
aufzubauen und die bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden, lernte das<br />
Team Romani. Zwar spricht niemand die Sprache fließend, doch reichte es<br />
dazu, eine echte Beziehung zu den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gemeinschaft aufzubauen.<br />
Dr. Smilovic erinnert <strong>sich</strong> an den ersten Durchbruch: „Wenn ich sie bitte, den<br />
Mund aufzumachen, zu atmen o<strong>der</strong> zu schlucken, o<strong>der</strong> wenn ich einem<br />
Mädchen im Teenager-Alter sage, dass es schön ist, o<strong>der</strong> wenn ich mit ihnen so<br />
spreche, wie ihre Mutter mit ihnen spricht, dann baue ich ein klein wenig<br />
Vertrauen auf. Es ist nicht so schwierig, Romani zu lernen. Die Ärzte haben alle<br />
ein selbst geschriebenes Wörterbuch auf losen Blättern, das sie in ihrem<br />
Krankenwagen aufbewahren.“<br />
Ihr Romani-Lehrer gehörte zu den Führern des Dorfes Sitnice. Doch auch<br />
an<strong>der</strong>e Dorfbewohner haben bei dieser Initiative gerne mitgeholfen.<br />
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