gesundheit ssysteme stellen sich der armut - World Health ...
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Gesundheit<strong>ssysteme</strong> <strong>stellen</strong> <strong>sich</strong> <strong>der</strong> Armut<br />
gesammelten Daten werden analysiert und statistisch nach folgenden Faktoren<br />
ausgewertet: Herkunftsland, Alter, Ausbildung, Häufigkeit <strong>der</strong> Krankheiten, am<br />
häufigsten auftretende Krankheiten, Drogenmissbrauch, sexuell übertragbare<br />
Krankheiten, Sexualverhalten, Dauer des Aufenthalts in Italien, legaler o<strong>der</strong> illegaler<br />
Aufenthalt, familiäre o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e soziale Bindungen, Verhalten und<br />
Lebensstil.<br />
Beson<strong>der</strong>e Betreuung<br />
Seit 1996 wird die Behandlung durch sprachlich-kulturelle Mittler unterstützt,<br />
die die Auslän<strong>der</strong> willkommen heißen und ihnen das Proze<strong>der</strong>e in <strong>der</strong>en<br />
Muttersprache erklären. Die Mittler sollen auch das allgemeine und kulturellspezifische<br />
Verstehen von Diagnose und Therapie erleichtern, damit je<strong>der</strong> einzelne<br />
Patient optimal betreut wird.<br />
Ein Beispiel für die Bedürfnisse muslimischer Patienten während des Ramadans<br />
zeigt, wie die Abteilung auf bestimmte Befindlichkeiten eingehen muss.<br />
Dr. Morrone bestätigt: „Anfangs gab es einige Missverständnisse. Wir haben allen<br />
Patienten, die mit Kortison behandelt wurden, empfohlen, das Medikament<br />
morgens beim Frühstück gemäß dem 24-Stunden-Rhythmus des natürlichen<br />
Hormons einzunehmen. Wir sagten dies einem muslimischen Patienten mit<br />
einer starken diffusen Dermatitis.“ Nach einigen Tagen kam <strong>der</strong> Patient wie<strong>der</strong><br />
in die Praxis und sein Zustand hatte <strong>sich</strong> überraschen<strong>der</strong>weise verschlechtert.<br />
„Ein Kulturmittler“, fährt Dr. Morrone fort, „half den Fall aufzuklären. Wegen<br />
des Ramadans aß <strong>der</strong> Patient kein Frühstück und nahm deswegen auch kein<br />
Kortison ein. Sein Zustand besserte <strong>sich</strong>, nachdem er das Medikament entgegen<br />
<strong>der</strong> pharmakologischen Gepflogenheiten und dem 24-Stunden-Rhythmus nach<br />
Sonnenuntergang einnahm.“<br />
Ein ähnliches Missverständnis ergab <strong>sich</strong> nach <strong>der</strong> Empfehlung, die wegen einer<br />
Infektion verschriebenen Antibiotika nach den Mahlzeiten (Frühstück und<br />
Mittagessen) einzunehmen. Der Patient war gläubiger Moslem und fastete<br />
während des gesamten Ramadans: Am Tag nahm er kein Essen (o<strong>der</strong> Medikamente)<br />
zu <strong>sich</strong>. Die Abteilung berück<strong>sich</strong>tigt diese kulturellen Unterschiede<br />
nun und ist auch nachts geöffnet, um Behandlungen nach Sonnenuntergang<br />
zu ermöglichen. Intravenöse Tröpfe, Injektionen und sonstige Medikamente<br />
werden auch nachts angeboten. Bei Diabetikern werden anstelle einer Injektion<br />
vor je<strong>der</strong> Mahlzeit zwei Dosen Insulin (eine vor Sonnenaufgang und eine nach<br />
Sonnenuntergang) verabreicht.<br />
Die Menschen, die die Abteilung aufsuchen, haben fast alle Krieg, Armut,<br />
Ausgrenzung o<strong>der</strong> Einsamkeit erlebt. Während einer Dienstreise nach Rom<br />
erfuhr ein 45-jähriger Geschäftsmann aus Somalia (S. H.), dass er aufgrund des<br />
Krieges in seinem Heimatland nicht nach Hause zurückkehren könne. Seine<br />
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