Schwarze Nebel
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Verteidigungswerk angelegt, ein Graben außerhalb des<br />
Pfahlzaunes, ein und einen halben Schritt davor. Dieser Graben<br />
war höchst befremdlich. Er war nicht tief, an keiner Stelle<br />
tiefer denn eines Mannes Knie und oftmals weniger. Er war<br />
ungleichmäßig ausgehoben, so daß er an einigen Stellen flach<br />
war und an anderen Stellen tiefer, mit kleinen Gruben. Und an<br />
manchen Stellen wurden kurze Lanzen mit aufwärts<br />
gerichteten Spitzen in die Erde getrieben.<br />
Der Wert dieses dürftigen Grabens erschloß sich mir nicht<br />
mehr denn der des Zaunes, doch erkundigte ich mich, bereits<br />
um seinen Unmut wissend, nicht bei Herger. Statt dessen half<br />
ich nach besten Kräften bei dem Werke, wobei ich nur einmal<br />
innehielt, um nach der Nordmänner Art meinen Umgang mit<br />
einer Sklavin zu haben, denn durch die Aufregung der<br />
nächtlichen Schlacht und der Vorbereitungen des Tages war<br />
ich voller Tatendrang. Nun hatte mir Herger während meiner<br />
Reise mit Buliwyf und seinen Kriegern die Wolga hinauf<br />
erzählt, daß unbekannten Frauen, zumal wenn sie bezaubernd<br />
und verführerisch, nicht zu trauen sei. Herger sagte zu mir, daß<br />
in den, Wäldern und wilden Stätten der Nordlande Frauen<br />
leben, welche Waldfrauen genannt werden. Diese Waldfrauen<br />
locken Männer mittels ihrer Schönheit und sanften Worte, doch<br />
wenn ein Mann ihnen naht, so stellt er fest, daß sie an der<br />
Rückseite hohl sind und Erscheinungen. Darauf sprechen die<br />
Waldfrauen einen Bann über den verführten Mann aus, und er<br />
wird ihr Gefangener. Nun hatte mich Herger dergestalt<br />
gewarnt, und wahrlich, es trifft zu, daß ich mich dieser Sklavin<br />
mit Beklommenheit näherte, da ich sie nicht kannte. Und ich<br />
befühlte mit der Hand ihren Rücken, und sie lachte; denn sie<br />
kannte den Grund der Berührung: mich zu versichern, daß sie<br />
kein Waldgeist war. Zu jener Zeit fühlte ich mich wie ein Narr<br />
und verfluchte mich, weil ich einem heidnischen Aberglauben<br />
Vertrauen geschenkt. Doch habe ich entdeckt, daß man, wenn<br />
alle um einen herum an etwas Bestimmtes glauben, bald<br />
versucht ist, diesen Glauben zu teilen, und so geschah es mit<br />
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