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Schwarze Nebel

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eobachtete ich die anderen Krieger des Buliwyf, welche auf<br />

die See blickten. Der Ozean war grau und rauh, doch blies ein<br />

starker Wind zum Lande hin. Dies erfüllte die Krieger mit<br />

Zufriedenheit, und ich erriet den Grund; da ein Wind vom<br />

Ozean zum Lande hin verhinderte, daß sich der Dunst aus den<br />

Hügeln herabsenkte. Dies traf zu.<br />

Bei Anbruch der Nacht ward die Arbeit an den<br />

Verteidigungswerken eingestellt, und zu meinem Erstaunen<br />

hielt Rothgar ein weiteres Gelage von prächtigen Ausmaßen;<br />

und derweil ich an diesem Abend zusah, tranken Buliwyf und<br />

Herger und all die anderen Krieger viel Met und feierten, als<br />

gebräche es ihnen an jeglichem weltlichen Arg, und ergötzten<br />

sich mit Sklavinnen, und darauf sanken alle müßig und betäubt<br />

in Schlaf.<br />

Nun erfuhr ich zudem dieses: daß ein jeglicher der Krieger des<br />

Buliwyf unter den Sklavinnen eine auserkoren hatte, welche er<br />

besonders schätzte, obzwar dies andere nicht ausschloß. Im<br />

Rausche sagte Herger über die Frau, welche er schätzte, zu mir:<br />

»Sie wird mit mir sterben, wenn es die Not gebietet.« Diesem<br />

entnahm ich die Bedeutung, daß ein jeglicher der Krieger des<br />

Buliwyf eine Frau auserkoren hatte, welche für ihn auf dem<br />

Scheiterhaufen sterben sollte, und diese Frau mit mehr<br />

Höflichkeit und Beachtung behandelte denn die anderen; denn<br />

sie waren Gäste in diesem Land und besaßen keinerlei eigene<br />

Sklavinnen, welchen von ihrer Sippe befohlen werden konnte,<br />

ihrer Pflicht zu genügen.<br />

Nun wollten sich mir, in Anbetracht der Dunkelheit meiner<br />

Haut und Haare, die Nordfrauen während der ersten Spanne<br />

meiner Zeit unter den Venden nicht nähern, doch ' gab es viele<br />

Blicke und Geflüster in meine Richtung und Kichern<br />

untereinander. Ich sah, daß diese unverschleierten Frauen<br />

nichtsdestoweniger mit ihren Händen von Zeit zu Zeit einen<br />

Schleier formten, und zumal dann, wenn sie lachten. Darauf<br />

hatte ich mich bei Herger erkundigt. »Warum tun sie das?«,<br />

denn ich wollte mich nicht wider die nordischen Sitten<br />

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