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Schwarze Nebel

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uriniert auf den Betrunkenen, welcher erwidert: »Und möge<br />

Gott dich schützen, Bruder, daß du warmes Wasser gebracht<br />

hast, mein Gesicht zu waschen.« Im Arabischen beinhaltet<br />

dieser Scherz das übliche Verbot der Trunkenheit, aber auch<br />

den subtilen Hinweis, daß Alkohol khmer ist oder Schmutz,<br />

genauso wie Urin. Wahrscheinlich erwartet Ibn Fadlan vom<br />

Leser keineswegs, daß er annimmt, er sei jemals betrunken<br />

gewesen, sondern vielmehr, daß es ihm glücklicherweise<br />

erspart blieb, von einem Hund bepinkelt zu werden, so wie er<br />

zuvor dem Tod in der Schlacht entrann; es handelt sich, mit<br />

anderen Worten, um eine Anspielung darauf, daß er ein<br />

weiteres Mal um Haaresbreite davongekommen war.)<br />

Nun sah ich, daß ich in dem Graben lag, wo das Wasser rot war<br />

wie das eigene Blut; ich erhob mich und schritt durch das<br />

rauchende Lager, vorbei an Tod und Zerstörung in jedweder<br />

Gestalt. Ich sah, daß die Erde mit Blut getränkt war wie von<br />

einem Regen, mit zahllosen Pfützen. Ich sah die Leiber der<br />

erschlagenen Edlen und toten Frauen und Kinder desgleichen.<br />

Überdies sah ich drei oder vier, deren Leiber verkohlt und<br />

verkrustet waren vom Feuer. All diese Leiber lagen überall auf<br />

der Erde, und ich war gezwungen, die Augen gesenkt zu<br />

halten, wollte ich nicht auf sie treten, so dicht lagen sie<br />

hingebreitet.<br />

Von den Verteidigungswerken war eine Vielzahl der<br />

Zaunpfähle hinfort gebrannt. Auf anderen Stücken lagen Pferde<br />

kalt und gepfählt. Fackeln waren hier und dort verstreut. Ich<br />

erblickte keinen der Krieger des Buliwyf. Keinerlei Schreie<br />

oder Klagen erhoben sich im Königreich des Rothgar, denn die<br />

Menschen des Nordens beweinen keine Toten, sondern es lag,<br />

im Gegenteil, eine ungewöhnliche Stille in der Luft. Ich<br />

vernahm das Krähen eines Hahnes und das Bellen eines<br />

Hundes, doch keinerlei menschliche Stimmen im Tageslicht.<br />

Darauf betrat ich die große Halle namens Hurot, und hier fand<br />

ich zwei Leiber auf Stroh gebettet, mit den Helmen auf ihrer<br />

Brust. Da war Skeld, ein Edler des Buliwyf; da war Helfdane,<br />

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