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Schwarze Nebel

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und sprach mit rascher Zunge; Buliwyf antwortete ihm über<br />

seine Schulter. Darauf sprach Herger zu mir:<br />

»Buliwyf sagt, Ihr werdet es uns gleichtun.« Nun befiel mich<br />

wahrhaft Verzweiflung, und ich sagte zu Herger: »Ich kann<br />

dies nicht tun. So Ihr mich dazu zwingt, werde ich gewißlich<br />

sterben.«<br />

Herger sagte: »Wie werdet Ihr sterben?« Ich sagte zu ihm: »Ich<br />

werde an den Tauen den Halt verlieren.«<br />

Diese Antwort rief bei Herger von neuem ein herzliches<br />

Lachen hervor, und er wiederholte meine Worte allen<br />

Nordmännern, und sie lachten allesamt ob dessen, was ich<br />

gesagt. Darauf sprach Buliwyf ein paar Worte. Herger sagte zu<br />

mir: »Buliwyf sagt, daß Ihr nur den Halt verlieren werdet,<br />

wenn Ihr die Taue aus Euren Händen gleiten laßt, und nur ein<br />

Narr würde dergleichen tun. Buliwyf sagt, Ihr seid ein Araber,<br />

doch kein Narr.«<br />

Hier ist nun ein wahres Bild vom Wesen des Menschen: daß<br />

Buliwyf auf seine Art sagte, ich sollte an den Tauen klettern;<br />

und daß ich dies ob seiner Rede ebenso glaubte wie er und in<br />

einem leichten Maße fröhlichen Herzens ward. Dies erkannte<br />

Herger, und er sprach diese Worte: »Ein jeglicher Mann trägt<br />

Furcht in sich, welche ihm eigen ist. Der eine Mann fürchtet<br />

geschlossene Räume, und ein anderer Mann fürchtet sich vor<br />

dem Ertrinken; ein jeglicher verlacht den anderen und heißt ihn<br />

töricht. Darum ist Furcht nur eine Vorliebe und sollte ebenso<br />

gewertet werden wie die Vorliebe zu dieser Frau oder einer<br />

anderen oder zu Hammel statt Schwein oder Kohl statt<br />

Zwiebeln. Wir sagen, Furcht ist Furcht.«<br />

Mir war nicht nach seinen Weltweisheiten zumute; diesem<br />

verlieh ich ihm gegenüber Ausdruck, denn in Wahrheit<br />

erwuchs in mir eher Verärgerung denn Furcht. Nun lachte mir<br />

Herger ins Antlitz und sprach diese Worte: »Gelobt sei Allah,<br />

denn in seiner Weisheit stellte er den Tod ans Ende des Lebens<br />

und nicht an den Anfang.« Kurzerhand sagte ich zur<br />

Erwiderung, daß ich keinen Nutzen darin sähe, das Ende zu<br />

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