Schwarze Nebel
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konntet es nicht wissen, doch ist dies keine Geschichte zum<br />
Lachen, und nun muß ich für Abhilfe sorgen«, und darauf hob<br />
er zu einer Rede an, welche, wie ich annahm, ein Scherz zu<br />
meinen Lasten war, und es gab allgemeines Gelächter, und<br />
endlich ward die Feierlichkeit von neuem aufgenommen.<br />
Die Geschichte von Abu Kassims Pantoffeln ist im arabischen<br />
Kulturraum uralt und war Ibn Fadlan und seinen Mitbürgern in<br />
Bagdad wohlbekannt.<br />
Von dieser Geschichte gibt es viele Versionen, und sie kann, je<br />
nach Lust und Laune des Erzählers, kurz oder ausführlich<br />
vorgetragen werden. Abu Kassim ist, kurz gesagt, ein reicher<br />
Kaufmann und Geizhals, der seinen Wohlstand verbergen<br />
möchte, um in seinem Gewerbe bessere Handelsergebnisse zu<br />
erzielen. Um den Anschein von Armut zu erwecken, trägt er in<br />
der Hoffnung, die Menschen täuschen zu können, ein Paar<br />
besonders geschmackloser, erbärmlicher Pantoffeln. Doch<br />
niemand fällt darauf herein. Statt dessen halten ihn sämtliche<br />
Menschen für albern und lächerlich. Eines Tages erzielt Abu<br />
Kassim beim Einkauf von Gläsern einen besonders günstigen<br />
Preis, und er beschließt, dies zu feiern. Doch tut er dies nicht in<br />
der üblichen Weise, indem er seinen Freunden ein Fest bereitet,<br />
sondern er gönnt sich den kleinen, selbstsüchtigen Luxus eines<br />
Besuches in den öffentlichen Bädern. Er läßt seine Kleidung<br />
und Schuhe im Vorraum, und ein Freund schilt ihn wegen<br />
seiner abgetragenen und unwürdigen Schuhe. Abu Kassim<br />
erwidert, sie leisteten ihm noch immer gute Dienste, und betritt<br />
mit seinem Freund das Bad.<br />
Später begibt sich auch ein mächtiger Richter zu den Bädern,<br />
entkleidet sich und hinterläßt ein Paar eleganter Pantoffeln.<br />
Inzwischen möchte Abu Kassim das Bad verlassen, kann aber<br />
seine Pantoffeln nicht finden; an ihrer Statt entdeckt er ein Paar<br />
neuer und wunderschöner Schuhe, und in der Annahme, diese<br />
seien ein Geschenk seines Freundes, zieht er sie an und geht<br />
seines Weges.<br />
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