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Schwarze Nebel

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dem Grunde, welcher folgt. In der Stadt des Friedens lebte ein<br />

älterer Kaufmann mit Namen ibn-Quarin, reich an allem, doch<br />

bar eines großmütigen Herzens und der Liebe zum Menschen.<br />

Er hortete sein Gold und desgleichen sein junges Weib,<br />

welches niemals jemand gesehen, doch alle schön hießen über<br />

jegliche Vorstellungskraft. Eines bestimmten Tages sandte<br />

mich der Kalif aus, ibn-Quarin eine Nachricht zu überbringen,<br />

und ich fand mich am Hause des Kaufmanns ein und suchte<br />

Einlaß mit meinem Brief und Siegel. Bis zum heutigen Tage<br />

weiß ich nicht um die Bedeutung des Briefes, doch ist dies<br />

nicht von Gewicht.<br />

Der Kaufmann war nicht zu Hause, da er in Geschäften<br />

unterwegs war; ich erklärte dem Diener an der Tür, daß ich<br />

seine Rückkehr abwarten müsse, nachdem der Kalif verfügt<br />

hatte, ich dürfe die Nachricht zu seinen Händen allein mit den<br />

meinen überbringen. Daher ließ mich der Diener an der Tür in<br />

das Haus eintreten, was einige Zeit in Anspruch nahm, da die<br />

Tür des Hauses vielerlei Bolzen, Schlösser, Riegel und<br />

Verschlüsse aufwies, wie es üblich ist in den Unterkünften der<br />

Geizigen. Endlich ward ich eingelassen und wartete den<br />

ganzen Tag und ward hungrig und durstig, bekam jedoch<br />

keinerlei Erfrischung von den Dienern des knausrigen<br />

Kaufmannes dargeboten. In der Hitze des Nachmittags, da das<br />

ganze Haus still war und die Diener ruhten, fühlte auch ich<br />

mich schläfrig. Darauf sah ich vor mir eine weiße Erscheinung,<br />

eine junge und wunderschöne Frau, welche ich für das<br />

nämliche Weib hielt, das kein Mann je gesehen. Sie sprach<br />

nicht, sondern geleitete mich mit Gesten in einen anderen<br />

Raum und verriegelte dort die Tür. Ich erfreute mich ihrer auf<br />

der Stelle, zu welchem Zwecke sie keiner Ermutigung bedurfte,<br />

denn ihr Gatte war alt und ohne Zweifel pflichtvergessen.<br />

Dergestalt verstrich der Nachmittag rasch, bis wir Anzeichen<br />

der Rückkehr des Hausherren vernahmen. Unverzüglich erhob<br />

sich das Weib und verließ mich, ohne in meiner Gegenwart ein<br />

Wort geäußert zu haben, und mir verblieb es, eilends meine<br />

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