Ökotourismus zwischen Sein und Schein - Lateinamerika-Studien ...

• Die ethische Naturbedeutung: Die Natur muss als erhaltenswertes Gut
begriffen werden und der Mensch muss sich für sein Verhalten
verantwortlich fühlen.
Im Tourismus sind meiner Meinung nach in erster Linie die ästhetische und
die utilitaristische Naturbedeutung vorherrschend. Den ästhetischen Wert der
Natur macht sich die Touristikbranche für die Werbung zunutze, um Kunden
anzulocken. Seltene Landschaften, bestaunenswerte Naturphänomene wie
beispielsweise Wasserfälle, Geysire oder üppige Gesteinformationen locken
in den Prospekten der Reiseveranstalter. Entspannung, Idylle, Ruhe in
unberührter Natur genießen – dieses Bild wird den potentiellen Kunden
suggeriert.
„Naturbedürfnis kann ebenso durch Bedarfsweckung erreicht werden. Und
hier liegt die einzige Chance, Natur für den Tourismus zu vermarkten. Man
muss den Leuten sagen, dass man Natur hat, dass es reizvoll ist, Natur zu
erleben. Dazu muss aber der Einheimische wissen, was Natur ist und wie
viel davon in seinem Lebensraum möglich ist. Nur dann wirkt er
überzeugend und kann Natur anbieten.“ (Grabherr 1992:65)
Um diese Angebote zu verwirklichen, bemächtigt sich die Tourismusbranche
der Natur (utilitaristisch), um Hotels und Freizeitanlagen zu bauen,
Gartenanlagen zu gestalten oder um Profit zu machen (Strände als genützte
Fläche bringen enormen Gewinn) – das Einverständnis der lokalen
Bevölkerung wird für solche Vorhaben meist nicht geholt.
Dass Natur ein erhaltenswertes Gut ist, welches geschützt werden muss,
wird häufig in der Tourismuswirtschaft ignoriert, obwohl gerade diese einen
maßgebenden Beitrag zur Umweltverschmutzung 4 in den Zielgebieten leistet.
Ökotourismus als ein Nischenprodukt des Tourismus richtet sich nach
Kriterien wie Umweltschutz und Beteiligung der lokalen Bevölkerung am
4 Auf die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt werde ich in Punkt III.3. näher
eingehen.
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