TAIJI MAO
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In diesem Weg des „Grenz-Erfahrens zur Stille hin“ werde ich allerdings<br />
nur von jener Musik angezogen, bzw. nur von jener auf mich wirkend<br />
„eingestellt“ (Jing), die es auch darauf anlegt, in die „Stille“ zu führen.<br />
Diese „Stille“ erlebte ich zum Beispiel, als ich achtsam die „Grenze“ eines<br />
verklingenden Glockenschlages suchte, d. h. jenen Punkt, an dem der Ton<br />
(Yi) unmittelbar verklungen war. Diesen Punkt kann man allerdings in<br />
Konzerten selten erleben, denn der Applaus zerstört oft das „Voll-Enden“,<br />
d.h. das voll „ihre Spannung entladende“ und mit der „Fülle der Stille“<br />
(Wuji) endende Kunstwerk .<br />
Mir ist der erste Weg, das So-Sein (Yi) der Musik in einer achtsamen<br />
„Sammlung“ (Shen, Taiji) auf den Punkt zu bringen, mangels Vertrautheit<br />
mit den Mustern dieses So-Seins (Yi), mehr oder weniger verschlossen.<br />
Wohl aber ergreifen mich in der Musik manche Phasen als eine „Ganzheit“<br />
(Jing), die über ihr „Einstell-Wirken“ mein „Hinhören“ auf den Punkt<br />
bringt.<br />
Ich erlebe dann fasziniert ein Durchleuchten des Da-Seins (Wuji), des „Un-<br />
sichtbaren“, des „Erhabenen“ durch die Musik. Dies ist aber bei mir keine<br />
Leistung meiner „Achtsamkeit“ (Shen), sondern bloß ein Phänomen mei-<br />
ner zuhörenden und faszinierten „Aufmerksamkeit“ (Shen).<br />
Ganz anders ist es für mich, wenn ich achtsam einem verklingenden<br />
Ton einer Glocke oder eines Gamelan-Orchesters, wie ich<br />
auf JAVA hörte, lauschen kann und, an der „Grenze zur Stille“,<br />
die „Soheit des Hörens“, analog zu „Soheit des Schmeckens“, erleben<br />
kann.<br />
Für mein Erleben ist daher Musik nicht ein „schönes“ Muster von Geräu-<br />
schen, sondern ein gekonnter „Umgang mit der Stille“.