TAIJI MAO

208
I.
MAO TSETUNG stellte sich in seinem dialektisch-materialistischen Denk-
Modell die Erkenntnis (Yi) in drei Etappen vor. Er kritisierte dabei die
„metaphysische“ Auffassung der Welt, die seiner Ansicht nach die Dinge
(Jing) voneinander isoliert betrachtet und deren Verändern nur durch äuße-
re Einwirkungen veranlasst sah.
Er schrieb:
„Die Weltanschauung der Metaphysik oder des vulgären Evolutionismus
betrachtet alle Dinge in der Welt isoliert, statisch und
einseitig. Alle Dinge in der Welt, ihre Formen und ihre Gattungen
wären demnach ewig voneinander isoliert und einseitig. Insofern
von Veränderung die Rede ist, dann nur von quantitativer Zunahme
oder Abnahme und von Ortsveränderung. Dabei sollen die Ursachen
einer solchen Zunahme oder Abnahme beziehungsweise
einer solchen Ortsveränderung nicht in den Dingen selbst liegen,
sondern außerhalb ihrer, das heißt in der Einwirkung äußerer
Kräfte.“ 103
MAO TSETUNG folgte dagegen dem dialektisch-materialistischen Ansatz,
der sich von HERAKLIT herleitet und dem YIN-YANG-MODELL des chinesi-
schen Denkens sehr ähnlich ist. Er betrachtete daher im Gegensatz zur
„Metaphysik“ die
„Entwicklung als Einheit der Gegensätze (Spaltung des Einheitlichen
in einander ausschließende Gegensätze und das Wechselverhältnis
zwischen ihnen).“ 104
und er vertrat den Standpunkt:
103 aus: MAO TSE-TUNG: „ Über den Widerspruch“ ( August 1937) in: MAO
TSE-TUNG: „Ausgewählte Werke“, Band I, Verlag für fremdsprachige Literatur,
PEKING 1968
104 aus: MAO TSE-TUNG: „ Über den Widerspruch“ ( August 1937) in: MAO
TSE-TUNG: „Ausgewählte Werke“, Band I, Verlag für fremdsprachige Literatur,
PEKING 1968. MAO verwies hier auf LENIN: „Zur Frage der Dialektik“.