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S-294304-2_GEGENBAUR_Vergleichende_Anatomie_der_Wirbelthiere_1901.pdf

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92 Vom Darmsystem und den Athmungsorganen.<br />

(5 bei Rhytina) convergiren als bedeutende Vorsprünge nach hinten zu und zeigen<br />

unter einan<strong>der</strong> eine mediane Verbindung. Es besteht in <strong>der</strong> Textur nicht eine ein­<br />

fache Schichtung des verhornten Epithels, vielmehr wird die gesammte Platte von<br />

cylindrischen Zügen durchsetzt, die eine an<strong>der</strong>e Anordnung ihrer gleichfalls aus<br />

Epithelzellen bestehenden Formelemente darbieten. Auch einer von <strong>der</strong> Schleim­<br />

haut ausgehenden Papillenbildung kommt hier Bedeutung zu. Mit diesen Platten<br />

wirken ähnliche, den beiden Unterkiefern angefügte Platten zusammen, so dass<br />

hier ein functioneller Ersatz für die theilweise o<strong>der</strong> ganz verloren gegangenen Zähne<br />

zu Stande kommt. Ob die Gaumenplatte den primitiveren Bestandtheil des ge­<br />

sammten auf Pflanzenkost abzielenden Kauapparates <strong>der</strong> Sirenen vorstellt und die<br />

Mandibularplatten accessorische Bildungen seien, ist für jetzt nicht sicher ent­<br />

scheidbar. Jedenfalls stellt sich die Gaumenplatte als eine in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Mam­<br />

malia verbreitete und hier fast allgemein in Function stehende Einrichtung dar,<br />

welche bei den echten Cetaceen sogar noch viel mächtigere Gebilde entstehen lässt.<br />

Es sind dies dem Gaumen angeschlossene und damit in <strong>der</strong> Lage den Gaumen­<br />

leisten entsprechende Organe, welche wir bei den Walen als »Barten« antreffen<br />

(BOAS). Die Entfaltung horniger, aus dem Epithel <strong>der</strong> Gaumenschleimhaut ent­<br />

standener Massen kommt hier zum großartigsten Ausdruck. Sie bilden breite,<br />

quergestellte Lamellen, an <strong>der</strong>en Basis ein Schleimhautfortsatz ins Innere dringt.<br />

Die Barte ist aus dem Epithel dieser Falte hervorgegangen. So folgen sie, nach<br />

hinten wie nach vorn an Umfang abnehmend, in dichter Reihe hinter einan<strong>der</strong>.<br />

Der nach innen sehende Rand je<strong>der</strong> Barte ist in einzelne Bündel von Hornfasern<br />

aufgelöst, und dieser setzt sich bis zum freien Ende fort, gegen welches <strong>der</strong><br />

compacte äußere Bartenrand meist ziemlich<br />

senkrecht ausläuft. Solcher Barten<br />

belaufen sich gegen 200 (bei Balaena<br />

mystieetus), wo sie ihre bedeutendste<br />

Größe erreichen (30 cm Dicke an <strong>der</strong> Basis,<br />

und 3—4 m an Länge , kleiner aber zahlreicher<br />

(bis 300) sind sie bei Balaenoptera<br />

(Furchenwale. Jede eine Querfalte <strong>der</strong><br />

Schleimhaut an einer Hälfte des Gaumens<br />

einnehmende Barte ist wie<strong>der</strong> in einen<br />

breiten lateralen Abschnitt geson<strong>der</strong>t<br />

und mehrere schmälere, die den medialen<br />

Theil <strong>der</strong> Barte zusammensetzen und<br />

demgemäß auch kürzer sind. Der ganze<br />

Apparat senkt sich bei geschlossenen<br />

Kiefern zur Seite <strong>der</strong> Zunge zum Boden<br />

<strong>der</strong> Mundhöhle und bildet eine Vorrichtung,<br />

welche die im aufgenommenen<br />

Wasser befindliche Nahrung (kleinere<br />

Seethiere) im Munde zurückhält.<br />

In <strong>der</strong> Textur <strong>der</strong> Gaumenplatten <strong>der</strong> Sirenen liegt bereits manches an die<br />

Barten <strong>der</strong> Balänen Erinnernde vor und lässt die Verwandtschaft erkennen bei aller<br />

sonstiger Divergenz dieser Organisation.<br />

Die gesammte in den Hartgebilden des Gaumens ausgesprochene und in den

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