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S-294304-2_GEGENBAUR_Vergleichende_Anatomie_der_Wirbelthiere_1901.pdf

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Vom Gefäßsystem <strong>der</strong> Cranioten. 339<br />

Darmes und des Gefäßsystems nöthig war. Schon bei den Tunicaten hat die<br />

Ontogenese einen langen Weg zurückzulegen, auf welchem Verän<strong>der</strong>ungen ein<br />

großer Spielraum geboten ist.<br />

Indem wir in <strong>der</strong> ento<strong>der</strong>malen Genese des Gefäßsystems <strong>der</strong> Tunicaten und<br />

Vertebraten einen secundären Zustand erkennen müssen, <strong>der</strong> nur in gewissen Fällen<br />

erhalten ist, entsteht die Frage, wie sich hierzu die meso<strong>der</strong>male Genese bei jenen<br />

verhalte, ob sie eine Rückkehr zum ursprünglichen Befunde o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um eine<br />

Cänogenese ausdrücke. Wir stehen hier von einer Beantwortung dieser Fragen<br />

ab, da in den Thatsachen nichts geän<strong>der</strong>t wird, und durch Cänogenese auch<br />

etwas Altes entstehen kann, nach den Beziehungen, die neu und alt besitzen.<br />

Die Auffassung <strong>der</strong> Abkömmlinge von einem Epithel, wie es ja die Keimblätter<br />

sind, wie<strong>der</strong> als Epithel hat eine gedankenlose <strong>Anatomie</strong> beanstandet und in Endothel<br />

umgewandelt, wobei die Mehrzahl wie gewöhnlich Gefolgschaft hat. Berechtigt war<br />

jene Benennung zu keiner Zeit, denn das, worauf sie sich stützen sollte, war schon<br />

immer hinfällig.<br />

Über die ento<strong>der</strong>male Genese des Gefäßsystems: C. K. HOFFMANN, Zur Entwicklungsgeschichte<br />

des Herzens und <strong>der</strong> Blutgefäße bei den Selachiern. Ein Beitrag zur<br />

Kenntnis des unteren Keimblattes. Morph. Jahrb. Bd. XIX. Für Reste dieses Vorganges<br />

bei Amphibien: SCHWINK, Über die Entwicklung des Endothels und <strong>der</strong> Blutkörperchen<br />

<strong>der</strong> Amphibien. Morph. Jahrb. Bd. XVII.<br />

Das bei den Acraniern noch eines bestimmten Centralorgans entbehrende<br />

Gefäßsystem ist bei den Cranioten in einen höheren Zustand übergetreten, vor<br />

Allem durch die Ausbildung eines Herzens. Dieses bestimmt die Bewegung des<br />

Blutes, leitet den Kreislauf und vertritt damit functionell die zahlreichen pulsirenden<br />

Gefäßstrecken <strong>der</strong> Leptocardier. Die bei diesen in <strong>der</strong> Zuleitung von<br />

Blut zu den Kiemen gegebene wichtige Einrichtung dauert auch bei den Cranioten<br />

in <strong>der</strong>en nie<strong>der</strong>en Formen an, und das Herz erscheint als ein Abschnitt<br />

<strong>der</strong> Gefäßbahn am Anfang des Kiemenarterienstammes. Die Ausbildung einer<br />

solchen Gefäßstrecke, wie sie in <strong>der</strong> ersten Schlauchform auch in <strong>der</strong> Ontogenese<br />

sich darstellt, zu einem Herzen erfolgt durch Verlängerung des Schlauches sowie<br />

durch Entfaltung von Muskulatur in <strong>der</strong> Wand des Herzschlauches, welcher die<br />

Function <strong>der</strong> vielfach vertheilten contractilen Gefäßstrecken übernommen hat,<br />

woraus ein höherer Zustand entspringt. Dieser entspricht <strong>der</strong> erhöhten Leistung<br />

des Organs, welches das Blut zunächst durch die Kiemen zu bewegen und dabei<br />

auf jenen zahllosen engen Wegen Wi<strong>der</strong>stand zu überwinden hat. Durch den<br />

Besitz eines dickwandigen Herzens stellen sieh die Cranioten als Pachycardier<br />

(HAECKEL) den Leptocardiern gegenüber.<br />

Durch seine Lage in <strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>der</strong> Kiemen, unterhalb und hinter<br />

denselben, wie durch die ihm zukommende Function wird auch die Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Wand des Herzens aufgeklärt. Wir sehen sie an die Ausbildung <strong>der</strong> Kiemen<br />

geknüpft und dürfen von daher sie ableiten. Regional gehört das Herz dem Kopfe<br />

an. Seine erste, durch eine Zellschicht dargestellte Anlage entstammt aus dem<br />

Ento<strong>der</strong>m (Petromyzon, GOETTE). In das ventrale Kopfcölom eingesenkt, erhält<br />

es von <strong>der</strong> epithelialen Auskleidung einen Überzug, von welchem die Verdickung<br />

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