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Vom Darmsystem der Cranioten. 29
diesem mancherlei an einzelnen Skelettheilen sich äußernde Veränderungen im
Gefolge hat, so bildet sie auch für die Mundhöhle Consequenzen. Es ist nicht
bloß das für sie entstehende Dach, sondern auch die Verlängerung ihres Raumes
nach vorn hin, wodurch an ihr neue Verhältnisse entstehen müssen, welche wieder
am gesammten Cranium zum Ausdrucke gelangen. Während die Kopfdarmhöhle,
so weit sie aus dem Kiemendarm entstand, ihre Lage und von den Amphibien an
auch ihre Ausdehnung nicht wesentlich ändert, ist sie an ihrem vordersten Abschnitte,
welcher zum Munde führt, an der Ausdehnung nach vorn bedeutsam verändert;
denn als Veränderung muss auch dieser Zuwachs an Raum gelten, zumal
wieder andere Einrichtungen damit im Zusammenhange stehen, wenn wir sie,
wie z. B. die Ausbildung der Zunge, auch nicht als einzig davon abhängig anzusehen
brauchen.
Im Gefolge dieser in den höheren Abtheilungen auftretenden und weiter geführten
Ausbildung des Mundhöhlenraumes kommen mancherlei Neubildungen zu
Stande, welche alle von der Wandung her, sei es Epithel oder Muskulatur oder
selbst Skelet, ihren Ausgang nehmen.
§275.
Die Mundöffnung wird als Eingang in die Kopfdarmhöhle in ihrer Umgebung
allmählich mit vielfachen Neugestaltungen ausgestattet, welche vom Integument
ausgehen. Damit treten von einem anderen Organsystem gelieferte Bildungen
in die Dienste des Darmsystems, und es erwachsen daraus mancherlei neue Verrichtungen.
In besonderer Art finden wir diese Verhältnisse bei den Gyclostomen, bei
denen die Petromyzonten die Umgebung des Mundes in einen Saugapparat umgestaltet
besitzen. Ganz anders und die große Kluft zwischen den beiden Abtheilungen
der Cyclostomen bezeugend, verhalten sich die Myxinoiden, bei welchen
ein besonderes Organ, als Zunge bezeichnet, zur Ausbildung kommt und eine mit
dem Munde communicirende Räumlichkeit einnimmt. Zur Einordnung dieser Verhältnisse
in höhere Zustände fehlen uns noch genauere Thatsachen, so dass hier
eine besondere, seitlich abgezweigte Bildung eigener Art zu bestehen scheint, auf
welche wir erst später, bei Behandlung des Kiemendarmes, wieder zurückkommen.
Bei den Gnaihostomen begrenzen die gegen einander beweglichen Kiefertheile
den Eingang.
Sie werden allgemein in den niederen Zuständen vom Integumente bekleidet,
welches an den Kieferrändern sich in die Auskleidung der Mundhöhle fortsetzt.
In dieser selbst waltet im Allgemeinen die Schleimhaut, für welche außer vielen
bei den Organen der Mundhöhle zu betrachtenden besonderen Einrichtungen nur
eine hier erwähnt werden soll. Es ist das Vorkommen einer Blutgcfäßvertheilung
im Epithel bei Amphibien, wodurch schon diesem Abschnitte der Kopfdarmhöhle
respiratorische Bedeutung zukommt (F. MAURER). Diese Einrichtung steht in
Connex mit anderen Verhältnissen der Respiration und erlischt in den höheren
Abtheilungen.