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Vom Darmsystem der Wirbellosen. 9
Körperwand. Wo diese bedeutender wird, wie im Schirme der Medusen, dient sie
mehrflächenhaftenEntfaltungen der Binnenräume, sei esVerbreiterungen der Gastralhöhle,
sei es solchen des davon
ausgehenden Canalsystems. Diese
beiden Abschnitte des gesammten
Apparates bestehen allgemein auch
in functioneller Differenzirung. Die
Gastralhöhle dient als verdauende
Cavität, und die Verdauung ist,
wie wenigstens für Siphonophoren
erwiesen, eine protoplasmatische,
wie bei den Protozoen. Mancherlei
Differenzirungen der Wandung
jenes Raumes lassen in einzelnen
Cölenteraten - Abtheilungen auf
eine verschiedenartige Betheiligung
Verfcicalschnitt durch eine erwachsene Cunina rhododactyla
(Schema), rechts durch eine radiale, links durch
eine interradiale Verticalebene geführt, o Randbläschen.
c Ringcanal. g Zeugungsstoffe, h Mantelspange. /.- Magen.
I Gallertscheibe, r Radialtasche. 11 Tentakel, t w Tentakelwurzel,
v Velum. (Nach E. HAECKEL.)
am Cesammtvorgange der Nahrungsveränderungen schließen. Während die bei
der Verdauung sich ergebenden Residuen wieder durch den Mund nach außen
gelangen, kommt dem Canalsystem oder ihm entsprechenden Räumen, alles Fortsetzungen
der Gastralhöhle, die Vertheilung ernährender Flüssigkeit im Körper
zu. Ist auch mit der Aufnahme von Wasser diesem noch eine für die Respiration
wichtige Rolle zugetheilt, so bleibt doch die nutritorische Function nicht ohne
Bedeutung, und jene Canäle und ihre Homologa können als nutritorische Gefäße
betrachtet werden, daher dem gesammten Apparat auch die Bezeichnung
»Gastrovascularsystcm«. ward. Wir lassen dabei unerörtert, ob und in wie fern
noch andere Verrichtungen in Bezug auf den Stoffwechsel des Organismus in dem
Vascularsystem bestehen.
Die Beziehung des Gastralsystems und besonders jene der Canalbildungen
zum ganzen Körper wird noch in einem anderen Verhalten von großer Wichtigkeit.
Wo ein Auswachsen des Körpers in nur einer Richtung stattfindet, geht das
Gastralsystem als einheitlich bleibender Canal von der Gastralhöhle ab und setzt
sich so, beim Vorkommen von Ausläufern des Stammes, in diese fort. Die Einfachheit
des Körpers, wie sie bei Hydroiden besteht, bedingt auch jenen Zustand
der Canalbildung, und indem auch aus den Stolonen wieder neue Personen entstehen,
kommt es zur Stockbildung, wobei die einzelnen Personen ein gemeinschaftliches
Gastralsystem besitzen. Diese Gemeinsamkeit des Ernährungsapparates
liegt aueh der auftretenden functionellen Verschiedenheit der einzelnen Personen
zu Grunde. Die demejitsprechende Differenz der Gestaltung giebt sich als Polymorphismus
kund, wie er schon bei Hydroiden^ am großartigsten aber und zugleich
in außerordentlicher Mannigfaltigkeit bei den Siphonophoren bekannt ist. In anderer
Art kommt die Stockbildung der Anthozoen zu Stande, wie wir näher auszuführen
hier unterlassen müssen, nur erwähnend, dass auch hier das Gastralsystem,
allerdings in verschiedener Weise, betheiligt ist.