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Von den Athmungsorganen der Wirbelthiere. 245
von den Kiemenbogen ausgehende und ihnen folgende Lamellen, Filterlamellen,
an deren beiden Seiten wieder Fortsätze, in Reihen angeordnet, entspringen,
welche, sich nun verzweigend, schließlich in krausenartig angeordnete Faltungen
übergehen. Solche Filterkrausen besetzen also die Filterlamellen in ihrer ganzen
Höhe und setzen einen Apparat zusammen, durch welchen das zu den inneren
Kiemen strömende Wasser in kleinste Räume vertheilt wird. Dieser Filtrirapparat
zeigt in der Kiemenhöhle in seiner Beschränkung auf das von den
inneren Kiemen eingenommene Gebiet seine physiologische Beziehung aufs klarste,
während an anderen Strecken die Schleimhaut einfacher, nur mit Papillen ausgerüstet,
sich darstellt.
Als Kiemen, wie gleichfalls schon gedeutet wurde, sind jene Bildungen keineswegs
anzusehen. Auch die Filtergefäße beweisen das, indem sie mit den respiratorischen
nichts zu thun haben; sie sind rein nutritorisch, wenn sie auch, der Mächtigkeit
des Apparates gemäß, nicht als spärlich angesehen werden können. Die Mittellamelle
des Filterapparates führt ihre Bahnen (s. Fig. 169}.
Indem das ßltrirte Wasser den inneren Kiemen zukommt, wird durch sie eine
kotiere Stufe erreicht als von den ursprünglichen äußeren, und auch die vollkommene
Verzweigung dieser inneren Kiemen entspricht einer höheren Stufe, da sie den respiratorischen
Blutwegen eine nicht bloß reichere Vertheilung bringt, sondern auch gemäß
der geschützten Kiemenlage eine dicht an die Oberfläche der Kiemen gerückte Lage
gestattet. Die kleinsten Capillaren sind so enge Räume, dass Blutzellen in ihnen
nicht mehr Aufnahme finden.
F. E. SCHULZE, Die inneren Kiemen der Batrachierlarven. I. II. Abhandl. der K.
preuß. Academie Berlin 1888. 1892.
Untergang der Kiemen.
Von den Kiemen der Amnioten.
§317.
Auch in den höheren Abtheilungen der Wirbelthiere kommt nach RATHKE'S
Entdeckung eine Anlage des Kiemenapparates zu Stande, wenngleich in beschränktem
Maße, und nur in den frühesten Stadien mit den niederen Zuständen vergleichbar.
Bei allen Amnioten werden Kiementaschen vom Ectoderm der Kopfdarmhöhle
angelegt. Die Kiemenbogen zwischen sich fassend, erstrecken sie sich nach außen,
wo ihnen eine leichte Einsenkung des Ectoderms entgegenkommt. Fünf solcher
Taschen bilden sich bei Reptilien, auch bei V ö g e 1 n, wenn auch die letzte nicht
immer sich ausbildet, vier kommen den Säugethieren zu, die hinterste stets
minder im Umfange entfaltet als die vorderen, auch weniger tief.
Nachdem im Grunde der Taschen das von außen furchenartig eingesenkte Entoderm
mit dem Ectoderm zusammenstieß, kommt es an den vorderen Taschen zu
einer Durchbrechung, zur Bildung von Spalten, die wir wieder Kiemenspalten
nennen. Ob die Durchbrechung regelmäßig auftritt, ist •insofern nicht ganz sicher,
als sie von manchen Seiten in Abrede gestellt wbd. Doch muss dem gegenüber der
bestimmte Nachweis der Öffnung an den vorderen Spalten bei Säugethieren
(LIESSXER) ins Gewicht fallen. Die Bedeutung des gesammten Apparates als eines