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S-294304-2_GEGENBAUR_Vergleichende_Anatomie_der_Wirbelthiere_1901.pdf

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180<br />

Vom Darmsystem und den Athmungsorganen.<br />

Dickdarm vor dem Dünndarm auszeichnen. Sie bestehen in einer Son<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Längsmuskelschicht in einzelne Längsstreifen (1—4), zwischen denen die aus­<br />

gedehntere Ringmuskel schiebt mit Buchtungen [Haustra) hervortritt (vergl. Fig. 126).<br />

Diese Bildung leitet sich wohl von häufiger praller Füllung ab, wodurch, beson<strong>der</strong>s<br />

bei etwas festerer Consistenz des Inhaltes, die Längsmuskelschicht in Streifen<br />

[Taeniae musculares) aufgelöst wird und dann die Ringmuskulatur vortreten<br />

lässt, und indem sie im Ganzen länger wird als die äußere Längsschicht, jene<br />

Buchtungen bedingt.<br />

Die Haustrabildung ist sehr verschieden, wenn sie auch wohl stets in <strong>der</strong><br />

gleichen Weise zu Stande kommt, durch mechanische Einwirkung <strong>der</strong> Contenta<br />

auf die Muskulatur <strong>der</strong> Darmwand. In dem Verhalten <strong>der</strong> Muskeltänien ergiebt<br />

sich jene Verschiedenheit. So sind in Fig. 126 die Haustra nur einseitig und ent­<br />

sprechen damit auch <strong>der</strong> Einseitigkeit <strong>der</strong> gegenüber stehenden Tänien. Auch<br />

ohne Tänien können Reihen von Buchtungen bestehen, indem die ganze Wand<br />

gleichmäßig daran theilnimmt.<br />

Für das Rectum ist vorzüglich die stärkere Muskulatur hervorzuheben, <strong>der</strong>en<br />

Ringschicht einen Schließmuskel [Sphinkter ani internus) in verschiedener Entfaltung<br />

bilden kann. Die Längsfaserschicht ist continuirlich, indem ihre Auflösung in<br />

Tänien, wo solche im Colon bestehen, successive verschwindet.<br />

Selten bietet sich ein doppelter Blinddarm dar, wie bei einigen Edentaten<br />

(Dasypus sexcinctus, Myrmecophaga didactyla). Wie die Verdoppelung entsteht,<br />

könnte vielleicht durch die Ontogenese gezeigt werden. Weit, aber kurz ist er bei<br />

den Sirenen, klein und schwach bei den meisten Carnivoren, obschon hier in be­<br />

Fig. 127<br />

Cöcum eines neugeborenen<br />

Kindes, coe Cöcum.<br />

/) Ende des Wurmfortsatzes,<br />

ü lleum. col<br />

Colon.<br />

deuten<strong>der</strong> Mannigfaltigkeit. Auch bei den meisten Cetaceen<br />

hält er sich in geringem Volum, ebenso bei insectivoren<br />

Beutelthieren. Bei herbivoren Beutelthieren (Halmaturus)<br />

scheint wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Magen das nicht bedeutende Cöcum zu<br />

compensiren, während bei den Frugivoren mit einfacherem<br />

Magen eine enorme Cöcalbildung sich verknüpft (Phalangista,<br />

Phascolarctos). Auch bei vielen Nagern zeigt.er sich von bedeuten<strong>der</strong><br />

Länge (Lepus, Lagomys) (Fig. 126, hier noch von<br />

einem viel kleineren begleitet, Hystrix, Arvicola, Coelogenys).<br />

Aussackungen des Blinddarmes kommen bei Phascolomys, vielen<br />

Nagern (z. B. Lagotis, Chinchilla) vor. Eine Spiralfalte durchzieht<br />

das lange Cöcum bei Lepus. Wahre Haustra bestehen<br />

auch bei Perissodactylen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Prosimier ist eine beträchtliche Verschiedenheit<br />

<strong>der</strong> Cöcalbildungen anzutreffen. Von ziemlicher Länge<br />

bei Stenops gracilis (Fig. 124), ist das Cöcum bei St. tardigradus nur<br />

kurz, auch bei Chiromys unansehnlich, bedeuten<strong>der</strong> und mehrmals<br />

gewunden bei Galago. Unter den Quadrumanen sind die Platyrrhinen<br />

mit längerem Blinddarm versehen als die Katarrhinen,<br />

und bei den Anthropoiden ist, wie beim Menschen, das Endstück<br />

rudimentär. Diese Erscheinung kommt auch in an<strong>der</strong>en<br />

Abtheilungen vor, z. B. bei Nagern. Bei Cricetus und Lepus läuft das Cöcum in ein<br />

enges Endstück aus. Die Vergleichung mit den an<strong>der</strong>en Befunden lehrt, dass dieser<br />

engere Theil aus einem weiteren entstand und eine partielle Bückbildung ausdruckt,<br />

I

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