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S-294304-2_GEGENBAUR_Vergleichende_Anatomie_der_Wirbelthiere_1901.pdf

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20 Vom Darmsystem und den Athmungsorganen.<br />

Die Entstehung dieses hier einzig unter den Wirbellosen bestehenden wichtigen<br />

Verhaltens, welches einen respiratorischen Abschnitt des Körpers vor dem<br />

eigentlichen Darm darstellt, ist auch aus <strong>der</strong> Ontogenese <strong>der</strong> Tunicaten nicht<br />

causal zu ermitteln. Dagegen können durch die Vergleichung Anhaltspunkte zu<br />

einem Verständnis des Ganzen gewonnen werden. Sie ergeben sich bei Balanoglossus,<br />

welcher, als Enteropneusta den Würmern zugezählt, durch seine ganze<br />

Organisation eine singulare Stellung einnimmt. Der vor<strong>der</strong>e Abschnitt des Darmrohrs<br />

ist durch zwei laterale Vorsprünge in zwei über einan<strong>der</strong> befindliche Halbrinnen<br />

geschieden, die zwischen den bei<strong>der</strong>seitigen Vorsprüngen mit einan<strong>der</strong><br />

communiciren. Die untere Halbrinne führt zu dem ausschließlich als Nahrungscanal<br />

fungirenden Darmtheile, sie ist, mit Wimperbesatz Nahrung zuführend,<br />

nutritorisch. Die an<strong>der</strong>e Halbrinne steht dagegen in respiratorischer Function.<br />

Die Körperwand besitzt hier mit dem Alter an Zahl zunehmende paarige Taschen,<br />

welche durch einen Porus nach außen, durch zwei Querspalten nach innen münden<br />

(Spiracula). Chitinlamellen bilden ein zierliches Kiemengerüst, an welchem<br />

ein Gefäßnetz verbreitet ist. Durch die Mundöffnung aufgenommenes Wasser gelangt<br />

in die nutritorische Halbrinne zu den kurz als Taschen bezeichneten respiratorischen<br />

Räumen. Wir finden also hier zwei functionell differente, über einan<strong>der</strong> gelagerte<br />

Abschnitte des Darmes, bevor <strong>der</strong> einheitliche Darm beginnt. In allem Wesentlichen<br />

ist es die gleiche Einrichtung, wie bei den Tunicaten, vorzüglich den Asci­<br />

Fig. 13.<br />

Schematische Darstellung des Verhaltens <strong>der</strong> Kiemenhöhle zur Bauchrinne.<br />

A bei Balanoglo ssns. B bei Tunicaten. r respiratorischer<br />

Raum, n nutritorischer Raum. * Bauchfalten.<br />

dien, und diese Übereinstimmung<br />

mag in nebenstehen<strong>der</strong><br />

Fig. 13 Ausdruck<br />

finden. Wir dürfen<br />

darin aber keine so nahe<br />

Verwandtschaft sehen,<br />

dass <strong>der</strong> eine Zustand<br />

sich direct in den an<strong>der</strong>en<br />

verwandelt habe. Wie<br />

auch die Tunicaten lehren,<br />

besteht für jene Befunde<br />

eine bedeutende<br />

i Mannigfaltigkeit, und<br />

nicht min<strong>der</strong> ist auch für Balanoglossus und die wenigen bekannt gewordenen<br />

ihm näher stehenden Formen ein großer Reichthum untergegangener o<strong>der</strong> doch<br />

nicht bekannt gewordener Zustände mit Nothwendigkeit anzunehmen. Wie so<br />

vielfach müssen wir auch hier auf directe Übergänge Verzicht leisten. Aber die<br />

aus <strong>der</strong> Vergleichung entspringende Erfahrung deckt hier auch auf größere Entfernungen<br />

den genetischen Zusammenhang auf.<br />

Die Hypobranchialrinne ist ein Theil des Darmrohres, wie sie auch an ihm<br />

entstand. Sie verbindet die Mundöffnung mit dem Darm, für den sie auch bezüglich<br />

<strong>der</strong> Nahrungszufuhr eine Leistung übernommen hat, und in <strong>der</strong> Entfaltung<br />

des dorsalen Theiles jener Darmstrecke zu respiratorischen Einrichtungen kommt

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