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S-294304-2_GEGENBAUR_Vergleichende_Anatomie_der_Wirbelthiere_1901.pdf

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Von den Lungen. 313<br />

ein ähnliches Verhalten darbieten. Dann scheint ein dritter Bronchus vorzuliegen,<br />

<strong>der</strong> jedoch nur als eine selbständiger gewordene Abzweigung vom rechten zu<br />

gelten hat.<br />

In dem Verhalten <strong>der</strong> beiden Äste <strong>der</strong> Lungenarterie zu den Bronchien finden<br />

sich Zustände, welc'he die Bronchien in eparterielle und hyparterielle son<strong>der</strong>n ließen<br />

(AEBY). Bei einigen Säugethieren tritt je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Äste <strong>der</strong> Lungenarterie unterhalb<br />

des ersten vom Hauptbronchus abgehenden Bronchus hindurch; es bestehen<br />

dann zwei eparterielle Bronchien. Dies findet sich bei Phoca, Bradypus, Equus,<br />

Elephas. Nur rechtsseitig besteht ein eparterieller Bronchus bei <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Säugethiere, während gar kein eparterieller Bronchus bei Hystrix vorkommt.<br />

Es dürfte aus <strong>der</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Formen, bei denen die Arterie einen<br />

von <strong>der</strong> Mehrzahl abweichenden Verlauf bietet, zu ersehen sein, dass in dem Verhalten<br />

des Lungenarterienastes kein Charakteristicum für die Werthbestimmung <strong>der</strong><br />

einzelnen Bronchien gewonnen werden kann. Denn die Gleichartigkeit des Verhaltens<br />

bei Phoca, Elephas, Equus undtBradypus ist doch sicher nicht von einer<br />

engeren Verwandtschaft dieser Thiere ableitbar, und wenn Hystrix allein unter den<br />

Nagern nur hyparterielle Bronchi besitzt, so ist daraus nicht zu folgern, dass es die<br />

eparteriellen sammt dem betreffenden Lungengebiete verloren hat, ebensowenig als<br />

man aus <strong>der</strong> Verbreitung des Fehlens eparterieller Bronchien an <strong>der</strong> linken Lunge<br />

<strong>der</strong> meisten Säugethiere einen von dieser Lunge erworbenen Defect statuiren kann.<br />

Der morphologische Werth des Gefäßverlaufes kann hier nicht in <strong>der</strong> darauf gestützten<br />

Annahme verschwundener Lungentheile beruhen. Die Verschiedenheit <strong>der</strong><br />

Art <strong>der</strong> peripheren Vertheilung <strong>der</strong> Arterien leitet sich auch hier von Anpassungen<br />

ab, für welche die Nachbartheile die Bedingungen abgeben. So wenig wir das Fehlen<br />

einer Mesenteria inferior bei manchen Säugethieren zur Behauptung des Fehlens des<br />

Dickdarmendes verwerthen können, ebensowenig kann <strong>der</strong> differente Verlauf <strong>der</strong><br />

beiden Äste <strong>der</strong> Lungenarterie den beiden Lungen ihre Homodynamik absprechen<br />

und <strong>der</strong> einen die an ihr stattgefundene Rückbildung eines ganzen Abschnittes zusprechen,<br />

icovon aus dem bekannten Entwicklungsgänge des Organs gar nichts erwiesen<br />

ist. Ebensowenig kann man bei einer solchen Vergleichung auf die Vögel recurriren<br />

und die hier bestehende größere Zahl eparterieller Bronchi als etwas im Zusammenhalte<br />

mit den Säugern Primitives deuten, denn das würde ja in den Vögeln die Vorfahren<br />

<strong>der</strong> Säugethiere annehmen lassen.<br />

Wir sehen also die beiden Lungen <strong>der</strong> Säugethiere als zwei im Volum verschieden<br />

ausgebildete, aber desshalb doch einan<strong>der</strong> gleichwerthige Organe an, welchen<br />

keineswegs ganze Abschnitte zum Ausfalle kamen.<br />

Die Ausbildung des Knorpelgerüstes <strong>der</strong> Bronchien zeigt beachtenswerthe<br />

Differenzen. Sehr wenig entwickelt ist es bei manchen Beutelthieren, Prosimiern<br />

und Chiropteren und kann sogar gänzlich fehlen, auch bei einzelnen Affen (Mycetes).<br />

Sehr vollständig tritt es bei den Cetaceen auf. Bei den Walen besteht auch eine<br />

Communication <strong>der</strong> Bronchien unter einan<strong>der</strong>, wie von älteren Beobachtern angegeben<br />

wird (J. HUNTER, MECKEL, RAPP).<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Lappenbildung <strong>der</strong> Lunge ist das nicht seltene Variiren <strong>der</strong><br />

Zahl bei <strong>der</strong>selben Species beachtenswerth, wie es ähnlich auch beim Menschen bekannt<br />

ist. Anfänge von Lappenbildung kommen bei manchen Beutelthieren vor.<br />

Wie venig morphologische Bedeutung die Lappenbildung besitzt, lehrt die große<br />

Verschiedenheit, die hierin bei den Primaten besteht. Der Orang entbehrt ihrer<br />

gänzlich.<br />

Über die Architektur <strong>der</strong> Lungen s. AEBY, Der Bronchialbaum <strong>der</strong> Säugethiere,<br />

Leipzig 1880. Über die Entwicklung <strong>der</strong> Athemwerkzeuge bei Vögeln und Säugethieren:

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