Vollversion (5.75 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 8, HEFT 1, 1995 [. Wi<br />
mung ebensowenig untersucht<br />
wie die von Gessenharter. Zur<br />
Standortbestimmung der 'Neuen<br />
Rechten' stützt die Autorin<br />
sich auf den Rechtsextremismus-Begriff<br />
von Dudek/Jaschke,<br />
wobei sie einen tautologischen<br />
Zirkelschluß nicht zu<br />
vermeiden vermag (31,69), der<br />
sichjedoch durch Rückgriff auf<br />
die Arbeiten von Richard Stöss<br />
hätte ausräumen lassen. Die<br />
Begrifflichkeit ist leider nicht<br />
immer differenziert genug, so<br />
wird explizit 'rechts' mit<br />
'rechtsextrem' gleichgesetzt<br />
(34) sowie 'national' mit 'nationalistisch'<br />
(83). Mantinos<br />
Analyse der organisatorischen<br />
Vernetzung der 'Neuen Rechten'<br />
lehnt sich eng an die Darstellung<br />
von Klaus Schönekäs<br />
an und unterteilt die Organisationsgeschichte<br />
in: 1. Phasen<br />
der Etablierung (1964 - Mitte<br />
der siebziger Jahre), 2. Die<br />
Tendenzwende (1975 - 1980),<br />
3. Der 'Neue Nationalismus'<br />
der achtziger Jahre. In diesen<br />
Abschnitten werden die einzelnen<br />
Zirkel, Gruppierungen,<br />
Zeitschriften überblicksartig<br />
portraitiert. Im vierten und letzten<br />
Teil versucht die Autorin<br />
eine ideologiekritische Annäherung<br />
an das Thema und zitiert<br />
ehrlicherweise ausführlich<br />
die aufgearbeitete Fachliteratur,<br />
wobei jedoch die Zitate<br />
nicht in jedem Fall für sich<br />
selber sprechen. Die Hälfte der<br />
vorliegendenArbeit macht eine<br />
Darstellung ausgewählter ideologischer<br />
Wegbereiter der<br />
'Neuen Rechten' aus, von Armin<br />
Möhler über Bernard<br />
Willms und Pierre Krebs bis<br />
hin zu Alain de Benoist. Mantinos<br />
überzeugende Demontage<br />
einer willkürlich gesetzten<br />
Systematik läßt leider facettenreiche<br />
Unsystematik zurück.<br />
Als Gemeinsamkeit ausmachen<br />
läßt sich bei allen Protagonisten<br />
der 'Neuen Rechten'<br />
ihre Kritik an den bestehenden<br />
Verhältnissen, die mit Rekurs<br />
auf den Bezugspunkt Nation<br />
begründet wird. Die antiegalitäre<br />
Stoßrichtung ist eine weitere<br />
Gemeinsamkeit, ansonsten<br />
bleiben gravierende Unterschiede,<br />
wie der Bezug auf einen<br />
neuen Biologismus, die<br />
Konservative Revolution oder<br />
dendeutschenldealismus. Alle<br />
neurechten Ansätze seien<br />
durch Widersprüchlichkeiten<br />
gekennzeichnet, beispielsweise<br />
einerseits dieAblehnung jeglichen<br />
Universalismus, andererseits<br />
die universalistische<br />
Forderung nach 'Nation'. Der<br />
hohe Anspruch, ein noch recht<br />
diffus bearbeitetes Forschungsfeld<br />
systematisch zu analysieren,<br />
bedarf noch weiterer Analysen<br />
und es ist erfreulich, daß<br />
die Autorin einen Beitrag dazu<br />
leisten möchte.<br />
Die 'kritischeBestandsaufnahme'<br />
des Rechtsextremismus<br />
nach der Wiedervereinigung<br />
von Armin Pfahl-Traughber<br />
bietet einen facettenreichen<br />
äberblick über die rechtsextreme<br />
Szenerie.<br />
Der Überblick beginnt mit einer<br />
Definition von Rechtsextremismus,<br />
die sich an die Extremismustheorie<br />
von Uwe<br />
Backes und Eckhard Jesse anlehnt<br />
und die verschiedentlich<br />
gegenüber diesem Ansatz vorgebrachte<br />
Kritik (Wolf-Dieter<br />
Narr, Hans-Gerd Jaschke etc.)<br />
leider nicht diskutiert, sondern<br />
entweder ignoriert oder bestenfalls<br />
antippt. Als Erscheinungsform<br />
von Rechtsextremismus<br />
macht Pfahl-Traughber Parteien,<br />
Gruppierungen, Organisationen,<br />
Publikationen, vorpolitische<br />
Phänomene und<br />
schließlich Einstellungen und<br />
Wahl aus. Er diskutiert kurz<br />
alternative Begriffe wie Rechtsradikalismus,<br />
Neonazismus,<br />
Neofaschismus, Populismus<br />
oder Neue Rechte.<br />
Im Mittelpunkt der historischen<br />
Darstellung stehen zunächst<br />
rechtsextreme Parteien wie die<br />
'Republikaner' unter ihrer populistischen<br />
Führungsfigur<br />
Franz Schönhuber, die 'Deutsche<br />
Volksunion' (DVU) unter<br />
Gerhard Frey, die 'Nationaldemokratische<br />
Partei Deutschlands'<br />
(NPD), die 'Deutsche<br />
Liga fürVolk und Heimat' (DL)<br />
und die 'Freiheitliche Deutsche<br />
Arbeiterpartei' (FAP). In einem<br />
weiteren Kapitel werden<br />
neonazistische Gruppen, unter<br />
anderem Michael Kühnen, die<br />
'Deutsche Alternative', die<br />
'Nationale Alternative', die<br />
'Nationalistische Front' beschrieben<br />
sowie rechtsextreme