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34 FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 8, HEFT 1, 1995<br />

nen breiten 'anthropologischen' Kulturbegriff:<br />

ethnische und nationale Kulturen dürfen also<br />

nicht auf gemeinsame 'Werte und Normen'<br />

oder auf 'Sprachen' verkürzt werden. Sie umfassen<br />

nicht nur symbolische, sondern auch<br />

'materielle' Dimensionen, welche so eng miteinander<br />

verzahnt sind ('Ausdruck', 'representation',<br />

'Encodierung', 'Objektivierung'usw.),<br />

daß z.B. Smith sie trotz aller analytischen Anstrengungen<br />

nicht klar auseinanderhält.<br />

Materielle Kultur<br />

In der Hegeischen Tradition geht es dabei um<br />

'objektiven' Geist, für die Diskussion über ethnische<br />

oder nationale Kultur also um 'Volksgeist'.<br />

A. Smith nennt dies abwechselnd 'ethnic/national<br />

forms, moulds, artefacts, traditions,<br />

genres, styles, practices and mores'. 7<br />

Wichtig ist, daß es einerseits nicht nur um im<br />

strengen Sinne materialisierte Kultur geht, sondern<br />

auch um Gewohnheiten, Praxen, 'ways<br />

of doing'; andrerseits geht es nicht nur um<br />

Regeln (Prinzipien, Werte, Normen), sondern<br />

auch um (damit keineswegs immer nahtlos<br />

übereinstimmende) normative Institutionen,<br />

Tugenden und Praxen. Diese ethnischen 'Lebensweisen'<br />

oder „culturally differentiated repertoires<br />

of collective expression"(1986: 14)<br />

müssen sehr breit angesetzt werden:<br />

• ethnische Werkzeuge und Geräte und Arten<br />

der Kooperation/ Organisation der Produktion,<br />

• ethnische Küche, Kleidung und Haartracht,<br />

Schmuck, Möbel usw. und ethnische 'Konsumtions'-Gewohnheiten<br />

und Bräuche,<br />

• ethnische Architektur im breitesten Sinne<br />

(von den Häusern über Gräber, Tempel, Kirchen,<br />

Paläste bis zur Anlage der Dörfer und<br />

Städte),<br />

• spezifisch ethnische Regeln und Praxen der<br />

familialen und Verwandtschaftsbeziehungen,<br />

® ethnische Medizin und Gesundheitsverhältnisse,<br />

• ethnische Freizeitaktivitäten (Feste; Spiele,<br />

Sport; Kneipe usw.),<br />

• (interne) ethnische Prestigehierarchien,<br />

• ethnische Kunst, sowohl alle sog. 'minor<br />

arts' ('folklore'; sog. 'Volks'-Musik und<br />

-Tanz, Theater, Märchen, Legenden, Sagen,<br />

handwerkliche Künste usw.) wie ethnische<br />

Stile in den professionalisierten Künsten mit<br />

dem großen K (Bildende Künste, Architektur,<br />

alle genres der Literatur, Musik usw.),<br />

• ethnische Religion (im Sinne Dürkheims:<br />

heilige Texte und Orte/Gebäude, Liturgie,<br />

Rituale usw.),<br />

• ethnische Erziehungs- und Bildungspraxen,<br />

• ethnische politische Instititutionen und Kulturen,<br />

• ethnisches Recht (Regeln und Praxen, kodifiziertes<br />

wie Gewohnheitsrecht usw.),<br />

• ethnic modes of warfare. 8<br />

Symbolische Kultur<br />

Der symbolische Aspekt der ethnischen Differenzierung<br />

der Bevölkerung umfaßt:<br />

• Sprache,<br />

• ethnische kognitive, normative und expressive<br />

Deutungsmuster (normalerweise, aber<br />

irreführend, zusammengefaßt in 'values'),

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