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FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 8, HEFT 1, 1995 begriff für individuelle (bzw. personale) und kolsion." Traugott (1978) sieht in „positive solidarilektive Identität versteht. ty" und „antiinstitutional behavior" die beiden 8 Diese Definition kommt Bestimmungen von so Kemelemente sozialer Bewegungen. cial bzw. common identity der neueren Sozial 14 Generell zum Aspekt von Subgruppen in Gruppsychologie nahe, ist aber weiter gefaßt als etwa pen vgl. Ramsöy (1962). bei Tajfel (1981: 315), der im Hinblick auf Rand 15 Gamson (1992: 84) unterscheidet zwischen drei gruppen bzw. soziale Minderheiten feststellt: „a Ebenen kollektiver Identität: „organizational, mo common identity is trust upon a category of peopvement, and solidarity group". le because they are at the receiving end of certain 16 Vgl. dazu die Überlegungen von Marx/Holzner attitudes and treatment from the 'outside'." (1975) zur Bedeutung von „ideological primary 9 Herbert Blumer benutzt den Aspekt von „we- groups" in Bewegungen. consciousness" als Unterscheidungskriterium für 17 Vgl. dazu die Ausführungen zu „abstrakten soziale Bewegungen gegenüber Masse. Gruppierungen" von Strauss (1959: 153ff.). 10 Berger/Luckmann (1977: 185) schlagen aller 18 Melucci hat drei analytische Dimensionen koldings vor, den Begriff kollektive Identität zu verlektiver Identität benannt, allerdings keine weitemeiden, da er „zu einer verdinglichenden Hyporen Ausführungen oder gar konkrete Vorschläge stasierung der Identität führen kann". Mit diesem zur empirischen Operationalisierung gemacht. Er Argument könnte man freilich jeglichen Identi unterscheidet die Dimensionen Stabilität oder Vatätsbegriff fallenlassen. riabilität, Konzentration oder Diffusion, Integrati 11 Diese Unterscheidung ist nicht deckungsgleich on oder Fragmentierung (Melucci 1988: 343). Da mit Habermas' Gegenüberstellung von System und das Objekt kollektive Identität selbst nicht dimen- Lebenswelt. So tendiert Habermas einerseits dazu, sional zerlegt wird, bleibt die entscheidende Fra ausschließlich „Großsysteme" wie Wirtschaft und ge offen, was denn als mehr oder weniger stabil, Politik als Funktionssysteme anzusprechen. Da konzentriert und integriert beschrieben werden gegen fasse ich diesen Begriff allgemeiner und kann. Damit läuft Meluccis analytische Dimen schließe unter diesem Blickwinkel auch zum Beisionierung ins Leere, weil kollektive Identität noch spiel die Familie ein, die Habermas wohl aprio immer als black box behandelt wird. risch dem Bereich der Lebenswelt zuschlagen wür 19 Stryker (1979: 177) zufolge „one is committed de. Unter anderer Perspektive kann jedoch die to an identity to the degree that one is enmeshed Familie auch als Kollektiv verstanden werden, so in social relationships dependent on that identifern der Aspekt der Gemeinschaftsbindung im ty." Vordergrund steht. Während Habermas hierbei das Integrationsmedium kommunikativen Handelns ins Zentrum rücken würde, gehe ich davon aus, daß auch strategisches Handeln in und von Gemeinschaft für Gemeinschaftsbildung konstitutiv sein kann. 20 Solchen Momenten könnte man eine ähnliche Funktion für die Vergewisserung kollektiver Identität zusprechen wie den von Maslow (1968) beschriebenen „peak-experiences" für personale Identität. 21 Vgl. dazu verschiedene Beiträge in Neidhardt 12 Die Aussage, soziale Bewegungen seien Kol (1994a). Zur generellen Bedeutung des Publikums lektive, aber könnten Organisationen einschlie als einer vernachlässigten Kategorie der politißen, ist so lange nicht widersprüchlich, als Orgaschen Soziologie Neidhardt (1994). nisation (noch) nicht das zentrale Integrationsme 22 Vgl. dazu die Unterscheidung von identity- und dium sozialer Bewegungen bildet. task-directed interaction von Turner (1968: lOOff.). 11 Dazu bereits Simmel (1908/1968: 232) und Co- 23 Starke Repression bedeutet unannehmbare Parser (1956: 33ff.). Ähnlich auch Eisinger (1973: tizipationskosten für alle oder zumindest einen 26): „The we-they dichotonomy between prote- Großteil der Anhänger einer sozialen Bewegung. stors and targets is sharply drawn in protest ac Übrig bleibt allenfalls ein radikaler Kern mit eitions and serves to foster group identity and cohener freilich ausgeprägten kollektiven Identität.
22 FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 8, HEFT 1, 1995 24 Vgl. dazu die Ausführungen von Habermas (1976a: 107, 116). Zur Plastizität der an moderne Gesellschaften gebundenen Identitätsform des „reflexiven Subjektivismus" vgl. Schimank (1985). Literatur Bader, Veit Michael, 1991. Kollektives Handeln. Protheorie sozialer Ungleichheit und kollektiven Handelns Teil 2. Opladen: Leske+Budrich. Berger, Peter L./Luckmann, Thomas, 1977. Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt/M.: Fischer. Blumer, Herbert, 1939/1951. Elementary Forms of Collective Behavior. S. 170-222 in: Alfred Mc Clurg Lee (Hrsg.), Principles of Sociology. New York: Barnes & Noble. Blumstein, P. W.,1973. Audience, machiavellianism, and tactics of identity bargaining. Sociometry 36, S. 346-365. Coser, Lewis, 1956. The Functions of Social Conflict. New York: The Free Press. Eisinger, Peter K.,1973. The Conditions of Protest Behavior in American Cities. American Political Science Review 67, Heft 1, S. 11-18. Erikson, Erik H., 1966. Identität und Lebenszyklus. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Gamson, William A., 1992. Talking Politics. Cambridge: Cambridge University Press. Gecas, Victor, 1982. The Self-Concept. Annual Review of Sociology 8, S. 1-33. Geertz, Clifford, 1963. Primordial Sentiments and Civil Politics in the New States. S. 105-157 in: ders. (Hrsg.), Old Societies and New States. New York: The Free Press. Geertz, Clifford, 1994. Angestammte Loyalitäten, bestehende Einheiten. Anthropologische Reflexionen zur Identitätsproblematik. Merkur 48, Heft 5, S. 392-403. Gerhards, Jürgen/Rucht, Dieter, 1992. Mesomobililization: Organizing and Framing in Two Protest Campaigns in West Germany. American Journal of Sociology 98, Heft 3, S. 555-595. Goffman, Erving, 1959. The Presentation of Seif in Everyday Life. Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall. Goffman, Erving, 1963. Stigma: Notes on the Management ofa Spoiled Identity. Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall. Habermas, Jürgen, 1976. Moralentwicklung und Ich-Identität. S. 63-91 in: ders., Zur Rekonstruktion des historischen Materialismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Habermas, Jürgen, 1976a. Können komplexe Gesellschaften eine vernünftige Identität ausbilden? S. 92-126 in: ders., Zur Rekonstruktion des historischen Materialismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Heberle, Rudolf, 1949. Observations on the Sociology of Social Movements. American Sociological Review 14 (Juni), S. 346-357. Hechter, Michael, 1987. Principles of Group Solidarity. Berkeley, CA: University of California Press. Hoffer, Eric, 1951. The True Believer. New York: Harper and Row. Keupp, Heiner, 1988. Auf dem Weg zur Patchwork-Identität. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, Heft 4, S. 425-438. Klapp, Orin, 1969. Collective Search for Identity. New York: Holt, Rinehart & Winston. de Levita, David J., 1971. Der Begriff der Identität. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Maslow, Abraham A., 1968. Peak-Experiences as Acute Identity-Experiences. S. 275-280 in: Chad Gordon/Kenneth J. Gergen (Hrsg.), The Seif in Social Interaction. Vol. I: Classic and Contemporary Perspectives. New York u.a.: John Wiley & Sons. Marx, John H./Holzner, Burkhart, 1975. Ideological Primary Groups in Contemporary Cultural Movements. Sociological Focus 8, Heft 4, S. 311 - 329. McCall, George G./Simmons, J.L., 1966. Identities and Interactions. New York: Free Press. Mead, Goerge Herbert, 1934. Mind, Seif, and Society. Chicago: University of Chicago Press. Melucci, Alberto, 1988. Getting Involved: Identity and Mobilization in Social Movements. S. 329- 348 in: Bert Klandermans/Hanspeter Kriesi/Sidney Tarrow (Hrsg.), From Structure to Action: Comparing Social Movement Participation across Cultures. Greenwich, Conn.: JAI Press.
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