Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
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beitszeit als ca. 40 Stunden wöchentlich zugemutet wird. 1 Nach Erreichen des 65.<br />
Lebensjahres darf der Freiberufler die Arbeit grundsätzlich jederzeit einstellen. 2<br />
Einkommensverschiebungen, die auf unternehmerische Entscheidungen zurückzuführen<br />
sind, hat der Unterhaltsberechtigte grundsätzlich zu akzeptieren. „Jedenfalls<br />
geht es nicht an, dass der Unterhaltsgläubiger dem Unterhaltsschuldner die unternehmerischen<br />
Entscheidungen vorschreibt.“ 3 Im konkreten Fall hat das Gericht die<br />
Veräußerung eines Unternehmens durch den Inh<strong>ab</strong>er akzeptiert. Die Entscheidung<br />
des Pflichtigen sei nachvollziehbar, da der Erlös aus dem Verkauf die Verbindlichkeiten<br />
nicht <strong>ab</strong>deckte.<br />
Werden die Beträge in unregelmäßiger Höhe oder auch nur einmal jährlich ausbezahlt<br />
(13. Monatslohn, Urlaubsgeld), so ist der jährliche Durchschnitt zu ermitteln. 4<br />
Auch Spesen- und Reisekostenzahlungen sind grundsätzlich Einkünfte. Abzuziehen<br />
ist der tatsächlich entstandene Mehraufwand an Kosten, hinzugezählt werden<br />
müssen die häuslichen Ersparnisse an privaten Lebenshaltungskosten, die mit 1/3<br />
bis ½ der Aufwandsentschädigung anzusetzen sind. 5<br />
Auch Sachbezüge (Bereitstellen einer Wohnung, verbilligter Warenbezug, Nutzung<br />
des Firmenwagens für private Zwecke) 6 sind relevantes Einkommen.<br />
Abfindungen und sonstige einmalige Zahlungen sind als Einkünfte zu behandeln,<br />
soweit sie Lohnersatzfunktion h<strong>ab</strong>en. 7 Sie sind auf einen längeren Zeitraum zu verteilen.<br />
8 Allgemeingültige Maßstäbe für die Dauer der zeitlichen Ausdehnung gibt es<br />
nicht. Für die Praxis nicht sehr hilfreich ist folgender Leitsatz: „Eine bei Kündigung<br />
des Arbeitgebers an den Unterhaltsschuldner gezahlte Abfindung ist einkommenserhöhend<br />
auf den Zeitraum zu verteilen, innerhalb dessen der Schuldner voraussichtlich<br />
eine angemessene bezahlte Beschäftigung finden kann.“ 9 Bei einem 58<br />
Jahre alten Unterhaltsverpflichteten wurde die Abfindung als auf einen Zeitraum von<br />
5 - 6 Jahre zu verteilen angesehen, weil keine Chance für eine neue Beschäftigung<br />
gesehen wurde und der Unterhaltsverpflichtete nunmehr auf eine sparsame Wirtschaftsführung<br />
angewiesen sei. 10 „Ob sie (scil.: die Abfindung) vollständig zur Erfül-<br />
1) OLG München FamRZ 1993, 62 f. (64) (16 UF 1427/91) = NJW 1993, 2186 f. (2186)<br />
2) OLG Hamm FamRZ 1997, 893 f. (5 UF 20/96)<br />
3) OLG Hamm FamRZ 1994, 1029 f. (13 UF 332/92)<br />
4) OLG Hamburg EzFamR aktuell 1997, 51 ff. (12 UF 72/96) = FamRZ 1997, 574 ff.<br />
5) OLG Frankfurt FamRZ 1994, 1031 ff. (3 UF 117/93); OLG Koblenz FamRZ 1995, 169 f. (169) (15 UF 98/94) (1/3)<br />
6) OLG Köln FamRZ 1994, 897 f. (27 UF 136/92)<br />
7) OLG München FamRZ 1995, 809 f. (16 UF 968/93): „Der erwerbslose Ehegatte hat eine Abfindung, die er anlässlich seines<br />
Ausscheidens aus dem Erwerbsleben erhält, zur Deckung seiner Unterhaltspflichten gegenüber seinem geschiedenen<br />
Ehepartner einzusetzen.“<br />
8) Beispiel für die Verteilung einer Abfindung auf die Zeit bis zur Verrentung: AG Vietach FamRZ 1996, 671 f. (672) (F<br />
0154/92); OLG München FamRZ 1998, 559 (12 WF 1147/97)<br />
9) OLG Braunschweig FamRZ 1995, 356 ff. (2 UF 124/93)<br />
10) OLG Oldenburg FamRZ 1996, 672 f. (12 UF 131/95)<br />
Rechtsanwalt Lambert <strong>Krause</strong> (Fachanwalt für Familienrecht)<br />
Eisenbahnstraße 21, 79761 Waldshut-Tiengen, Telefon: 07751/8747-0, Telefax: 07751/8747-27<br />
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