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Krause - Unterhaltsrecht ab 2008

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2.2.3.4. Anrechnungsmethode - Differenzmethode<br />

Verfügen beide Ehegatten über zu berücksichtigendes Einkommen, so wird - wie<br />

oben dargestellt - dem Berechtigten aus der Differenz seines Einkommens zum Einkommen<br />

des Verpflichteten der Unterhalt zugesprochen (sog. Differenzmethode).<br />

Ist ein Ehegatte (etwa wegen der Betreuung eines Kindes) zwar nicht verpflichtet, einer<br />

Erwerbstätigkeit nachzugehen, hat dies <strong>ab</strong>er dennoch getan und macht es auch<br />

während Trennung und Scheidung weiterhin, 1 so bleibt es grundsätzlich bei der genannten<br />

Unterhaltsberechnung anhand der Differenzmethode, 2 jedenfalls dann,<br />

wenn die Erwerbstätigkeit nicht aus wirtschaftlicher Not heraus ausgeübt wird. 3<br />

Hat ein Ehegatte in der Ehezeit nicht gearbeitet und beginnt erst nach Trennung und<br />

Scheidung damit, so h<strong>ab</strong>en die (neuen) Einkünfte die ehelichen Lebensverhältnisse<br />

nicht geprägt. Bis zum Urteil des 12. Senats des Bundesgerichtshofs vom<br />

13.06.2001 4 wurde im Grundsatz der Unterhalt ohne diese Einkommen bestimmt.<br />

Das Einkommen des erst später mit der Erwerbstätigkeit beginnenden Ehegatten<br />

wurde auf seinen Unterhaltsanspruch angerechnet (sog. Anrechnungsmethode), 5<br />

brachte also eine Unterhaltsreduktion mit sich.<br />

Die Anrechnungsmethode hat der Bundesgerichtshof mit seiner genannten Entscheidung<br />

zumindest für den Regelfall „<strong>ab</strong>geschafft“ in den so genannten Surrogatsfällen.<br />

6 In diesen findet nunmehr die Differenzmethode Anwendung.<br />

In vielen Familien arbeiten beide Ehegatten bis zu dem Zeitpunkt, da das erste Kind<br />

zur Welt kommt. Dann hört in der Regel die Frau auf zu arbeiten. Geplant ist eine<br />

1) Durch Einkünfte aus einer Tätigkeit, die ohne unterhaltsrechtliche Nachteile jederzeit eingestellt werden dürfte, werden<br />

die ehelichen Lebensverhältnisse allerdings in der Regel nicht bestimmt., BGH NJW-RR 1988, 721 ff. (XII ZR 117/96) =<br />

NJWE-FER 1998, 145<br />

2) in Ausnahmefällen wird auch dahingehend argumentiert, dass diese Einkünfte die ehelichen Lebensverhältnisse nicht<br />

geprägt hätten, OLG München EzFamR aktuell 1995, 423 f. (12 WF 915/95); eine modifizierte Berechnungsweise, die<br />

einfacher sein soll, propagiert: OLG Braunschweig FamRZ 1997, 355 f. (1 UF 153/95)<br />

3) OLG Bamberg FamRZ 1996, 1076 f. (7 WF 90/95)<br />

4) BGH FamRZ 2001, 986 ff. (XII ZR 343/99) = BGHZ 148, 105 ff. = NJW 2001, 2254 ff. = MDR 2001, 991 ff.; Anm. Scholz<br />

FamRZ 2001, 1061 ff.; Anm. Luthin FamRZ 2001, 1065; ausführlich: Borth FamRZ 2001, 1653 ff.; Born FF 2001, 183 ff.;<br />

die Surrogatsmethode wurde aufgrund dreier Verfassungsbeschwerden aus dem Jahre 1995 und 1996 im Februar 2002<br />

für verfassungsgemäß erklärt: BverfG NJW 2002, 1185 ff. (1187) (1 BvR 105/95, 1 BvR 559/95, 1 BvR 457/96) = FamRZ<br />

2002, 527 ff. mit Anm. Scholz FamRZ 2002, 733 ff.; ausführlich zu den sich aus der Entscheidung des BGH ergebenden<br />

Problemen und auch Möglichkeiten: Scholz FamRZ 2003, 265 ff. Soyka FPR 2004, 561 ff.; zu den prozessualen Fragen:<br />

ders. FPR 2004, 564 ff.; die geänderte BGH-Rechtsprechung begrüßend: Gerhardt FamRZ 2003, 272 ff.; Maier NJW<br />

2003, 1631 ff. („Möglichkeiten einer Begrenzung des Unterhalts bei bedarfserhöhenden Surrogatseinkünften“)<br />

5) sogenannte Anrechnungsmethode: BGH FamRZ 1983, 146 ff. (IV b ZR 310/81); glt auch für Altfälle nach § 58 EheG:<br />

BGH NJW 2006, 1201 ff. (XII ZR 73/03)<br />

6) nach Borth FamRZ 2001, 1653 ff. (1657 f.) findet nun im Wesentlichen die Anrechnungsmethode nur noch Anwendung<br />

in den Fällen des Karrieresprungs; ebenso Born FF 2001, 183 ff.<br />

Rechtsanwalt Lambert <strong>Krause</strong> (Fachanwalt für Familienrecht)<br />

Eisenbahnstraße 21, 79761 Waldshut-Tiengen, Telefon: 07751/8747-0, Telefax: 07751/8747-27<br />

mail@groening-krause.de, www.groening-krause.de

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