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Krause - Unterhaltsrecht ab 2008

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gen Unterhaltes in Anspruch Genommene muss die ihm zumutbaren Anstrengungen<br />

unternehmen, um eine angemessene Erwerbstätigkeit zu finden. Vorwerfbar sind<br />

nicht ausreichende Bemühungen, wenn „bei genügenden Bemühungen eine reale<br />

Beschäftigungschance mit einem höheren erzielbaren Einkommen bestanden hätte.<br />

D<strong>ab</strong>ei sind in erster Linie objektive Voraussetzungen wie die Verhältnisse auf dem<br />

Arbeitsmarkt, persönliche Eigenschaften des Bewerbers wie Alter, Gesundheit, Ausbildung<br />

und Berufserfahrung mit zu würdigen.“ 1<br />

Fällt die Leistungsfähigkeit des Verpflichteten infolge Verlustes des Arbeitsplatzes<br />

weg, so ist dies als selbst herbeigeführte und deshalb unbeachtliche Leistungsunfähigkeit<br />

anzusehen, wenn der Verpflichtete verantwortungslos, zumindest leichtfertig<br />

handelte. 2<br />

Das Fehlverhalten muss <strong>ab</strong>er unterhaltsbezogen sein. 3 Deshalb ist es unterhaltsrechtlich<br />

auch nicht schädlich, wenn der Verpflichtete infolge Alkoholgenusses seinen<br />

Arbeitsplatz verliert, wenn ihm die Kündigung nicht aus unterhaltsrechtlichen<br />

Überlegungen „gerade recht kam“, wenn er den Verlust der Möglichkeit der Zahlung<br />

von Unterhalt d<strong>ab</strong>ei nicht in Kauf nahm, sondern daran nicht dachte und in dieser<br />

Hinsicht unbedacht und sorglos handelte. 4 Unterhaltsbezogene Mutwilligkeit setzt<br />

beim Unterhaltspflichtigen voraus, „dass er die Möglichkeit des Eintritts der Leistungsunfähigkeit<br />

als Folge seines Verhaltens erkennt und im Bewusstsein dieser<br />

Möglichkeit, wenn auch im Vertrauen auf den Nichteintritt jener Folge handelt, wobei<br />

er sich unter grober Missachtung dessen, was jedem einleuchten muss, oder in Verantwortungslosigkeit<br />

und Rücksichtslosigkeit gegen den Unterhaltsgläubiger über die<br />

erkannte Möglichkeit nachteiliger Folgen für seine Leistungsfähigkeit hinwegsetzt.“ 5<br />

Wenn der Unterhaltspflichtige sich gegen den Verlust des Arbeitsplatzes wegen betriebsbedingter<br />

Kündigung nicht durch eine Kündigungsschutzklage zur Wehr setzt,<br />

kann vorgeworfen werden, wenn die Kündigung offensichtlich unbegründet war. 6<br />

Gleiches gilt bei personenbedingter Kündigung. 7 Es bedarf jeweils einer auf den Einzelfall<br />

bezogenen Wertung dahin, ob die Vorstellungen und Antriebe, die für den<br />

Verlust des Arbeitsplatzes zugrunde liegen, sich auch auf die Verminderung der un-<br />

1) BGH FamRZ 1994, 372 ff. (374) (XII ZR 172/92) = EzFamR Nr. 21 zu § 1603 BGB; sich anschließend OLG Hamm<br />

FamRZ 1996, 303 ff. (6 UF 279/94)<br />

2) BGH FamRZ 1985, 158 ff. (IV b ZR 17/83); OLG Hamm FamRZ 1997, 1405 ff. (10 UF 342/92)<br />

3) BGH FamRZ 1982, 913 ff. (IV b ZR 704/80); OLG Brandenburg NJWE-FER 1997, 195 (9 UF 194/96) = FamRZ 1997,<br />

1073; BGH NJW 2002, 1799 f. (XII ZR 104/00) = FamRZ 2002, 813 ff. = MDR 2002, 825 f. mit dem Leitsatz: „Ein Unterhaltsschuldner<br />

kann sich nach Treu und Glauben nur dann nicht auf seine durch eine Strafhaft bedingte Leistungsunfähigkeit<br />

berufen, wenn die Strafhaft auf einem Fehlverhalten beruht, das sich gerade auf die Unterhaltspflicht gegenüber<br />

dem Unterhaltsgläubiger bezieht.“; ebenso: OLG Koblenz NJW-RR 2004, 363 f. (13 WF 1049/03), wobei im Leitsatz und<br />

dem entsprechenden Satz in den Urteilsgründen allerdings einmal Leistungsfähigkeit statt Leistungsunfähigkeit geschrieben<br />

wird, was ein reiner Schreibfehler ist; ebenso OLG Schlesiwg MDR 2006, 1117 f. (13 UF 5/05)<br />

4) OLG Frankfurt FamRZ 1993, 203 ff. (204) (2 UF 167/91); OLG Bamberg FamRZ 1998, 370 f. (7 UF 50/96)<br />

5) BGH FamRZ 2000, 815 ff. (XII ZR 79/98)<br />

6) BGH FamRZ 1994, 372 ff. (374) (XII ZR 172/92) = EzFamR Nr. 21 zu § 1603 BGB<br />

7) OLG Hamm FamRZ 1996, 1017 ff. (10 UF 538/94)<br />

Rechtsanwalt Lambert <strong>Krause</strong> (Fachanwalt für Familienrecht)<br />

Eisenbahnstraße 21, 79761 Waldshut-Tiengen, Telefon: 07751/8747-0, Telefax: 07751/8747-27<br />

mail@groening-krause.de, www.groening-krause.de

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