Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
- 80 -<br />
gen Unterhaltes in Anspruch Genommene muss die ihm zumutbaren Anstrengungen<br />
unternehmen, um eine angemessene Erwerbstätigkeit zu finden. Vorwerfbar sind<br />
nicht ausreichende Bemühungen, wenn „bei genügenden Bemühungen eine reale<br />
Beschäftigungschance mit einem höheren erzielbaren Einkommen bestanden hätte.<br />
D<strong>ab</strong>ei sind in erster Linie objektive Voraussetzungen wie die Verhältnisse auf dem<br />
Arbeitsmarkt, persönliche Eigenschaften des Bewerbers wie Alter, Gesundheit, Ausbildung<br />
und Berufserfahrung mit zu würdigen.“ 1<br />
Fällt die Leistungsfähigkeit des Verpflichteten infolge Verlustes des Arbeitsplatzes<br />
weg, so ist dies als selbst herbeigeführte und deshalb unbeachtliche Leistungsunfähigkeit<br />
anzusehen, wenn der Verpflichtete verantwortungslos, zumindest leichtfertig<br />
handelte. 2<br />
Das Fehlverhalten muss <strong>ab</strong>er unterhaltsbezogen sein. 3 Deshalb ist es unterhaltsrechtlich<br />
auch nicht schädlich, wenn der Verpflichtete infolge Alkoholgenusses seinen<br />
Arbeitsplatz verliert, wenn ihm die Kündigung nicht aus unterhaltsrechtlichen<br />
Überlegungen „gerade recht kam“, wenn er den Verlust der Möglichkeit der Zahlung<br />
von Unterhalt d<strong>ab</strong>ei nicht in Kauf nahm, sondern daran nicht dachte und in dieser<br />
Hinsicht unbedacht und sorglos handelte. 4 Unterhaltsbezogene Mutwilligkeit setzt<br />
beim Unterhaltspflichtigen voraus, „dass er die Möglichkeit des Eintritts der Leistungsunfähigkeit<br />
als Folge seines Verhaltens erkennt und im Bewusstsein dieser<br />
Möglichkeit, wenn auch im Vertrauen auf den Nichteintritt jener Folge handelt, wobei<br />
er sich unter grober Missachtung dessen, was jedem einleuchten muss, oder in Verantwortungslosigkeit<br />
und Rücksichtslosigkeit gegen den Unterhaltsgläubiger über die<br />
erkannte Möglichkeit nachteiliger Folgen für seine Leistungsfähigkeit hinwegsetzt.“ 5<br />
Wenn der Unterhaltspflichtige sich gegen den Verlust des Arbeitsplatzes wegen betriebsbedingter<br />
Kündigung nicht durch eine Kündigungsschutzklage zur Wehr setzt,<br />
kann vorgeworfen werden, wenn die Kündigung offensichtlich unbegründet war. 6<br />
Gleiches gilt bei personenbedingter Kündigung. 7 Es bedarf jeweils einer auf den Einzelfall<br />
bezogenen Wertung dahin, ob die Vorstellungen und Antriebe, die für den<br />
Verlust des Arbeitsplatzes zugrunde liegen, sich auch auf die Verminderung der un-<br />
1) BGH FamRZ 1994, 372 ff. (374) (XII ZR 172/92) = EzFamR Nr. 21 zu § 1603 BGB; sich anschließend OLG Hamm<br />
FamRZ 1996, 303 ff. (6 UF 279/94)<br />
2) BGH FamRZ 1985, 158 ff. (IV b ZR 17/83); OLG Hamm FamRZ 1997, 1405 ff. (10 UF 342/92)<br />
3) BGH FamRZ 1982, 913 ff. (IV b ZR 704/80); OLG Brandenburg NJWE-FER 1997, 195 (9 UF 194/96) = FamRZ 1997,<br />
1073; BGH NJW 2002, 1799 f. (XII ZR 104/00) = FamRZ 2002, 813 ff. = MDR 2002, 825 f. mit dem Leitsatz: „Ein Unterhaltsschuldner<br />
kann sich nach Treu und Glauben nur dann nicht auf seine durch eine Strafhaft bedingte Leistungsunfähigkeit<br />
berufen, wenn die Strafhaft auf einem Fehlverhalten beruht, das sich gerade auf die Unterhaltspflicht gegenüber<br />
dem Unterhaltsgläubiger bezieht.“; ebenso: OLG Koblenz NJW-RR 2004, 363 f. (13 WF 1049/03), wobei im Leitsatz und<br />
dem entsprechenden Satz in den Urteilsgründen allerdings einmal Leistungsfähigkeit statt Leistungsunfähigkeit geschrieben<br />
wird, was ein reiner Schreibfehler ist; ebenso OLG Schlesiwg MDR 2006, 1117 f. (13 UF 5/05)<br />
4) OLG Frankfurt FamRZ 1993, 203 ff. (204) (2 UF 167/91); OLG Bamberg FamRZ 1998, 370 f. (7 UF 50/96)<br />
5) BGH FamRZ 2000, 815 ff. (XII ZR 79/98)<br />
6) BGH FamRZ 1994, 372 ff. (374) (XII ZR 172/92) = EzFamR Nr. 21 zu § 1603 BGB<br />
7) OLG Hamm FamRZ 1996, 1017 ff. (10 UF 538/94)<br />
Rechtsanwalt Lambert <strong>Krause</strong> (Fachanwalt für Familienrecht)<br />
Eisenbahnstraße 21, 79761 Waldshut-Tiengen, Telefon: 07751/8747-0, Telefax: 07751/8747-27<br />
mail@groening-krause.de, www.groening-krause.de