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Krause - Unterhaltsrecht ab 2008

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anrechenfreien Betrag (Erwerbstätigkeitsbonus) zu. Vom Erwerbseinkommen sind<br />

die berücksichtigungsfähigen Schulden, der Krankenvorsorgeunterhalt für die geschiedene<br />

Ehefrau und der Kindesunterhalt <strong>ab</strong>zuziehen, 1 danach der Erwerbstätigkeitsbonus<br />

zu bestimmen. Es geht darum, berufsbedingte Kosten <strong>ab</strong>zugelten und<br />

den Anreiz für die weitere Tätigkeit zu erhalten.<br />

Den Bonus bestimmen nicht alle Oberlandesgerichte gleich. Im „Süden“, d.h. im Bereich<br />

der Oberlandesgerichte Bamberg, Karlsruhe, München, Nürnberg, Stuttgart<br />

und Zweibrücken, werden als Erwerbstätigkeitsbonus 10 % zugebilligt, bestimmt aus<br />

dem um die anrechenbaren Verbindlichkeiten bereinigtem Nettoeinkommen.<br />

Da so wegen berufsbedingter Aufwendungen ein zweifacher Abzug denkbar ist (konkret<br />

und im Rahmen der 1/7-Quote pauschal), ist es fraglich, ob dieser Abzug doppelt<br />

erfolgt und deshalb unzulässig ist. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hält es für<br />

richtig, zunächst die tatsächlichen berufsbedingten Aufwendungen vom Erwerbseinkommen,<br />

sodann den Erwerbstätigenbonus. 2 Der 15. Senat des Oberlandesgerichts<br />

Koblenz hat entschieden: „Für die Zubilligung eines Erwerbstätigenbonus ist neben<br />

dem Vorweg<strong>ab</strong>zug berufsbedingter Aufwendungen bei besonders beengten wirtschaftlichen<br />

Verhältnissen ... kein Raum.“ 3 Der 2. Senat des Oberlandesgericht<br />

Karlsruhe entschied: „Soweit berufsbedingte Aufwendungen in voller Höhe vom Einkommen<br />

<strong>ab</strong>gezogen worden sind, ist es angebracht, den nur als Anreiz zur Erwerbstätigkeit<br />

zu gewährenden Bonus geringer zu halten.“ 4 Der Bundesgerichtshof überlässt<br />

die Höhe des Erwerbstätigkeitsbonus dem Ermessen des Tatrichters, hat es<br />

<strong>ab</strong>er für rechtlich unbedenklich gehalten, den Bonus mit 1/9 zu bestimmen, wenn berufsbedingte<br />

Aufwendungen bei der Ermittlung des Nettoeinkommens bereits konkret<br />

berücksichtigt wurden und dass der Bonus in dieser Situation ganz gestrichen wurde,<br />

da es um einen Mangelfall ging. 5<br />

Der Erwerbstätigkeitsbonus bezieht sich nur auf die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit,<br />

nicht auf andere Einkünfte wie die aus Rente, Zinsen, 6 Wohnvorteil 7 oder Arbeitslo-<br />

1) OLG Düsseldorf FamRZ 1994, 1049 ff. (6 UF 148/92); auch der Unterhalt, der für ein nach der Trennung der Eheleute<br />

geborenes nichteheliches Kind geschuldet wird, BGH EzFamR Nr. 30 zu § 1361 BGB (XII ZR 89/92) = FamRZ 1994, 816<br />

f.; BGH FamRZ 1997, 806 ff. (807) (XII ZR 233/95) = EzFamR Nr. 49 zu § 1578 BGB<br />

2) OLG Düsseldorf NJW 1999, 1721 f. (6 UF 221/95) mit dem ausdrücklichen Hinweis, das alle Familiensenate des OLG<br />

Düsseldorf diese Ansicht teilen<br />

3) OLG Koblenz FamRZ 1995, 169 f. (170) (15 UF 98/94) unter Bezugnahme auf BGH FamRZ 1992, 539 ff. (XII ZR<br />

239/90) = NJW 1992, 1621 ff., in concreto wurden die besonders beengten Verhältnisse bejaht für einen Trennungsunterhaltsanspruch<br />

nach § 1361 BGB. Die ehelichen Lebensverhältnisse waren allein vom Einkommen des Verpflichteten<br />

geprägt, der ein monatliches Nettoeinkommen von ca. 3.400,00 DM hatte und Unterhaltsverpflichtungen gegenüber drei<br />

ehelichen und einem nichtehelichen Kind; dies bekräftigt: BGH FamRZ 1997, 806 ff. (XII ZR 233/95) = EzFamR Nr. 49<br />

zu § 1578 BGB<br />

4) OLG Karlsruhe FamRZ 1996, 350 ff. (2 UF 45/95) (Leitsatz)<br />

5) BGH FamRZ 1997, 806 ff. ( 807) (XII ZR 233/95) = EzFamR Nr. 49 zu § 1578 BGB<br />

6) „Im Rahmen der Anrechnung erzielbarer Zinseinkünfte des Unterhaltsberechtigten ist die Zins<strong>ab</strong>schlagsteuer in Höhe<br />

von 30 % zu berücksichtigen.“ OLG München FamRZ 1994, 1459 ff. (12 UF 1495/93)<br />

7) dazu: Scholz FamRZ 1993, 125 ff. (137); Gr<strong>ab</strong>a NJW 1993, 3033 ff. (3037 f.)<br />

Rechtsanwalt Lambert <strong>Krause</strong> (Fachanwalt für Familienrecht)<br />

Eisenbahnstraße 21, 79761 Waldshut-Tiengen, Telefon: 07751/8747-0, Telefax: 07751/8747-27<br />

mail@groening-krause.de, www.groening-krause.de

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