Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
Krause - Unterhaltsrecht ab 2008
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Ein gemeinsamer Hausstand ist dafür zwar ein typisches Anzeichen, andererseits<br />
nicht zwingend Voraussetzung. 1 Der BGH überlässt die Beurteilung des Einzelfalles<br />
dem Tatrichter. Vorgegeben hat er: „Es begegnet aus Rechtsgründen keinen Bedenken,<br />
wenn im Rahmen der tatrichterlichen Würdigung berücksichtigt wird, dass die<br />
Partner ihre Lebensbereich getrennt gehalten und damit ihre Beziehung bewusst auf<br />
Distanz angelegt h<strong>ab</strong>en, weil sie ein engeres Zusammenleben – etwa aufgrund der<br />
in ihren bisherigen Partnerschaften gemachten Erfahrungen – nicht wünschen.“ 2<br />
Die neue Bindung muss über eine gewisse Dauer bestehen, wobei grundsätzlich ein<br />
Zeitraum von mehr als 2 - 3 Jahren verlangt wird. 3<br />
Besonders zu beachten sind die Belange eines gemeinsamen Kindes. 4 Es soll sichergestellt<br />
sein, „dass der betreuende Elternteil nicht aus wirtschaftlicher Not ein<br />
gemeinsames Kind zu Gunsten eigener Erwerbstätigkeit vernachlässigt. Die Wahrung<br />
der Kindesbelange hat Vorrang vor dem Interesse des Verpflichteten an der<br />
Einschränkung oder dem Fortfall seiner Unterhaltslast. Dem betreuenden Elternteil<br />
sind also ausreichende Mittel zur Deckung des Mindestbedarfs zu belassen.“ 5 „Der<br />
Pflichtige kann unter den Voraussetzungen der Härteregelung nur insoweit von Unterhaltszahlungen<br />
freigestellt werden, als die Interessen des Kindes nicht entgegenstehen.<br />
Es ist sodann immer eine auf den Einzelfall bezogene Abwägung erforderlich.“<br />
6 Eine überobligationsmäßige Erwerbstätigkeit bzw. ein Zugreifenmüssen auf<br />
den Kindesunterhalt für den eigenen Unterhalt sind nicht zumutbar; subsidiär gewährte<br />
Sozialhilfe hat im Verhältnis der Parteien untereinander außer Betracht zu<br />
bleiben. 7<br />
„Eine verfestigte eheähnliche Gemeinschaft, die zur Anwendung von § 1579 Nr. 7<br />
BGB führen kann, liegt nicht vor, wenn der Unterhalt fordernde geschiedene Ehegatte<br />
nacheinander jeweils über kürzere Zeiträume mit verschiedenen Partnern zusammen<br />
lebt“, 8<br />
1) BGH FamRZ 1984, 986 ff. (IV b ZR 22/83)<br />
2) BGH FamRZ 2002, 23 ff. (25) (XII ZR 284/99) = NJW 2002, 217 ff. = MDR 2002, 155 f.; Anm. Schw<strong>ab</strong> FamRZ 2002, 92<br />
f.<br />
3) BGH NJW 1989, 1083 ff. (1086) (IV b ZR 18/88); OLG Zweibrücken NJW 1993, 1660 f. (5 UF 129/91); OLG Koblenz<br />
FamRZ 1991, 1314 (11 UF 1106/90); OLG Celle FamRZ 1994, 1324 ff. (18 UF 122/93); mehr als drei Jahre: OLG Oldenburg<br />
FamRZ 1992, 443 f. (14 WF 127/91); OLG Düsseldorf FamRZ 1994, 176 (2 UF 200/92) (2 Jahre); OLG Hamm<br />
FamRZ 1994, 446 ff. (448) (4 UF 418/92), wo die zusätzliche Voraussetzung aufgestellt wird, dass der neue Partner<br />
nicht seinerseits in der Lage sein darf, den Unterhalt des den Unterhalt Begehrenden zu decken, um auf das Zeitspannenargument<br />
zugreifen zu können, seine als glaubhaft bezeichnete Aussage <strong>ab</strong>er ausreichte, Lohnbescheinigungen o. ä.<br />
offenbar nicht verlangt wurden.; siehe auch: Spangenberg FamRZ 1994, 483 f.; AG Hamburg FamRZ 1997, 374 f. (272 F<br />
77/96) (2 - 3 Jahre); als die Partner der neuen Beziehung schnell nach der Trennung zusammen gezogen waren und ein<br />
gewolltes Kind bekamen, wurde nach 20 Monaten das Vorliegen von § 1579 Nr. 7 BGB bejaht: AG Hanau FamRZ 1997,<br />
1485 (63 F 1038/96); „Dieser Zeitraum kann verkürzt sein, wenn die neuen Partner ein gemeinsamen Wohnzwecken<br />
dienenden Hausgrundstück gekauft h<strong>ab</strong>en und dort seit einem Jahr zusammen leben, OLG Köln NJW-RR 2000, 371 f.<br />
(10 UF 142/98); OLG Schleswig MDR 2002, 1252 f. (12 UF 82/01)<br />
4) BGH FamRZ 1997, 671 ff. (XII ZR 153/95)<br />
5) OLG Nürnberg EzFamR aktuell 1994, 438 ff. (440) (10 UF 1827/94) = FamRZ 1995, 236 f.<br />
6) OLG Hamm FamRZ 1994, 446 ff. (448) (4 UF 418/92) (mwN)<br />
7) OLG Hamm FamRZ 1994, 446 ff. (448) (4 UF 418/92)<br />
8) OLG Köln MDR 2004, 1003 (14 WF 55/04)<br />
Rechtsanwalt Lambert <strong>Krause</strong> (Fachanwalt für Familienrecht)<br />
Eisenbahnstraße 21, 79761 Waldshut-Tiengen, Telefon: 07751/8747-0, Telefax: 07751/8747-27<br />
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