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Krone sind. König Johann von Böhmen nennt sich „supremus dux Slezianorum". In den<br />

einzelnen Erbfurstentümern vertreten Landeshauptleute den König. Dieser respektiert die<br />

Hoheits<strong>rechte</strong> der schlesischen Fürsten; erledigte Lehen fallen an die böhmische Krone (so<br />

1335 das Herzogtum Breslau).<br />

Als König Wenzel IV. 1419 stirbt, verweigern die Tschechen seinem Bruder Sigismund, dem<br />

deutschen König, die Anerkennung als König von Böhmen, weil er 1415 auf dem Konzil zu<br />

Konstanz Johannes Hus hat verbrennen lassen. Aus den folgenden Thronstreitigkeiten geht<br />

schließlich der Hauptmann von Ostböhmen, Georg von Podiebrad, als Landesverweser hervor<br />

(1458 König). Böhmen wird Wahlmonarchie. Unter Podiebrad verstärkt sich der tschechische<br />

Einfluß in Schlesien. 1454 kauft der hussitische Böhmenkönig das Glatzer Land und erhebt es<br />

1459 zu einer von Böhmen lehnsabhängigen Grafschaft.<br />

Die Besiedlung des Glatzer Landes, das zunächst nur schwach von Tschechen bewohnt ist,<br />

erfolgt im 13. Jh., besonders gefördert durch Ottokar II. (1253 - 1278). Um 1400 ist die<br />

Eindeutschung offenbar abgeschlossen. Auch nach seiner Erhebung zur böhmischen Grafschaft<br />

bleibt die deutsche Prägung des Glatzer Kulturgebietes unberührt. Zuvor hatte das Land unter<br />

den Einfällen der Hussiten sehr zu leiden.<br />

Die Gegner Georgs von Podiebrad wählen den ungarischen König Matthias Corvinus zum<br />

König von Böhmen. Aus den verwickelten Thronstreitigkeiten ergibt sich eine Personalunion<br />

zwischen Böhmen und Ungarn (bis 1526 unter den Jagiellonen, bis zum Ende des I.<br />

Weltkrieges unter den Habsburgern). Auf einem Kongreß zu Wien im Jahre 1515 beschließen<br />

der König Wladislaus von Böhmen und Ungarn und Kaiser Maximilian I. eine<br />

Doppelhochzeit: Wladislaus' Kinder Anna und Ludwig heiraten Maximilians Enkel Ferdinand<br />

und Maria. Nach dem Tode Ludwigs II. in der Schlacht bei Mohäcs (1526) fallen die<br />

böhmische und die ungarische Krone an Ferdinand. Der Wahl Ferdinands zum König durch<br />

den böhmischen Generallandtag schließt sich Schlesien auf dem Leobschützer Fürstentag an.<br />

Seit 1530 werden die wüstgewordenen Bauernhöfe wieder besiedelt. Hundert Jahre später<br />

dringen Neusiedler auch in höhere Gebirgsregionen (über 500 m). Es entstehen kleine<br />

Ansiedlungen mit Gärtnern („Feldgärtner") und Häuslern. Sie ernähren sich von<br />

frühindustriellen Tätigkeiten: der Eisenverhüttung, der Glasmacherei und der Leineweberei.<br />

Die Reformation war bereits vor dem Anschluß Schlesiens an Habsburg eingedrungen; seit<br />

1524 findet sie auch in der Grafschaft Glatz rasch Eingang. Ferdinand I. aber bindet das<br />

Gebiet wieder stärker an die Krone: Jesuiten ziehen ins Augustinerkloster in Glatz ein; Prag<br />

wird zum Oberhof für die Grafschafter Städte. Ansonsten sind die meisten schlesischen<br />

Fürsten und Standesherren beim Tode Ferdinands (1564) protestantisch. Eine Ausnahme<br />

bildet der Bischof von Breslau. 1619 stimmen die Gesandten der schlesischen Stände mit den<br />

böhmischen Ständen für die Wahl des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, des Führers der<br />

protestantischen Union, zum König von Böhmen. Nach dessen Niederlage 1620 am Weißen<br />

Berge (bei Prag) beginnt die Rekatholisierung: zunächst durch den Fürsterzbischof Karl von<br />

Breslau in seinem Gebiet, zu dem seit 1623 auch die Grafschaft Glatz gehört, dann nach<br />

dessen Tod durch Erzherzog Ferdinand (den späteren Kaiser Ferdinand III.), nachdem er<br />

Glatz, Oppeln und Ratibor, später auch Schweidnitz-Jauer übernommen hat. Zur<br />

entschiedenen Unterdrückung der evangelischen Konfession kommt es allererst nach dem<br />

Westfälischen Frieden (1648). In der Grafschaft Glatz entvölkern sich durch den<br />

Dreißigjährigen Krieg Stadt und Land; die Pest von 1680 verschlimmert dann noch diesen<br />

Niedergang.<br />

Das 17. Jh. bringt eine Blüte deutscher Barockdichtung in Schlesien hervor: Martin Opitz,<br />

Friedrich von Logau, Andreas Gryphius, Ch. H. von Hofmannswaldau, Johann Christian<br />

Günther (dessen Gedichte schon eine neue Lyrik repräsentieren). Bildende Kunst und<br />

Architektur sind Teil der österreichischen Kulturlandschaft.<br />

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