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hier rechte Maustaste... - Lewin

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Arbeiter, überhaupt alle Leute so gedrückt, das sie für eine Woche Arbeitslohn nicht mehr ein<br />

Brot bekamen, da die Entwertung von Tag zu Tag zunahm und ehe mann Geld bekam, alles<br />

schon nichts mehr galt.<br />

Sämmtliche Spaareinlagen, Versicherungen, Kriegsanleihen, Hypoteken(,) Mündelgelder und<br />

Ersparnisse waren durch die Entwertung verlorengegangen. Es war eine große Aufregung<br />

unter der Bevölkerung. Viele kamen in Verzweiflung und machten ihrem Leben durch<br />

Selbstmord ein Ende. Viele Leute hatten die Millionen, Milliarden und Billionenscheine zu<br />

Hause gehäuft, und plötzlich nahm sie niemand mehr und die Haufen Millionen,<br />

Milliardenscheine(,) auch noch mehr Tausendmarkscheine bleiben den armen Leuten zum<br />

Andenken in den Händen und waren wertloß. Es sind sogar von den wertlosen Geldscheinen<br />

in dem benachbarten Tscherbeney Stuben ausstappizirt worden und zur Ansicht<br />

ausgeschrieben worden. Lieber Leser, der nämliche Punkte könnten noch hunderte angeführt<br />

werden, wo die Zukunft darüber staunen würde. Durch die Einführung der Rentenmark wurde<br />

in erster Linie die Landwirtschaft und Industrie in Mittleidenschaft gezogen. Es wurden<br />

Rentenbangzünsen jedem Landwirt(,) auch der Industrie auferlegt, die faßt nicht aufzubringen<br />

waren. Es kam soweit(,) das keiner nichts hatte. Es gab wieder Ware in Hülle und Fülle, aber<br />

niemand hatte Geld die Ware zu kaufen. Durch den unglücklichen Ausgang des Krieges<br />

wurden erhebliche Steuern verlangt, die jedem Einwohner großen Kummer bereiteten, weil er<br />

nicht wußte, wo er sie hernehmen sollte. Auch für die Gemeindevorsteher war es keine<br />

Kleinigkeit Steuern einzutreiben, da viele Reste von Steuern zurück blieben. Auch die Ernte<br />

1923 war (als) eine schlechte zu verzeichnen. Der Winterroggen war von den großen<br />

Schneemassen(,) die uns der Winter brachte, ganz ausgewintert. Nur die Kartoffelernte war<br />

zum Glück gut. Einen großen Verlust brachte der Gemeinde das Jahr 1923 durch den Tod des<br />

Gemeindevertreters Paul Hillmann, der sich in fiskalischen Forsten, durch erhitzen und<br />

plötzliche Abkühlung eine <strong>rechte</strong> Stimmbandwucherung zugezogen hatte und an den Folgen<br />

am 28. Februar 1923 starb. Er hinterlies seine Frau, 6. unerzogene Kinder, und seine alte<br />

Mutter. Ein trauriges Schicksal hatte die Familie betroffen.<br />

Wir treten jetzt in das Jahr 1924 ein.<br />

Auch dieses Jahr war nicht von großer Wichtikeit. Der Winter hatte schon recht zeitig seinen<br />

Einzug gehalten und brachte uns derartige Schneemassen, die seit Jahr zehnten nicht<br />

dagewesen waren. Im Monat Januar kam eine Zeit von 14 Tagen(,) wo kein Fuhrwerk<br />

verkehren konnte. Wir kamen schon in Druck, da wir kein Mehl holen konnten und daher kein<br />

Brot gebacken werden konnte. Zu gleicher Zeit sperrte der Oberförster Hartog Karlsberg uns<br />

den im Jahre 1918 neu angelegten Weg im forstfiskalischen Grundstück durch zwei große<br />

Gräben und Zäune, und zwar um Druck auszuüben, weil die Gemeinde die Unterhaltung des<br />

Weges, durch Hand(-) und Spanndienste und noch dazu den Grundundboden unentgeltlich zur<br />

Verfügung stellte(,) nicht bewilligte. Wir mußten daher notgedrungen im Verein mit der<br />

Gemeinde Kessel zur Schaufel und Hacke greifen und die eben fertiggestellten Gräben(,) die<br />

durch Auftrag an Förster Hardt <strong>hier</strong> gemacht worden waren(,) wieder zuwerfen(,) da wir<br />

sonst keinen Ausweg außer dem alten Ostwege (obenrein)(,) der ganz von Schneewehen<br />

verstöbert war und überhaupt unpaßirbar war, wieder zuwerfen. Es entstand <strong>hier</strong> an Ort und<br />

Stelle eine große Panik. Die Gemeinde Kessel forderte die Gemeinde Dörnikau auf<br />

mitzugehen um die Graben wieder zu zuschitten. Der hiesige Gemeindevorstand Tschöpe sah<br />

ein, daß es notwendig sei, beauftragte aber die Gemeinde Kessel zuvor beim hiesigen Förster<br />

diese Angelegenheit zu melden, was auch geschah. Der hiesige Förster war eben bei den<br />

Arbeitern bei den Gräben. Es wurde ihm die Sache klar gelegt. Daß die eben fertiggestellten<br />

Gräben wieder zugemacht werden müssen, da wir morgen <strong>hier</strong> fahren müssen, wen wir unsere<br />

Familien nicht verhungern lassen wollen. Herr Förster Hardt konnte weder ja noch nein sagen.<br />

Es blieb daher nichtsmehr übrig, mocht es kommen wie es wollte, die Gräben wurden von<br />

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