hier rechte Maustaste... - Lewin
hier rechte Maustaste... - Lewin
hier rechte Maustaste... - Lewin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
Ortes: seiner geographischen Lage, seiner Bewohner und deren Lebensbedingungen, um dann<br />
die Frage aufzuwerfen. „Wie entstand nun Dörnikau (?)". Er zählt zunächst die vorhandenen<br />
„alten Urkunden" auf: Demnach existierten 1935 noch das Urbarium Dörnikaus aus dem Jahre<br />
1683 (im Schloßarchiv von Gellenau), das Urbarium von 1787 und zwei Schöppenbücher, die<br />
der Gemeindevorsteher betreue. Sodann erwähnt er die von Mader (der auch eine „Chronik<br />
der Stadt <strong>Lewin</strong>" verfaßt habe) begründete Chronik Dörnikaus; sie habe er „bei der Abfassung<br />
dieser Schulchronik vielfach wörtlich benutzt". Dabei verfährt Otto so, daß er alle<br />
Mitteilungen Maders übernimmt, aber viele Details aus den späteren Fortführungen auf das<br />
Wesentliche verkürzt. Ganz offensichtlich hat er darüber hinaus die anderen ihm zugänglichen<br />
Urkunden eingesehen und ausgewertet 2 .<br />
Otto nennt seine Darstellung eine „Schulchronik". Diese Bezeichnung ist lediglich in dem<br />
Sinne zu verstehen, daß diese Chronik nicht mehr wie die alte von den Gemeindevorstehern,<br />
sondern von den Lehrern des Dorfes geführt werden soll. Von <strong>hier</strong> aus läßt sich nun doch eine<br />
abschließende, wenn auch nicht ganz befriedigende Antwort auf das Verhältnis der beiden<br />
Chroniken zueinander geben: Der Lehrer Otto, wenngleich in Tanz beheimatet, hatte offenbar<br />
als Lehrer in Dörnikau ein echtes Interesse an der Gemeinde und ihrer Geschichte; er mußte<br />
erfahren, daß die Gemeindevorsteher eine ansprechende und vielversprechende Chronik nicht<br />
weitergeführt hatten; was lag näher, denn als Lehrer des Dorfes dieses Vorhaben wieder<br />
aufzugreifen und fortzuführen?<br />
Dabei kommt dieser Chronik des Lehrers Otto noch ein besonderes Verdienst zu. Gegen Ende<br />
des von ihm verfaßten Hauptteils teilt er eine „Chronik von Kessel" mit. Er fügt sie an der<br />
Stelle seiner Darstellung ein, da am 25. November 1935 der „Unterricht an der neuen Schule<br />
aufgenommen wurde", mit der Begründung, daß „in die neue Schule auch Schüler aus dem<br />
Ortsteil Kessel eingeschult" seien. Der Begriff „Chronik von Kessel", welches Dorf 1929 mit<br />
Dörnikau zu einer Gemeinde zusammengeschlossen wurde, ist freilich zu hochgegriffen: Otto<br />
konnte lediglich aus einem „Schöppenbuch" über die Jahre 1562 - 1666, das er beim „Verein<br />
für Glatzer Heimatkunde" hatte ausfindig machen können, einige Informationen gewinnen.<br />
Diese von Lehrer Otto begründete Chronik endet, nachdem sie seit 1936 von verschiedenen<br />
anderen Schulmeistern fortzuführen versucht worden ist, mit dem Eintrag einer letzten Seite<br />
zum Jahre 1943 - wiederum aus der Feder des vermutlich inzwischen pensionierten, aber im<br />
Krieg reaktivierten Lehrers Otto. Nach dem Eintrag über den Tod von drei Soldaten aus<br />
Dörnikau in Frankreich und in Rußland beschließt er seinen letzten Teil der Chronik mit der<br />
Aufforderung:<br />
„Ehre ihrem Andenken!<br />
Diese Schlußanmerkung klingt vieldeutig: Sie scheint nicht nur dem Andenken der Gefallenen<br />
zu gelten; aus ihr kann man auch die Resignation heraushören, daß es nun dem Ende zugeht.<br />
Ich habe Otto noch als Lehrer erlebt: Nach meiner Erinnerung war er ein strenger, herrischer<br />
Lehrer. Er war nicht nur Schulmann, sondern mindestens ebenso sehr Bauer. Deshalb war er<br />
sehr wahrscheinlich ein nicht nur gebildeter, sondern auch ein mit einem ausgeprägten<br />
Wirklichkeitssinn ausgestatteter Mann. Ich möchte daher annehmen, daß er im Unterschied zu<br />
manchem seiner Nachfolger an der Dorfschule zu Dörnikau den Nationalsozialisten nicht auf<br />
den Leim gegangen ist. Vermutlich wußte er 1943, nachdem Stalingrad gefallen war, was die<br />
Stunde geschlagen hatte. Er verdient ebenso wie die von ihm geehrten Gefallenen den<br />
Nachruf:<br />
Ehre seinem Andenken!<br />
2 Welche Inhalte von dort stammen, läßt sich unschwer durch einen Vergleich zwischen der „Mader"- und der<br />
„Otto"-Chronik ermitteln.