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hier rechte Maustaste... - Lewin

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Ortes: seiner geographischen Lage, seiner Bewohner und deren Lebensbedingungen, um dann<br />

die Frage aufzuwerfen. „Wie entstand nun Dörnikau (?)". Er zählt zunächst die vorhandenen<br />

„alten Urkunden" auf: Demnach existierten 1935 noch das Urbarium Dörnikaus aus dem Jahre<br />

1683 (im Schloßarchiv von Gellenau), das Urbarium von 1787 und zwei Schöppenbücher, die<br />

der Gemeindevorsteher betreue. Sodann erwähnt er die von Mader (der auch eine „Chronik<br />

der Stadt <strong>Lewin</strong>" verfaßt habe) begründete Chronik Dörnikaus; sie habe er „bei der Abfassung<br />

dieser Schulchronik vielfach wörtlich benutzt". Dabei verfährt Otto so, daß er alle<br />

Mitteilungen Maders übernimmt, aber viele Details aus den späteren Fortführungen auf das<br />

Wesentliche verkürzt. Ganz offensichtlich hat er darüber hinaus die anderen ihm zugänglichen<br />

Urkunden eingesehen und ausgewertet 2 .<br />

Otto nennt seine Darstellung eine „Schulchronik". Diese Bezeichnung ist lediglich in dem<br />

Sinne zu verstehen, daß diese Chronik nicht mehr wie die alte von den Gemeindevorstehern,<br />

sondern von den Lehrern des Dorfes geführt werden soll. Von <strong>hier</strong> aus läßt sich nun doch eine<br />

abschließende, wenn auch nicht ganz befriedigende Antwort auf das Verhältnis der beiden<br />

Chroniken zueinander geben: Der Lehrer Otto, wenngleich in Tanz beheimatet, hatte offenbar<br />

als Lehrer in Dörnikau ein echtes Interesse an der Gemeinde und ihrer Geschichte; er mußte<br />

erfahren, daß die Gemeindevorsteher eine ansprechende und vielversprechende Chronik nicht<br />

weitergeführt hatten; was lag näher, denn als Lehrer des Dorfes dieses Vorhaben wieder<br />

aufzugreifen und fortzuführen?<br />

Dabei kommt dieser Chronik des Lehrers Otto noch ein besonderes Verdienst zu. Gegen Ende<br />

des von ihm verfaßten Hauptteils teilt er eine „Chronik von Kessel" mit. Er fügt sie an der<br />

Stelle seiner Darstellung ein, da am 25. November 1935 der „Unterricht an der neuen Schule<br />

aufgenommen wurde", mit der Begründung, daß „in die neue Schule auch Schüler aus dem<br />

Ortsteil Kessel eingeschult" seien. Der Begriff „Chronik von Kessel", welches Dorf 1929 mit<br />

Dörnikau zu einer Gemeinde zusammengeschlossen wurde, ist freilich zu hochgegriffen: Otto<br />

konnte lediglich aus einem „Schöppenbuch" über die Jahre 1562 - 1666, das er beim „Verein<br />

für Glatzer Heimatkunde" hatte ausfindig machen können, einige Informationen gewinnen.<br />

Diese von Lehrer Otto begründete Chronik endet, nachdem sie seit 1936 von verschiedenen<br />

anderen Schulmeistern fortzuführen versucht worden ist, mit dem Eintrag einer letzten Seite<br />

zum Jahre 1943 - wiederum aus der Feder des vermutlich inzwischen pensionierten, aber im<br />

Krieg reaktivierten Lehrers Otto. Nach dem Eintrag über den Tod von drei Soldaten aus<br />

Dörnikau in Frankreich und in Rußland beschließt er seinen letzten Teil der Chronik mit der<br />

Aufforderung:<br />

„Ehre ihrem Andenken!<br />

Diese Schlußanmerkung klingt vieldeutig: Sie scheint nicht nur dem Andenken der Gefallenen<br />

zu gelten; aus ihr kann man auch die Resignation heraushören, daß es nun dem Ende zugeht.<br />

Ich habe Otto noch als Lehrer erlebt: Nach meiner Erinnerung war er ein strenger, herrischer<br />

Lehrer. Er war nicht nur Schulmann, sondern mindestens ebenso sehr Bauer. Deshalb war er<br />

sehr wahrscheinlich ein nicht nur gebildeter, sondern auch ein mit einem ausgeprägten<br />

Wirklichkeitssinn ausgestatteter Mann. Ich möchte daher annehmen, daß er im Unterschied zu<br />

manchem seiner Nachfolger an der Dorfschule zu Dörnikau den Nationalsozialisten nicht auf<br />

den Leim gegangen ist. Vermutlich wußte er 1943, nachdem Stalingrad gefallen war, was die<br />

Stunde geschlagen hatte. Er verdient ebenso wie die von ihm geehrten Gefallenen den<br />

Nachruf:<br />

Ehre seinem Andenken!<br />

2 Welche Inhalte von dort stammen, läßt sich unschwer durch einen Vergleich zwischen der „Mader"- und der<br />

„Otto"-Chronik ermitteln.

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