hier rechte Maustaste... - Lewin
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geschehe. Auf diese Weise begünstigten sie den weit verbreiteten 'szaber', worunter<br />
Beutezüge in den 'goldenen Westen' ('Zloty Zachöd'), wie die Oder-Neiße-Gebiete damals<br />
gemeinhin genannt wurden, verstanden werden ... Ferner predigten Geistliche die politische<br />
Wichtigkeit und patriotische Verpflichtung der Besiedlung der neu erworbenen, angeblich<br />
weitgehend menschenleeren Gebiete, die auf ewig polnisch bleiben werden, was für die Kirche<br />
ebenso wie für das kommunistische Regime als eine conditio sine qua non des<br />
Staatsverständnisses feststand. Primas Kardinal Hlond bezeichnete 1948 in einer Predigt die<br />
bisherige Besiedlung des 'Piastenlandes' ('Ziemia Piastöw') als den 'wichtigsten und größten<br />
Erfolg unserer Nation'." (Georg W. Strobel. Chauvinismus und Verstrickung. Die Haltung der<br />
katholischen Kirche Polens gegenüber Deutschen und Deutschland, insbesonder nach 1945.<br />
München 1999)<br />
„1. Aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft muß mit Ehrfurcht gedacht werden. Der<br />
Versuch, manche Verbrechen zu verharmlosen oder gar zu verschweigen, verstößt nicht nur<br />
gegen das Ethos der Wissenschaft. Er ist Hohn und Unbarmherzigkeit den Opfern gegenüber.<br />
2. Die Vertreibung der Deutschen ... gehört zu den folgenschwersten Ereignissen der<br />
Zeitgeschichte, weil durch sie ein in Jahrhunderten gewachsenes Zusammenleben von Slawen<br />
und Deutschen ausgelöscht wurde ... Trotzdem existiert immer noch eine gewisse<br />
Tabuisierung dieser Thematik, die zwar nicht die Forschung, wohl aber die offene Diskussion<br />
hemmt. Es ist einfach eine Frage der historischen Vollständigkeit, sich auch diesem Kapitel der<br />
Geschichte zu stellen.<br />
3. ... Es ist einer freien Gesellschaft und einer freien Wissenschaft unwürdig, wenn man<br />
Zeithistorikern, die sich in seriöser Weise mit politisch heiklen oder gar unerwünschten<br />
Themen befassen, unterstellt, ihre Untersuchungen dienten bloß der 'Aufrechnung' oder<br />
'Apologie' von Verbrechen. Das Bild einer Epoche wird verfälscht, wenn man um politischer<br />
Wirkungen willen bestimmte Teilbereiche ausblendet.<br />
4. Die Vertreibung darf nicht als eine Frage von Schuld und Sühne betrachtet werden ...<br />
Jedoch wurden 14 Millionen Deutsche vertrieben - oder zur Flucht getrieben, was faktisch<br />
dasselbe bedeutet - offensichtlich, ohne nach ihrer persönlichen Schuld oder Unschuld zu<br />
fragen. Eine Strafe, die von der Berücksichtigung persönlicher Schuld und der<br />
Verhältnismäßigkeit der Mittel absieht, ist juristisch und moralisch nicht vertretbar.<br />
5. Ein Prinzip der Kollektivschuld ist ebensowenig für die Vertreibung anwendbar, wie es auch<br />
keine Kollektivschuld für einen Krieg geben kann ...<br />
6. Es gibt keine humanen Zwangsumsiedlungen, dies ist ein Widerspruch in sich, denn der<br />
erzwungene Verlust der Heimat kann nie human sein.<br />
7. Die Erörterung der Vertreibung hat eine eminente Bedeutung für die Gegenwart. Es ist kein<br />
abgeschlossenes Kapitel der Geschichte. Vielleicht darf ich als amerikanischer Beobachter<br />
meiner Überzeugung Nachdruck verleihen, daß die Bereitschaft der Bevölkerung der<br />
Bundesrepublik Deutschland, den östlichen Nachbarn mehr Vertrauen entgegenzubringen und<br />
eine echte freundschaftliche Beziehung aufzubauen, sehr wesentlich davon abhängt, daß die<br />
östliche Seite historische Aufrichtigkeit zeigt und die Vertreibung in ihrer geschichtlichen<br />
Tragweite - und Tragik - und damit den eigenen Teil an Verantwortung erkennt und<br />
anerkennt. Dies ist meines Erachtens ein notwendiger und noch fälliger Beitrag des Ostens zur<br />
Friedenspolitik und Friedensordnung.<br />
8. Das schreckliche Erlebnis der deutschen Vertriebenen sollte als Mahnung wirken, um<br />
anderen Völkern die Tragödie der Entwurzelung zu ersparen. Doch wenn die Erfahrungen von<br />
1945 als Fallstudie und als Warnung vor künftigen Vertreibungen dienen sollen, müssen diese<br />
Geschehnisse allgemein bekannt gemacht werden." (Zayas, A.-M. de: Anmerkungen zur<br />
Vertreibung der Deutschen aus dem Osten, S. 213 f.)