hier rechte Maustaste... - Lewin
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Um 1700 gehören zwei Drittel Schlesiens zu den unmittelbar der Krone gehörenden<br />
Erbfürstentümern; das letzte Drittel besteht aus Mediatfürstentümern.<br />
Durch drei Kriege zwischen Preußen und Österreich (seit 1740) kommen Schlesien und die<br />
Grafschaft Glatz an Preußen (endgültig 1763). Der Erbprinz Leopold von Anhalt-Dessau<br />
erobert 1741 die Grafschaft, 1742 die Stadt Glatz. 1741 bereits setzt Friedrich II. als oberste<br />
Behörde das „Feldkriegskommissariat" ein. Schlesien wird nicht dem preußischen<br />
„Generaldirektorium", dem Ministerium, unterstellt, sondern erhält einen Provinzialminister,<br />
der unmittelbar dem König unterstellt ist. (Friedrich II. will sich also möglichst direkt der<br />
Angelegenheiten seiner neuerworbenen Provinz annehmen.) Ihm unterstehen die Kriegs- und<br />
Domänenkammern von Breslau und Glogau, diesen wiederum die Landräte der Kreise (die aus<br />
dem Adel genommen werden). Die Städte dürfen ihre Bürgermeister und Ratsherren selber<br />
wählen. Die ummauerten Städte haben die „Akzise" zu entrichten: einen Zoll auf Güter, die<br />
eingeführt werden, und eine Steuer für in der Stadt erzeugte Waren; die kleinen<br />
(„unakzisbaren") Städte und die Dörfer müssen eine „Kontribution" bezahlen. Die<br />
Steuerbefreiungen von Kirche und Adel wird beseitigt. Die Grundherren behalten die Polizeiund<br />
Kirchenhoheit.<br />
Friedrich II. führt auch in Schlesien den Anbau der Kartoffel (und das spanische<br />
Merino-Schaf) ein. Der Anbau von Wein und Maulbeerbäumen (für die Seidenraupenzucht)<br />
scheitert am Klima. Eine entschiedene Förderung läßt der König der Grafschaft Glatz<br />
angedeihen: durch neue Ansiedlungen und die Unterstützung der Leinenindustrie, der<br />
Glasindustrie sowie des Steinkohle- und Erzbergbaus. Später freilich verursachen die<br />
preußische Freihandelspolitik und die mechanische Textilherstellung den Niedergang der<br />
Hausweberei.<br />
Nach dem Befreiungskrieg gegen Napoleon kommt es auch in Schlesien zu Reformen. Die<br />
Provinz wird in vier Regierungsbezirke gegliedert (Breslau, Liegnitz, Oppeln und<br />
Reichenbach, welch letzterer 1820 wieder aufgelöst wird). Das Bistum Breslau wird direkt<br />
dem Hl. Stuhl unterstellt (1929/30 zum Erzbistum erhoben). Dagegen bleibt die Grafschaft<br />
Glatz weiterhin bei der Erzdiözese Prag (übrigens bis 1972). 1631 wird sie Vikariat, 1929<br />
Generalvikariat. Die Vikare sind seit 1821 „Großdechanten".<br />
1890 wird eine Eisenbahnstrecke nach Rückers verlegt. Sie wird 1902 bis Bad Reinerz, 1905<br />
bis Bad Kudowa verlängert.<br />
Gegen Ende des I. Weltkrieges erheben tschechische Kreise Anspruch auf Glatz und<br />
Leobschütz: Im Unterschied in bezug auf Oberschlesien entscheidet sich die Friedenskonferenz<br />
in Versailles für die Integrität Niederschlesiens und damit für den Verbleib der Grafschaft bei<br />
Deutschland.<br />
Während die sowjetischen Truppen schon Ende Januar 1945 fast ganz Schlesien rechts der<br />
Oder besetzt haben, bleiben die Gebirgsgegenden im Südwesten bis Kriegsende in deutscher<br />
Hand. Die Oderfestung Breslau kapituliert erst am 6. Mai.<br />
Als die Konferenz von Potsdam beginnt (am 17. Juli 1945), hat Stalin bereits die Gebiete<br />
östlich der Oder und der Lausitzer Neiße der polnischen Verwaltung unterstellt. Schon Anfang<br />
April gab es einen polnischen „Bevollmächtigten des Bezirkes Niederschlesien". Da die<br />
Angloamerikaner schon 1943 in Teheran einer Westverschiebung Polens grundsätzlich<br />
zugestimmt haben, akzeptieren sie in Potsdam die polnische Verwaltung Ostdeutschlands; die<br />
endgültige Regelung der Grenzfrage bleibt einem künftigen Friedensvertrag vorbehalten.<br />
Im Juni 1945 beginnt die Vertreibung der Deutschen aus diesen Gebieten. Eine zweite<br />
Ausweisungwelle folgt von August bis November 1945, eine dritte von Februar bis Jahresende<br />
1946. Ende 1947 ist die offizielle Vertreibungsaktion beendet.<br />
(Quellen: Handbuch der historischen Stätten. Schlesien. Stuttgart 1977<br />
Lexikon der Grafschaft Glatz. Leimen 1984)