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Verteidigungs- und Rüstungspolitik, sondern durch das kooperative Einwirken auf das wechselseitige<br />
Rüstungsverhalten zu erreichen. Dabei wandeln sich – je nach dem Stadium der<br />
Konfliktbeziehung zwischen den Gegnern / Partnern – die spezifischen Funktionen, Instrumente<br />
und Erscheinungsformen der Rüstungskontrolle.“ 338<br />
4.1.2 Die Krise der Rüstungskontrolle ab 2001<br />
Spätestens mit dem markanten Datum des 11. September 2001 und den damit verbundenen<br />
Folgen haben sich die sicherheitspolitische Agenda und damit auch die internationale Rüstungskontrolle<br />
deutlich verändert. Insbesondere die neue Bush-Administration rückte fast<br />
vollständig von der Weiterentwicklung der Rüstungskontrolle ab. Maßgebliche Protagonisten<br />
der US-Administration unter George W. Bush hatten die Ablehnung internationaler Verträge<br />
und eine Stärkung unilateralen Handelns bereits vor der Amtseinführung des US-Präsidenten<br />
propagiert und entsprechende Politiken konzeptionell ausgearbeitet. Die Kündigung des bilateralen<br />
ABM-Vertrages 2002, 339 der die Möglichkeiten der Abwehr von strategischen ballistischen<br />
Raketen technologisch und geografisch begrenzt, und der nur noch aus wenigen Seiten<br />
bestehende Moskauer SORT-Vertrag 340 zwischen den nuklearen Supermächten 2002 leiteten<br />
die Erosion der Rüstungskontrollarchitektur ein, in deren Folge Russland das START-II<br />
Abkommen (Strategic Arms Reduction Talks, START) zunächst im April 2000 ratifizierte,<br />
aber die Implementierung von der Einhaltung des ABM-Vertrages durch die USA abhängig<br />
machte. Der internationale Terrorismus, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen<br />
und die Bedrohung durch sogenannte „Schurkenstaaten“ standen nunmehr im Zentrum<br />
sicherheitspolitischer Konzepte des Westens. Je nach Ausrichtung waren die Antworten auf<br />
diese Herausforderungen unterschiedlich. Während die Vereinigten Staaten den Schwerpunkt<br />
auf unilaterale militärische Mittel wie Raketenabwehr, verkleinerte, schlagkräftige Streitkräfte<br />
und damit auf eine Steigerung der Rüstungsanstrengungen 341 legten, betont die „Europäische<br />
Sicherheitsstrategie“ (2003) die UN-Charta, die Ausfuhrkontrolle und die Rüstungskontrolle.<br />
342 Die Bush-Doktrin hingegen sieht präventive Militäroperationen vor, um Staaten zum<br />
Abrüsten zu zwingen, die auf dem Weg sind, Massenvernichtungswaffen zu erlangen. Der<br />
Irak-Krieg 2003, der mit der angeblichen Bedrohung durch den Irak begründet wurde, hat<br />
338<br />
339<br />
340<br />
341<br />
342<br />
Müller u.a., 1996.<br />
Zu den politischen und rechtlichen Hintergründen vgl. Müllerson, 2001.<br />
Strategic Offensive Reductions Treaty.<br />
In der National Security Strategy von 2006 heißt es: “We are fighting a new enemy with global reach. The<br />
United States can no longer simply rely on deterrence to keep the terrorists at bay or defensive measures to<br />
thwart them at the last moment. The fight must be taken to the enemy, to keep them on the run.” (White<br />
House, 2006).<br />
European Security Strategy, 2003.