Das Amygdala-Konnektom der Ratte - RosDok - Universität Rostock
Das Amygdala-Konnektom der Ratte - RosDok - Universität Rostock
Das Amygdala-Konnektom der Ratte - RosDok - Universität Rostock
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1.2 Tract-Tracing<br />
Im Gegensatz zum humanen <strong>Konnektom</strong> ist es bei Versuchstieren nicht zwingend notwendig<br />
sich auf die funktionelle Bildgebung zu beschränken. Die Exploration <strong>der</strong> Gehirne bietet die<br />
direkte Möglichkeit für Analysen auf mikroskopischem Niveau. Dabei stellen Tract-Tracing<br />
Studien (neben Läsionsstudien, Strychnin-Neuronographie und Diffusion-Tensor-Imaging)<br />
seit vier Jahrzehnten aufgrund ihrer Zuverlässigkeit und weiten Verbreitung ein etabliertes<br />
Verfahren zur Untersuchung von Afferenzen (Input) und Efferenzen (Output) von neuronalen<br />
Strukturen dar (Wouterlood et al., 1997).<br />
Alle diese Tracingtechniken beruhen auf einer gemeinsamen Grundlage – dem axonalen<br />
Transport. Dabei werden chemische Substanzen („Tracer“) in eine bestimmte Hirnregion<br />
injiziert und nach einer definierten Zeit in Zielgebieten nachgewiesen. Dieser letztgenannte<br />
Schritt erfolgt über den optischen Nachweis des Tracers o<strong>der</strong> seiner Reaktionsprodukte, o<strong>der</strong><br />
bei radioaktiv markierten Aminosäuren über den radioaktiven Zerfall (Kamper, 2004).<br />
Eine grobe Einteilung <strong>der</strong> Tracer kann in physiologische und physikochemische Tracer<br />
erfolgen. Physiologische Tracer werden in ein lebendes Neuron aufgenommen und von ihm<br />
transportiert (Tab. 2). Diese Tracergruppe wurde bei allen in dieser Arbeit bearbeiteten<br />
Studien verwendet. Alle an<strong>der</strong>en Tracingmethoden fallen in die Kategorie <strong>der</strong><br />
physikochemischen Techniken. Hierbei verwendet man Golgi-Silber-Färbungen und die<br />
Diffusion von Farbstoffen (DiI) nach Injektion in fixierten Hirnschnitten, um die Ausbreitung<br />
und Diffusion, sowie Argyrophilie degenerieren<strong>der</strong> Fasern sichtbar zu machen (Wouterlood et<br />
al., 2006).<br />
Im Hinblick auf die Richtung des axonalen Transports <strong>der</strong> Tracersubstanz kann man zwischen<br />
anterogradem (vom Soma in Richtung terminale Synapsen) und retrogradem (von den<br />
terminalen Synapsen und/o<strong>der</strong> Axonterminalen in Richtung Perikaryon) Transport<br />
unterscheiden. <strong>Das</strong> Prinzip des retrograden axonalen Transportes ermöglicht dabei die<br />
Identifizierung <strong>der</strong> Ursprungszellen einer neuronalen Afferenz, die das Ziel-Kerngebiet<br />
erreicht, in welches injiziert wurde, wohingegen <strong>der</strong> anterograde Transport die<br />
Projektionsziele einer neuronalen Efferenz innerhalb des zentralen Nervensystems aufdeckt<br />
(Köbbert et al., 2000). Man unterscheidet bei den Tracingsubstanzen richtungsselektive<br />
Tracer, die ausschließlich in eine Richtung (nur anterograd wie z.B. radioaktiv markierte<br />
Aminosäuren o<strong>der</strong> ausschließlich retrograd, wie z.B. <strong>der</strong> fluoreszierende Tracer Diamino<br />
Yellow) transportiert werden, und bidirektional transportierte Substanzen, die sowohl eine<br />
anterograde als auch eine retrograde Transportcharakteristik aufweisen, z.B. Rhodamin-<br />
Dextran-Amin. Ausführlichere Informationen über Methodik des Tract-Tracing finden sich<br />
bei Köbbert et al. (2000) und Vercelli et al. (2000). Die Tab. 2 im Anhang enthält eine Liste<br />
aller Tracingsubstanzen, die im Verlauf <strong>der</strong> Publikationsauswertung in den Artikeln<br />
dokumentiert wurden.<br />
4