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Das Amygdala-Konnektom der Ratte - RosDok - Universität Rostock

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wurden und tritt beim Menschen bei verschiedenen an<strong>der</strong>en Konditionen<br />

(Mittelhirneinklemmung, Herpes-Encephalitis, temporale Ischämien, Z.n.<br />

Temporallappenentfernung im Rahmen <strong>der</strong> Epilepsiechirurgie, beginnen<strong>der</strong> M. Pick, transient<br />

bei Schädelhirntrauma, bei fortgeschrittenem M. Alzheimer etc.) auf (Hufschmidt und<br />

Lücking, 2006; Bin<strong>der</strong> et al., 2008; LaBar et al., 2009). Der Symptomkomplex spiegelt also<br />

das gesamte Funktionsspektrum des Corpus amygdaloideum wie<strong>der</strong>.<br />

Eine an<strong>der</strong>e holoamygdaläre Verän<strong>der</strong>ung ist das Urbach-Wiethe-Syndrom (= Hyalinosis<br />

cutis et mucosae = Lipoidproteinose). Es handelt sich hierbei um eine autosomal-rezessiv<br />

vererbte Erkrankung, bei <strong>der</strong> es zu Ablagerung von PAS-positivem Material (Verkalkung) in<br />

unterschiedlichen Geweben, u.a. Haut, Schleimhäuten, inneren Organen und <strong>der</strong> <strong>Amygdala</strong><br />

(bilateral) kommt. Die neuropathogischen Verän<strong>der</strong>ungen führen zu Störungen des Gefühlsund<br />

Soziallebens (insbeson<strong>der</strong>e die emotionale Bewertung von angstbelasteten<br />

Gesichtsausdrücken ist gestört) und Gedächtnisauffälligkeiten. Gelegentlich kommt es auch<br />

zur Entwicklung von epileptischen Syndromen (Nanda et al., 2001; LaBar et al., 2009).<br />

<strong>Amygdala</strong>-Verän<strong>der</strong>ungen zeigen sich auch im Rahmen von an<strong>der</strong>en neuropsychiatrischen<br />

Konditionen. Nicht selten sind hierbei einige Unterkerne <strong>der</strong> <strong>Amygdala</strong> beson<strong>der</strong>s affiziert.<br />

Bei Patienten mit Temporallappenepilepsie (TLE) sind vor allem <strong>Amygdala</strong>anteile<br />

geschädigt, die intensiven Input vom motorischen System und vom Hippokampus (als<br />

Schrittmacher <strong>der</strong> TLE) erhalten (LBNC, insbeson<strong>der</strong>e Medial division of Lateral nucleus,<br />

Basolateral amygdaloid nucleus). In diesen Kerngebieten findet man im <strong>Ratte</strong>nmodell<br />

Zellverlust, Gliose, verän<strong>der</strong>te Dendritenarchitektur und synaptische Alterationen. Beson<strong>der</strong>s<br />

die synaptischen (prä- und postsynaptisch) Verän<strong>der</strong>ungen mit Verlust GABA-haltiger<br />

Neurone im Lateral amygdaloid nucleus führen zu erhöhtem neuronalen Recruitment und<br />

Gefahr <strong>der</strong> Synchronisierung von epileptiformen Potenzialen (Hyperexzitabilität). Patienten<br />

mit <strong>Amygdala</strong>affektion weisen semiologische Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Krampfanfälle auf, die mit<br />

den Funktionen, die <strong>der</strong> <strong>Amygdala</strong> zugeschrieben werden, vereinbar sind. So ist Angst eine<br />

sehr typische Komponente <strong>der</strong> Anfälle (Pitkänen et al., 1998; Benini und Avoli, 2006).<br />

Beim Morbus Alzheimer ist zwar <strong>der</strong> Antikörper Alz-50-AK gegen Protein A68 in <strong>der</strong><br />

gesamten <strong>Amygdala</strong> nachzuweisen, <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> zytologischen Auffälligkeiten liegt<br />

jedoch in <strong>der</strong> kortikomedialen und basolateralen Gruppe, welche Projektionen zu<br />

neokortikalen Regionen und zum Hippokampus aufweist und damit Einfluss auf Kognition<br />

und Emotion zumindest teilweise haben könnten (Scott et al., 1992; Vereecken et al., 1994).<br />

Bei <strong>der</strong> Major-Depression findet sich eine Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Volumina <strong>der</strong> Core-Nuclei<br />

(Accessory basal nucleus, Basal nucleus, Lateral nucleus medial portion). Grade diese Kerne<br />

sind in <strong>der</strong> Informationsverarbeitung von Emotionen und emotionalem Gedächtnis durch<br />

intensive Verschaltung mit dem Hippokampus, orbitalen und medialen prefrontalen und<br />

sensorischen Hirnrinden-Gebieten (visuell, auditorisch, somatosensorisch) stark eingebunden<br />

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