Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Er ich Küh n<br />
Verdichtungsgebiete, Städte und ihr Umland aus städtebaulicher Sicht<br />
In unserer überlasteten Welt ist Er holung so notwendig wie nie<br />
zuvor. Die Freizeit wird zwangsläufig zunehmen , nicht nur wegen<br />
des allgemeinen Trends zu einem leichteren Leben. Die nicht ·<br />
aufzuhaltende Zunahme comput ergesteuerter Masch inen - auch<br />
in den Büros-. n iegeahnten Möglichkeiten der Mini-Prozessoren,<br />
die heftig diskutierte 35-Stunden-Woche, kürzere Arbeitszeit für<br />
Ältere, die Zunahme der noch aktionsfähigen Pensionierten , die<br />
Verlängerung des Urlaubs verschieben die Zeitant eile von Arbeit<br />
und arbeit sfreier Zeit.<br />
Darüber hinaus erfordert gesundes Leben in der Stadt Durchlüftung<br />
aus einem Frischluft-Reservoir.<br />
Innerhalb der Städte geschieht vieles, um sie lebenswert er zu<br />
machen und für diesen anderen, neuen Teil u nseres Lebens einzurichten;<br />
manches läßt sich in ihren Mauern noch verwir klichen,<br />
nicht aber a lies.<br />
In dieser Situation besteht die Gefahr, daß gärtnerisch und landwirtschaftlich<br />
genutzte Freiflächen in Stadtnähe unvorbereitet in<br />
Anspruch genommen werden. Stadtnahe Wälder sind besser vorbereitet,<br />
weil ihre Zusatznutzung durch Er holung und Freizeit<br />
weitgehend gesetzlich geregelt ist.<br />
Der Städtebau hat diese Freizonen, mit wenigen A usnahmen ,<br />
nur als Flächenausweisung einbezogen. Der englische Begriff<br />
„SLOAP" (Space Left Over After Planning) kennzeichnet die<br />
Situation. Hin und wieder wurden Freiflächen dieser Art sogar<br />
als „Negativflächen" bezeichnet.<br />
Die Best rebungen, die Stadt und ihr Stadt umland - und damit<br />
auch weitgehend Stadt und Land - als ein Ganzes zu sehen , lassen<br />
sich historisch und faktisch in drei Stadien gliedern:<br />
1. Eine allgemeine Anl)äherung von Stadt und Land,<br />
11. die Zusammengehörigkeit von Stadt und stadtnahem Umland,<br />
vornehmlich als stadtnahe Ernährungsbasis und als<br />
Element der Gliederung,<br />
111 . die Zusatznutzung durch Einordn~ng in neue städtische Lebensnotwendigkeiten.<br />
Zu 1.:<br />
Die vielfältigen Bemühungen. Stadt und Land allgemei n einander<br />
näher zu bringen. sind der Rahmen unseres auf z.T. baulich abgegrenzte<br />
Einheiten bezogenen Spezialanliegens. Wir sol lten daher<br />
kurz auf einige Bestrebungen hinweisen.<br />
Ein 1957 von dem damaligen Bundesernährungsminister Lüb ke<br />
angeregter Verein „Stadt - Land", der zunächst in 10 Großstädten<br />
tätig war. und heute in Nordrhein-Westfalen w irkt, hat<br />
die Aufgabe „parteipolit isch absolut neutral das Verständnis zwischen<br />
den Menschen in der Stadt und denen auf dem Lande<br />
herzustellen und zu vertiefen, Kontakte aufzubauen und Mißverständnisse<br />
und Vorurteile auf beiden Seiten au szu räumen".<br />
* Im Auftrage des Bu ndesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten, veranstaltet vom Land- und Forstwirtschaftlichen<br />
Informationsdienst<br />
Der Verein veranstaltet Praktika für Jugendliche aus der Stadt<br />
auf Bauernhöfen und vermittelt umgekehrt der Landjugend<br />
einen Einblick in städtische Indust rie- und Gewerbebetriebe.<br />
An den Wochenenden werden erwachsene Städter auf einem<br />
Bauernhof und Landwirte in der Stadt unt ergebracht, „damit sie<br />
Gelegenheit haben, ihre So rgen und Probleme miteinander zu<br />
besp rechen, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen und Verständnis<br />
füreinander zu wecken."<br />
Mit gleicher Int ensität, aber konzentriert auf eine Sonderaufgabe,<br />
bemüht sich seit fast 30 Jahren die „Verbindungsstelle Landwirtschaft<br />
- Indust rie e.V. Essen" u.a. um<br />
gegenseitige Aufklärung von Landwirtschaft und Indust<br />
rie,<br />
Aussprachemöglichkeiten zwischen j ungen Landwirten<br />
und industriellen,<br />
agrarpolitische Gespräche in einem Arbeitskreis,<br />
gemeinsame Besichtigung von landwirtschaftlichen und<br />
industriellen Betrieben,<br />
Klärung von St reitfragen.<br />
St ärker auf die Landwirtschaft ausgerichtet, aber durch die intensive<br />
Erörterung weltweiter Probleme. bemüht sich auch die<br />
„Agrarsoziale Gesellschaft in Göttingen - ASG" um eine Annäherung.<br />
Dem 1977 erschienenen Bericht „30 Jahre ASG in<br />
Zahlen und Daten" sind an Aktivitäten zu entnehmen:<br />
Mitgliederversammlungen mit prob lembedingten Referaten,<br />
2 Tagungen in jedem Jahr,<br />
78 Hefte einer Schriftenreihe,<br />
135 Hefte ei ner Materialsammlung,<br />
15 Hefte einer kleinen Reihe,<br />
Rundbr iefe in 28 Jahrgängen.<br />
. Eine Tagung im Jahre 1978 mit dem unserem Vorhaben verwandten<br />
Thema „Probleme und Strategien in stark belasteten<br />
Räumen" ist für uns sehr interessant, beschäftigt sich aber mit<br />
Gebieten, die stadtferner sind, als das stadtnahe Umland, mit<br />
dem wir uns beschäftigen. Die Themen einiger Vorträge kommen<br />
unserem Gesprächsthema sehr nahe:<br />
Reinhard Sa nder: Anforderungen des Umlands an Kernstädte,<br />
Karl Stumpf : Agrarwirtschaft im Verdichtungsraum ,<br />
Gerd Turowski: Verdichtung und Naherholung im Spannungsfeld.<br />
Auch Raumplaner. Stadtplaner. Landschafts- und Häuserplaner<br />
bemühen sich um d ie Bezüge zwischen Stadt und Land. I n d er<br />
ersten Phase des Wiederaufbaus schrieb der Verfasser in einem<br />
Aufsatz „Stadt und Land":<br />
„Durch viele deutliche Zeichen erschreckt, haben wir<br />
uns bisher nur um die Stadt bemüht und das Land - wie<br />
geblendet auch durch den Glanz der Stadt - übersehen<br />
und vernachlässigt.<br />
Heilung ist aber nur möglich, wenn Stadt und Land als<br />
untrennbare Einheit gesehen und behandelt werden . „<br />
St adtplanung verlangt Landplanung."<br />
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