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Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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Zustand unter anderem durch Einbringen einer starken Emissionsquelle<br />

und Verm inderung der Ventilation durch Dämme,<br />

Baum- und Strauchbestände stark einschränken. Schon jetzt ist<br />

zu erkennen, daß be i südlichen Windrichtungen eine meßbare<br />

Erhöhung der Immissionen durch die von dem Verkehr auf der<br />

südwestlich des Freiraumes Hexbachtal vorbeiführenden B 60<br />

und der südöstlich den Freiraum tangierenden Aktienstraße herrührenden<br />

Schadstoffe eintritt (Karte 2).<br />

D ie im mittleren Hexbachtal und im Engtal gelegenen Standorte<br />

werfen für den Bau und die Benutzung einer Durchgangsstraße<br />

große Probleme wegen der feuchten Standorte und des<br />

Anschneidens von Grundwasserhorizonten auf. Zur Sicherung<br />

der Straßenböschungen müßten hier umfangreiche ingenieurb iologische<br />

Maßnahmen durchgeführt werden. Im Bereich der unteren<br />

Hanglagen ist zunehmend mit Nebel und Glatteisbildung<br />

zu rechnen. Die Rinnenlagen sind , wie bereits im Abschnitt über<br />

das obere Hexbachtal erwähnt, für den Bau und die Benutzung<br />

von Durchgangsstraßen ungeeignet. Beide Teilräume würden in<br />

ihrer Funktion als Sammel- und Durchzugsgebiet für Kaltluft<br />

durch eine so lche Straße beeinträchtigt (Erhöhung der Oberflächentemperatur<br />

über der Straße und dadurch Minderung des<br />

Kaltluftflusses und der Belüftung von Stadtteilen von Oberhausen.<br />

eventuell unterstützt durch Dammbauten). Beide austauscharmen<br />

Teilräume würden durch die zusätzliche Emissionsquelle<br />

stark belastet.<br />

1 n den im unteren Hexbachtal gelegenen feuchten Standorten<br />

ergeben sich für den Bau und die Benutzung größerer Durchgangsstraßen<br />

ähnliche Probleme wie auf den gleichen Standorten<br />

in den übrigen Teilräumen. Bei zahlreichen Wetterlagen<br />

stagnieren die hier durch den Kraftfahrzeugverkehr erzeugten<br />

Schadstoffe.<br />

Wird die geplante Autobahn A 3 1 mit den vorgesehenen Ansch<br />

lußstellen im Hexbachtal gebaut, dann führt sie durch das<br />

ventilationsschwächste Gebiet des Untersuchungsraumes. Die<br />

Luft über der Straße würde in den beiden Kaltluftsammelgebieten<br />

stark mit Schadstoffen angereichert. D iese Schadstoffe<br />

würden bei bestimmten Wetterlagen in Richtung Oberhausen und<br />

unter Umständen auch in die Randgebiete der Bebau ung von<br />

Mülheim-Dümpten und Essen-Bedingrade weitergeleitet. Dammbauten<br />

würden den bodennahen Luftaustausch und damit die Bewegung<br />

der Kaltluft mindern und in ihrem Bereich zu hohen Immissionsansammlungen<br />

führen. Im Talbereich ist mit starker Nebel-<br />

und Glatteisbildung zu rechnen. Besonders am Tage, unabhängig<br />

von der Windrichtung, würde die Funktion des Freiraumes<br />

als kühlerer Bereich mit entsprechenden Auswirkungen auf<br />

die wärmeren angrenzenden Baugebiete eingeschränkt. Auch<br />

werden bei einem Bau der A utobahn die heute vorhandenen<br />

Erholungsgebiete im m ittleren Hexbachtal und im Engtal aufgegeben<br />

werden müssen. H inzu kommen die durch den Lärm<br />

verursachten A uswirkungen.<br />

Hieraus wird deutlich, daß aus landschaftsökologischer Sicht<br />

ein innerstädtischer Freiraum von der Größe und Form des Hexbachtales<br />

und einem hohen Anteil an empfindlichen Standorten<br />

für einen belastenden Eingriff. wie ihn eine Autobahn m it<br />

einem Verkehrsaufkommen von etwa 60 000 Fahrzeugen täglich<br />

darstellt, keine Tragfähigkeit mehr besitzt. Das Gleiche<br />

würde auf die Ansiedlung von den Boden, das Wasser und die<br />

Luft belastende Industrie- und Gewerbegebiete zutreffen.<br />

Vorschläge zur Flächennutzung<br />

Die Untersuchungen haben ergeben. daß die beiden Freiräume<br />

(Karte 2) hauptsächlich aus klimatischen und lufthygienischen<br />

Gründen und wegen ih rer Erholungsfunktion offengehalten werden<br />

müssen. Aus diesem Grund ist der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung auf den meisten Flächen der Vorrang zu geben. In zweiter<br />

Linie ist die Erholungsnutzung zu nennen. Diese besitzt für<br />

einige Gebiete (Engtal und mittleres Hexbachtal ) auch heute<br />

schon Vorrang. Auszuschließen sind emittierende Gewerbe- u nd<br />

Industriezweige, Durchgangsst raßen. Abfallageru ng und Forstwirtschaft.<br />

Alle übrigen Nutzungsarten so llten nur mit erheblichen<br />

Einschränkungen zugelassen werden. So sind z.B. Sportanlagen,<br />

Freibäder oder Kleingärten nur dort vorzusehen, wo sie<br />

die wesentlichen Funktionen dieser Freiräume, z.B. ihre stadt·<br />

k limatische und lufthygienische Wirkung, nicht beeinträchtigen.<br />

A ußerdem sollten solche Nutzungen nu r auf dafür geeigneten<br />

Standorten eingerichtet werden (vgl. hierzu auch Abschnitt 2).<br />

2 . Zur landschaftsöko log ischen und landschaftsgestalterischen<br />

Bedeutung des unbebauten Stadtumlandes,<br />

dargestellt am Stadtgebiet Aachen.<br />

Die Stadt Aachen gab im Dezember 1972 ein landschaft splanerisches<br />

Gutachten mit der A bsicht in Auftrag, die im St adtgebiet<br />

vorhandenen natürlichen Gegebenheiten zu erfassen und ihre<br />

Eignu ng für städtische und andere Nutzungsansprüche feststellen<br />

zu lassen. A us dem Ergebnis dieser Untersuchung sollten<br />

Vorschläge für die künftige Flächennutzung aus landschaftsökologischer<br />

und landschaftsgestalterischer Sicht gemacht werden.<br />

Im Rahmen dieses Beitrages ist es nicht möglich, näher auf die<br />

bei der Erarbeitung des Landschaftsplanerischen Gutachtens<br />

Aachen durchgeführten Untersuchungen und die daraus abgeleiteten<br />

Folgerungen einzugehen. An dieser Stelle sollen nur ei nige<br />

Ergebnisse diese Arbeit im Hinblick auf d ie landschaftsökologische<br />

und landschaftsgestalterische Bedeutung unbebauten Stadt·<br />

umlandes ei ner näheren Betrachtung unterzogen werden.<br />

Das Aachener Stadtgebiet hat Anteil an der Niederrheinischen<br />

Bucht und erstreckt sich nach Süden bis in die Eifel. Die höchsten<br />

Erhebungen liegen mit <strong>40</strong>5 m über NN im Süden, die tiefsten<br />

Stellen befinden sich mit 125 m über NN im Norden des<br />

Stadtgebietes. Die Stadt liegt in einem Kessel von rund 11 km<br />

Durchmesser.<br />

Auch hier prägen die natürlichen Gegebenheiten die Stadtstruktur,<br />

und einige der „stabilen " Bestandteile der Natur setzen sich<br />

nach wie vor durch. Im Übergangsgebiet zwischen N iederrheinischer<br />

Bucht, Eifel und Hohem Venn machen sich im Stadtgebiet<br />

sowohl d ie vergleichsweise hohen Temperaturen des Tieflandes<br />

(Jahresmittel der Lufttemperatur + 9.7°C) als auch d ie vergleichsweise<br />

hohen Niederschläge der Eifel bemerkbar. Im Verein<br />

mit den im Kessel befind lichen zahlreichen Wasserlä ufen,<br />

feuchten Standorten und heißen Quellen und dem durch die Kessellage<br />

eingeschränkten Luftaustausch bewirken die oben genannten<br />

klimatischen Eigenschaften eine hohe Schwüle- und Nebelhäufigkeit<br />

sowie eine hohe Immissionsgefährdung. infolge<br />

der zahlreichen Emittenten (Hausbrand, Abluft von Gewerbe<br />

und Industrie, Abgase aus hohem Verkehrsaufkommen) ist die<br />

Belastung und gesundheitliche Gefährdung der Menschen in<br />

dem im Kessel gelegenen dicht bebauten Stadtgebiet besonders<br />

hoch.<br />

Aus diesem Grund haben sowohl die innerstädtischen Freiräume<br />

als auch das im Aachener Kessel gelegene unbebaute Stadtumland<br />

eine besondere landschaf tsökologische Bedeutung. So<br />

kann z.B. das tiefer gelegene Umland aus lufthygienischen<br />

Gründen als Sedimentationsraum für Luftverunreinigu ngen, das<br />

höher als das dicht bebaute Stadtgebiet gelegene Umland aus<br />

stadtk limatischen Gründen als Frischluftherkunftsgebiet angesehen<br />

werden.<br />

Die im Rahmen des Landschaftsplanerischen Gutachtens Aachen<br />

durchgeführten geländek 1 imatischen, stadtk 1 imatischen und luft-<br />

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